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Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Titel: Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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als nur zu, sich um diese Wohnung zu bemühen   – er wohnt ja sogar schon in dem Gebäude.«
    »Aber die Information, die du ihm gegeben hast, war gestohlen.« Sie sprach leise und langsam. »Weißt du nicht, dass es unrecht ist, sich fremdes geistiges Eigentum anzueignen?«
    Ich dachte gar nicht daran, irgendetwas Derartiges zuzugeben, und bezweifelte auch stark, dass Mrs Anwältin diesen Begriff richtig gebrauchte. Hatte ich ein Unrecht begangen? War die Immobilienbranche nicht ein freier Markt, wie die Liebe, der Krieg oder Spesenkonten, auf dem die, die sich am cleversten verhielten, gewannen? Ich fixierte Quincy mit meinem Blick und gab genauso leise und langsam wie sie zurück: »Tut mir leid, dass du dich darüber so aufregst.« Das war genau die Art unechter Entschuldigung, die die Leute zur Weißglut trieb.
    Sie verdrehte die Augen. »Du! Die sich meine Freundin nennt.« Und mit diesen Worten verließ Quincy mein Haus.
    Ich stand noch gut fünf Minuten im Flur, bevor ich denProsecco öffnete, mir ein hohes Glas voll einschenkte, es hinunterkippte und Arthur anrief.

Mit heulendem Motor brauste ich Jules’ Auffahrt hinunter und begann zu formulieren, was ich später am Abend in mein Tagebuch schreiben würde.
    Wenn ich Jules nicht so gern hätte, wäre der Verrat leichter zu ertragen,
begann ich.
Ich würde mich abwenden und diese Frau nie wieder eines Blickes würdigen. Aber uns verbindet eine gemeinsame Vergangenheit, und ich war immer der Ansicht, dass sie diejenige ist, die mich wirklich begreift. Ich habe weder Chloe noch Talia erzählt, was los ist, weil   … Bemitleiden die beiden Jake und mich? Versuchen sie, den Glanz ihres Mutterglücks matter erscheinen zu lassen, wenn ich das Zimmer betrete? Oder haben ihre Kinder nur sichtbar gemacht, was ich schon vor Jahren hätte bemerken sollen: Talia ist eine harte Nuss, die niemand je knacken wird   – vielleicht nicht mal Tom   –, und Chloe wird ewig unsicher dahintreiben, trotz Kind, Schönheit, Luxus und Liebe.
    Als ich auf den Highway abbog, trat ich das Gaspedal voll durch. Ich hatte dieses pure Glücksgefühl des Fahrens schon fast vergessen gehabt   – die Flucht eines jeden Mädchens aus Minnesota.
    Jules ist schon immer anders gewesen. Ich habe in ihrem Dunstkreis gelebt und ignoriert, dass er giftig ist. Wie oft habe ich sie starrköpfig und unvernünftig erlebt, doch bisher hat es mich amüsiert, ja sogar begeistert. Wenn Jules auch nur
das geringste Interesse an Politik hätte, würde sie die Lage im Nahen Osten regeln, noch bevor sie den Truppen ein Abendessen kochte.
    Ich überholte ein Auto. Dann noch eines.
    Aber diesmal ist sie einen Schritt zu weit gegangen.
    Ich überholte ein drittes Auto und scherte knapp davor wieder ein. Der Fahrer zeigte mir den Finger. Ich erwiderte die Geste.
    Woher hat Jules ihre schamlose Courage? Nicht von ihrem Vater, der abgehauen ist auf Nimmerwiedersehen, und auch nicht von dieser Mutter, die den Gin mehr liebt als Jules. Und garantiert nicht von ihrer älteren, von ihr so vergötterten Schwester, die Jules immer ewig auf ihre Besuche warten lässt. Jules gibt sich nie ihrem Selbstmitleid hin, so wie ich es tue. Sie macht einfach immer weiter.
    Ich sah auf den Tacho. 120   km/h. Meine Wut trieb das Auto voran. Oder auch nicht. Ich brauchte Benzin, und vermutlich hätte mir auch ein Stoß vom Elektroschocker eines Streifenpolizisten gutgetan. Als ich eine Tankstelle sah, hielt ich an. Mit etwas Glück bekam ich dort ein rezeptfreies Beruhigungsmittel.
    Ich füllte meinen Tank auf und rief Jake an. »Du musst mich von der Klippe herunterquatschen«, sagte ich. »Von jener, von der ich das egoistische Miststück Jules stoßen möchte.«
    »Aha. Was hattet ihr alle gleich noch mal zum Abendessen, sagst du?« Jake lachte. Normalerweise schmelze ich nur so dahin, wenn er versucht, mich zu beruhigen, aber an diesem Abend nicht.
    »Jules glaubt doch tatsächlich, dass sie im Recht ist!«, kreischte ich. Was ein gewisses Talent erfordert, wenn man gleichzeitig weint. »Oder zumindest nicht im Unrecht.« In dem Augenblick, den ich mir gab, um zu entscheiden, ob es da überhaupt einen Unterschied gab, steuerte ein etwa drei Meter großer Kerl direkt auf mein Auto zu.
    »Alles in Ordnung bei Ihnen, Ma’am?«, fragte er mit breitestem Westernakzent und tippte sich an seinen Cowboyhut. War der geradewegs einer Country-Ballade entstiegen oder bloß ein Serienmörder, der sich für ein Rodeo schick gemacht

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