Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Titel: Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
Vom Netzwerk:
abgelehnt werden.«
    »Talia, du hörst nicht zu.«
Das tust du nie,
stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Wenn wir uns an der P.   S.   107 bewerben, dann nur dort. Wir müssten die Bewerbung an der Jackson zurückziehen. Einen anderen Weg einzuschlagen wäre unredlich.«
    Gott bewahre, dass irgendwer in dieser Familie unredlich ist. Oh, ich vergaß, ich bin es ja.
»Die Schulbildung unseres Sohnes ist also ein einziges großes Glücksspiel?«
    »Das fasst es ganz gut zusammen«, sagte Tom. »Jetzt bist du am Zug.«

Ich rannte die Treppe hinauf, in der Hand das cremefarbene Blatt Papier, das ich in Xanders Bibliothek gefunden hatte. Schweiß tränkte meine gestärkte Bluse, die ich vor ein paar Stunden angezogen hatte. Im Badezimmer spritzte ich mir erst mal etwas kaltes Wasser ins Gesicht. Dann steckte ich meineiPod-Stöpsel in die Ohren. Autumn Rutherfords Morgenlektion würde meinen Herzschlag beruhigen.
    »Sprechen Sie mir nach«, sagte sie mit ihrer tiefen sonoren Stimme. »Ich tue jeden Tag eine Sache, vor der ich Angst habe.« Das hatte ich bereits abgehakt, und es war gerade mal Mittag. »Im Augenblick zu leben könnte der Sinn des Lebens sein.« War es so oder nicht? »Schlecht ist: Die Zeit verfliegt. Gut ist: Sie sind der Pilot.« Ihre Stimme war wirklich sehr tief. War Autumn ein Transvestit? »Das Bewusstsein kann sich immer nur mit einem Gedanken beschäftigen   – sorgen Sie dafür, dass es ein positiver Gedanke ist.« Ich sollte über etwas Erhabeneres als Autumns Geschlecht nachdenken. »Erfolg bemisst sich daran, wie Sie mit Rückschlägen fertig werden.« Das würde sich noch herausstellen. »Hören Sie gut zu und stellen Sie dann strategische Fragen.«
    Die Fragen hatte ich alle, ich wollte Antworten, und zwar sofort. Ich riss mir die Ohrstöpsel heraus und die Kleider herunter und legte die Rüstung eines schwarzen Kostüms an, zu dem Jules mir dringend geraten hatte, weil sie meine Garderobe insgesamt zu »süß« fand. Binnen zehn Minuten saß ich, ein neues Mitglied der Addams-Family, im Taxi; binnen dreißig Minuten stand ich vor dem Eingang des vertrauten bronzefarbenen Wolkenkratzers, der als Seagram Building bekannt ist.
    Normalerweise traf ich mich mit Xander unten im »Four Seasons«, wo wir den Abend mit einem perfekten Manhattan für ihn und einem Lillet für mich begannen. Bei schönem Wetter steckte ich mir die Haare hoch, Marke Holly Golightly, und wartete beim Brunnen auf dem großen Granitplatz. Doch heute war ich eine Frau mit einer Mission, die viel mehr von ›Apocalypse Now‹ hatte als von ›Frühstück bei Tiffany’s‹. Ich lief durch die steinerne Lobby, vorbei an einer Schar uniformierter Angestellter, und trat in den Aufzug.
    Denton Capital Advisers, die Firma, für die Xander aufdem Schlachtfeld der Finanzdienstleistungen arbeitete und Hedgefonds noch undurchsichtiger machte, als sie ohnehin schon waren, nahm eine der oberen Etagen ganz für sich in Anspruch. Als die Aufzugtüren sich öffneten, trat ich in ein lang gestrecktes Foyer, wo eine hellblonde Empfangsdame mir ein mattes Lächeln schenkte. Auf der Weihnachtsfeier letztes Jahr hatte ich sie nicht kennengelernt, was mich auf die Frage brachte, wann die diesjährige Gala stattfinden würde. Hätten wir die Einladung, immer extravagant aus Pergament mit Goldgravur, nicht längst bekommen müssen?
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie, als ich vor ihrem Schreibtisch stehen blieb   – einem exzellenten Stück aus Walnussholz, geschmückt mit einer auffallenden Orchidee. Als ich das letzte Mal hier war, hatte alles noch die Farbe frisch gedruckter Dollarnoten gehabt. Charlene hatte Denton ihren Stempel aufgedrückt.
    »Ich möchte mit Alexander Keaton sprechen«, sagte ich und versuchte, meine Aufregung zu verbergen.
    Die junge Frau tippte etwas in ihre Tastatur. »Es tut mir leid«, erwiderte sie und sah mich wieder an. »Wir haben auf der Liste unserer Mitarbeiter niemanden mit diesem Namen.«
    »Der Name ist Keaton, mit K«, erklärte ich. »K-E-A-T-
    O-N.«
    Sie wiederholte die Prozedur und lächelte. Ihre Zähne waren so strahlend weiß, dass sie schimmerten. »Madam, sind Sie sicher, dass Sie bei der richtigen Firma sind?« Madam? Sah ich aus wie ihre Mutter? »Keaton, Alexander?«, wiederholte ich. »Vielleicht sind Sie auf der falschen Etage ausgestiegen? Das hier ist Denton Capital Advisers.« Ihr Ton war neutral, doch ich hätte sie am liebsten erwürgt mit der Perlenkette, die ihr auf das

Weitere Kostenlose Bücher