Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese
Panjabi, Arabisch, Hebräisch und Italienisch.« Auch die Themen Sport, Ausflüge in Museen und religiöse Erziehung – es gab keine, sofern man die Geschichte fernöstlicher Spiritualität nicht dazuzählte – wurden noch abgehandelt, ehe Tom schließlich fragte: »Nach welchen Kriterien vergeben Sie Stipendien?«
»Das kommt ganz auf den Einzelfall an«, sagte Dr. O’Neal. »Aber wir haben natürlich finanzielle Ressourcen für besonders bedürftige Schüler.« Tom warf Talia einen Blick zu. Ihr Gesicht konnte ich nicht sehen.
Zum Schluss erteilte die Direktorin noch einmal Xander das Wort. »Was meinen Sie, wie viele Aufnahmeanträge Sie in diesem Jahr bekommen werden?«
Ihr Stolz war nicht zu überhören. »Wenn wir vom letzten Jahr ausgehen, dann würde ich sagen, über eintausend.«
»Und wie viele Plätze gibt es?«
»In der Vorschule zweiunddreißig.«
Diese Zahlen konnten nur eines bedeuten. Wenn Dashiel McKenzie Keaton auf diese Schule gehen sollte, mussten seine Eltern das Spiel mitspielen. Die Frage war nur, wie.
Obwohl ich vierzig Minuten lang mit Föhn und Rundbürste hantiert hatte, kringelten sich die Locken wie ein wild gewordener Heiligenschein um meinen Kopf. Ich sah aus wie das uneheliche Kind von Botticellis Venus und Tom Wolfe. Und noch dazu war dieser Morgen, wie mein Vater sagen würde, so heiß wie ein Hasid in Haifa. Mein gestärktes weißes Leinenkostüm wurde mit jedem Schritt schlaffer.
Die Stühle in June Rittenhouses Warteraum zwangen einen dazu, unnatürlich aufrecht zu sitzen, sogar die langstieligen französischen Tulpen auf dem Tisch wurden mit Drähten dazu angehalten, kerzengerade zu stehen. Fast eine halbe Stunde verging, ehe ich in einen Konferenzraum geführt wurde, in dessen Zentrum ein Tisch aus schwarzem Marmor stand, darauf zwei kleine Glasflaschen Evian.
Das Verhör kann beginnen. Ich bin schuldig, Detective. Ich gebe zu, unter Vorspiegelung falscher Tatsachen hier zu sein.
Doch als die Headhunterin das Zimmer betrat, war sie voll der Entschuldigungen über die Verzögerung und erfrischend faltig im Gesicht. Mit mehr Geschick als ich hatte June Rittenhouse ihr Haar zu einem perfekten Chignon gebunden, auch wenn es sich in offenem Zustand genauso kringeln musste wie meins; ich fand sie auf Anhieb sympathisch.
»Schön, Sie zu sehen, Ms Fisher-Wells«, sagte sie und schüttelte mir die Hand. »Nehmen Sie doch Platz. Ich habe mir Ihren Lebenslauf angesehen, Sie haben ja schon einiges erreicht.«
Wurde von mir erwartet, dass ich ihr bescheiden für das Kompliment dankte, fragte ich mich, oder sollte ich jetzt schon mit meinen unvergleichlichen Qualifikationen zu prahlen beginnen? Ich hielt mich an: »Danke schön.«
»Gut, fangen wir an. Was betrachten Sie als Ihre größte Leistung?« Sie sah mir so unverwandt in die Augen, dass ich am liebsten zurückgewichen wäre, aber das tat ich nicht; ich wollte nicht den Eindruck erwecken, ihr Atem sei nicht absolut minzfrisch. Im Büro so zu tun, als hätte ich alles im Griff, wenn Henry mich mal wieder die ganze Nacht auf Trab gehalten hatte; von Abigail Wells, der Urururenkelin strenger Prediger aus New England, akzeptiert zu werden – das waren wirkliche Leistungen! Doch ich sagte etwas anderes. »Das war mit Sicherheit die Präsentation für Odor-Eaters, für die wir nur vierundzwanzig Stunden Zeit hatten. Meine Ideen für diese Werbekampagne haben uns den Multimillionen-Dollar-Deal verschafft.« Ich schmückte meine Biografie mit hübschen Anekdoten, übertrieb hier und da ein wenig und sah June Rittenhouse Notizen machen, während ich innerlich lamentierte, dass all meine Arbeit darauf gerichtet war, den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen.
»Arbeiten Sie lieber allein oder im Team?«
Heikel. War der infrage stehende Job – wenn es überhaupt einen konkreten Job gab – der eines freien Beraters ( »Am besten arbeite ich ganz auf mich gestellt, vorzugsweise monatelang in die Tundra zurückgezogen.«) oder ging es um eine klassische Anstellung ( »Ich arbeite am liebsten im Team und lege Wert auf endloses Brainstorming mit geistlosen Einfaltspinseln, die sich meine Ideen unter den Nagel reißen.«)?
»Eigentlich komme ich mit beiden Arbeitsweisen sehr gut zurecht«, sagte ich und gab ihr Beispiele für meine großartigen Auftritte sowohl als Solistin wie auch im Orchester.
Sie gab nur ein rätselhaftes »Aha« von sich, stellte noch einige Fragen und sagte dann: »Für die richtige
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