Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese
Ansässigen das alte Holzhaus inzwischen als Brennholz verfeuert hatten. Ich musste meinen Hintern mindestens drei Tage, ehe meine Gang kam, dorthin bewegen. Das bedeutete, ein Auto mieten, neun Stunden fahren, putzen wie ein Ein-Frau-Hygienetrupp, die Küchenschränke über die Vorräte meiner Schwiegereltern hinaus mit Cocktail-Oliven und Ritz-Crackern auffüllen und zusätzliche Handtücher, Bettlaken und Decken kaufen. Und auch Mausefallen. Chloe war eine richtige Prinzessin, und auch Jules und Quincy hatten es gern bequem und flauschig, wenn auch nicht gerade pelzig wie im letzten Jahr, als sich im Wäscheschrank kleine Nager niedergelassen, Party gemacht und sich vermehrt hatten.
»An dem Wochenende, an dem wir weg sind, könnten Tom und Henry doch mit Xander und Dash ins Naturkundemuseum gehen«, fügte ich hinzu. »Alle vier Jungs zusammen. Wäre das nicht nett?«
»Vielleicht am Sonntag. Jamyang würde sich über eine Auszeit freuen.«
»Hat sie am Wochenende denn nicht frei?«
»Du kennst doch Xander – Arbeit, immer und überall –, deshalb arbeitet sie die Tage, an denen ich weg bin. Wir zahlen ihr den doppelten Stundenlohn.«
Was Tom dazu wohl sagen würde? Nichts, was so gemein war wie das, was die Fiese Fiona gerade dachte. Ich sollte mich mit Chloe lieber über die Arbeit unterhalten, da waren wir auf der sicheren Seite.
»Deine Ideen für die Frischkäse-Kampagne waren übrigensunglaublich gut.« Chloes Präsentation war so überzeugend gewesen, dass nach dieser Werbung niemand je wieder nach Mascarpone greifen würde. Es gelang mir, mich mit ihr über die Werbekampagne zu unterhalten, bis wir die Brooklyn Bridge erreichten. Ich war selbst überrascht, was ich alles über Butterfett und Milchsäurebakterien wusste – denn das andere Thema, das ich unbedingt vermeiden wollte, war die Schule.
Als Tom davon angefangen hatte, dass er sich die Jackson Collegiate ansehen wolle, war ich wie vor den Kopf geschlagen gewesen. »Über eins, dachte ich, sind wir uns absolut einig, nämlich dass es eine öffentliche Schule sein soll«, sagte ich an dem Tag, als er mir die Schulbesichtigung vorschlug. »Ich habe kaum je einen Fuß in eine Privatschule gesetzt.« Ich war stolze Absolventin der Santa Monica Highschool und kannte immer noch den Text des alten Liedes »Dear old SaMoHi«. Ich trällerte drauflos. Und als Zugabe schwärmte ich wortreich von meinen zwei Jahren an der University of California – nichts, das ich bereut hätte. Mal abgesehen davon, dass der Astronomie-Kurs meinen Notendurchschnitt etwas gedrückt hatte. Aber woher hätte ich wissen sollen, dass erwartet wurde, die Sternbilder Andromeda und Kassiopeia auseinanderhalten zu können? Ich bin aus Südkalifornien. Bei der Kursanmeldung dachte ich mehr an das Lesen von Tarotkarten.
Ich redete immer weiter über die unbestreitbaren Vorteile von öffentlichen Schulen, bis Tom wieder auf die Jackson Collegiate zurückkam. »Die Jackson ist eine ausgezeichnete Schule und Betsy O’Neal ist eine hervorragende Lehrerin.«
Dennoch, ich beharrte auf meiner Meinung. »Leute, die es sich leisten können, in Manhattan zu wohnen, ziehen extra wegen der öffentlichen Schulen in Brooklyn hierher. Du selbst unterrichtest an einer öffentlichen Schule. Diese Entscheidung sollte doch wohl ganz einfach sein.« Ich war verärgert – und auch argwöhnisch. Kam da aufgrund seiner vornehmenHerkunft – Tom stammt aus einer der einflussreichen weißen protestantischen Familien von der Ostküste – etwa plötzlich so etwas wie ein Privatschul-Gen zum Vorschein? Bevor Tom sein Studium an einer der Elite-Universitäten abgeschlossen hatte, hatte er dasselbe Internat besucht wie schon zwei Generationen von Wells-Männern vor ihm, die dort der Familientradition folgend Rugby gespielt hatten, bis all ihre Kreuzbänder gerissen waren.
»Manchmal bist du wirklich stur bis zur Lächerlichkeit«, sagte er. »Ich bitte dich doch nur, dir diese Schule mal anzusehen.«
Da beschloss ich, das Geld-Argument einzusetzen. »Wie wollen wir je das Schulgeld aufbringen, wenn es uns schon schwerfällt, die Miete und gelegentlich eine Flasche guten Shiraz zu bezahlen?«
»Hast du noch nie etwas von Stipendien gehört?« Er sprach ganz ruhig, was noch schlimmer war, als wenn er geschrien hätte.
Ich fragte mich, welche Art von Gespräch Chloe mit ihrem Mann in diesem Moment führte. Vermutlich entschieden sie gerade, wie groß der Treuhandfonds für Dash
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