Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese
weiß, dass wir uns heute treffen, oder?«
»Aber klar«, erwiderte Talia. »Ich habe sie heute Morgen noch gesprochen.«
»Ich habe ihr angeboten, sie mitzunehmen«, rief Chloe, »aber sie hat sich beim Carsharing ein Auto geliehen.«
Herrgott noch mal, anscheinend hatte jeder außer mir mit dieser Frau gesprochen. Mit einer Schale Oliven ging ich wieder zu den beiden. »Wie geht’s den Kindern?«, fragte ich.
»Dash gewöhnt sich langsam an Jamyang«, sagte Chloe. »Sie versteht mehr Englisch, als sie zugibt, glaube ich.«
»Ich fand’s gestern plötzlich mal so verdächtig ruhig«, erzählte Talia. »Und als ich nachsah, war Henry doch tatsächlich im Bad ins Waschbecken geklettert, hatte den Schrank darüber geöffnet und wollte gerade Toms Rasierer ausprobieren. Kein Ratgeber sagt dir, dass du auch die Schränke, die höher als 1,50 Meter über dem Boden angebracht sind, kindersicher machen solltest.«
Als Chloe begann, von ihrem fortgeschrittenen Töpfchen-Training zu berichten, bemerkte sie wohl, wie ich mich innerlich wand. »Wie läuft’s denn mit Arthur?«, fragte sie. Chloe, die uns verkuppelt hatte, zeigte stets ein Interesse an meiner Beziehung, als gehörte sie dazu.
»Er ist ein begnadeter Telefonierer.«
»Und seine Hände?«, fragte Talia. Ich hatte ihnen allen eine der Jules-Regeln besonders nachdrücklich eingehämmert: Die Hände eines Mannes waren – gleich nach der Zunge, versteht sich – das Wichtigste.
»Gute Hände.« Aber ich wollte nicht über Arthur reden. Ich war drauf und dran zu fragen, ob eine von ihnen wisse, wie es mit Quincys Wohnungssuche lief, da schob sie die Haustür auf.
»Irgendwer daheim?«, rief sie singend. Sie brachte mir Schokolade aus Manhattans angesagtestem Willy-Wonka-Ladenmit. Ich warf einen Blick in die Schachtel. Jedes einzelne Stück war so fein ziseliert, dass ich am liebsten mein Bad damit gekachelt hätte. Quincy deutete einen Kuss an – ihre vollen Lippen hielten größeren Abstand zu meiner Wange als gewöhnlich – und begrüßte dann Chloe und Talia mit der ungestümen Begeisterung, die sonst stets mir galt. Talia und Chloe bekamen es wahrscheinlich gar nicht mit: Quincy Blue war angefressen.
Das war doch genau der richtige Zeitpunkt, um sich meiner Kochkunst zuzuwenden, fand ich. »Es wird spät«, sagte ich. »Ladys, die Terrasse wartet.«
»Deine Menüs sind’s wert, dafür Hunger zu leiden«, sagte Chloe. »Was ich getan hab, den ganzen Tag lang.« Sie meinte es nett, doch es klang ganz nach den Worten einer Frau, die noch nie ein »Ave Maria« gebetet hatte, ehe sie auf die Waage stieg. Chloe hatte in der Schwangerschaft fünfundzwanzig Kilo zugenommen und ein halbes Jahr lang ausgesehen wie ein Teekessel, doch mittlerweile wog sie wieder so viel wie zuvor – plus magere drei Kilo, wie sie sagte.
Wie Frauen unter sich es machten, stopften auch wir vier uns mit Essen voll, und alle waren zufrieden. Doch ich wies die Komplimente von mir. Nicht, weil ich dadurch noch mehr Lob einzuheimsen hoffte; Leute zu bewirten ist nun mal meine Art zu zeigen, dass ich sie mag, was ich ganz ohne meinen üblichen Zynismus jederzeit zugebe.
»Zeit, Tacheles zu reden«, sagte ich, als ich auch noch die Krumen von allen vier Kuchentellern verspeist hatte und Cappuccino servierte. »Und da ich die Dame des Hauses bin, fange ich an. Rom«, begann ich, »ist die Stadt der Liebe.«
»Seit wann das denn?«, fuhr Quincy dazwischen. »Paris ist die Stadt der Liebe.«
»Ist Paris nicht die Stadt der Lichter?«, fragte Talia.
Ich ignorierte sie beide und begann, quasi eine Arie auf die italienischen Männer zu schmettern, Michelangelo im Besonderen,auf das milde Klima, die Villa Borghese, Fußball – oder
calcio
–, das Kolosseum, die Spanische Treppe, Haselnusseis und all die unbezahlbaren Kunstschätze der Vatikanstadt. Und nicht zu vergessen die vielen zwei Meter großen Senegalesen, die auf dem Weg dorthin allerlei durchaus akzeptable Imitate feilboten.
»Ich muss zugeben, das klingt alles verlockend«, sagte Chloe. »Der italienische Teil von ›Eat, Pray, Love‹ hat mir auch am besten gefallen!«
»Der gefällt jedem am besten«, fuhr Talia naserümpfend dazwischen. »Erwürgt mich mit meinen Gebetsriemen, wenn ich mich je bereit erkläre, auch nur eine Nacht in einem Ashram zu verbringen.«
»Hat dir nicht gefallen, dass die Mönche die Autorin zur Dienerin im Ashram machten, weil sie ständig so schrill wie ein
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