Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese
Stelle, Ms Fisher-Wells …«
»Talia.«
»Talia, würden Sie umziehen?«
»Ich wünschte, ich könnte Ja sagen«, gab ich ehrlich zu.»Doch mein Mann ist Lehrer und wir wollen wegen seines Jobs hier bleiben, obwohl ich mir eine Stelle in, sagen wir, New Jersey oder Westchester vorstellen könnte.«
»Wo unterrichtet Ihr Mann?«
»An der James Madison in Brooklyn.«
»Nein!« Auf einmal strahlte sie mich an. »Ist das zu glauben? Der Sohn meiner Haushälterin ist Schüler dort. Wie heißt Ihr Mann?«
»Thomas Wells.«
»Sie sind
Mr Wells’
Ehefrau?«, fragte sie so beeindruckt, als hätte ich ihr gerade anvertraut, dass Tom Anspruch auf den englischen Thron hatte.
»Ja, das bin ich.«
»Ich kann Ihnen gar nicht sagen, was für ein Glücksfall Mr Wells ist. Die Art, wie er José auf die Abschlussprüfung vorbereitet hat und wie er dieses Basketballteam aufgebaut hat. Ich habe im letzten Jahr von nichts anderem gehört.«
Ich auch nicht.
»Es wäre ein Verbrechen, wenn Ihre Familie Brooklyn verließe«, sagte sie und sah mich einmal mehr mit ihrem plötzlich aufleuchtenden Strahlen an.
Dieses Gespräch ist beendet,
dachte ich, aber sie redete eifrig weiter. »Ich wollte Ihnen zwei verschiedene Stellen vorschlagen, doch der Job in Cincinnati ist dann natürlich nichts für Sie. Aber da ist noch diese kleine Werbeagentur in Tribeca. Mein Kunde braucht jemanden mit Sinn für Mode und Dekoration, und er hofft darauf, sein Geschäft auf die Felder Reisen, Wein und Spirituosen ausweiten zu können.«
Keine Hygienesprays? Keine Blutverdünner für dramatisch verstopfte Venen?
»Interessiert Sie das, wo Sie doch bisher eher mit Verbrauchsgütern zu tun hatten?«
Ich mochte ja gut verheiratet sein, hatte aber keinerlei Erfahrung mit den glitzernden Bereichen, die June Rittenhousegenannt hatte. Chloe schon, dachte ich unwillkürlich, weshalb wohl auch sie der Headhunterin vorgeschlagen worden war.
»Daran wäre ich sehr interessiert. Ich habe einen Punkt erreicht, an dem ich neue Herausforderungen brauche, und die Vorstellung, in einer neuen Firma zu arbeiten, ist …« Ich suchte nach einem Adjektiv, das auf der Höhe der Zeit war. Doch mir fiel nichts anderes ein als
elektrisierend,
ein Wort, das alles andere war als das.
»Sehr gut. Der nächste Schritt für Sie wäre dann, eine Probepräsentation anzufertigen. Alles, was Sie wissen müssen, ist hier drauf.« Sie reichte mir eine CD-ROM. »Schaffen Sie das innerhalb einer Woche?«
»Ich habe in drei Wochen einen Abgabetermin für ein großes Projekt«, log ich. »Könnten wir das etwas verschieben?«
Jetzt zeigte sie wieder ihren unverwandten Blick. »Nun, dann innerhalb zwei Wochen«, sagte sie im Ton einer Frau, die es nicht gewohnt war, ihre Entscheidungen zu diskutieren. Als sie aufstand und mir die Hand reichte, klingelte mein Handy.
»Entschuldigen Sie bitte«, sagte ich. »Ich muss wohl vergessen haben, es auszuschalten.«
Sie lächelte. »Nehmen Sie den Anruf lieber an – es ist vielleicht Ihr Mann.«
Der Heilige? »Oh, es ist nichts Wichtiges«, winkte ich ab. Ich hatte den Norah-Jones-Klingelton erkannt und schaltete das Handy aus. Es war Chloe gewesen.
***
Am nächsten Morgen klingelte etwa um zehn das Telefon. »Hab ich dich gäwäckt, Lieblink?« Seit sie im Alter von fünfzehn Jahren nach Amerika kam, wohnte Mira Fisher vier Blocks vom Pazifischen Ozean entfernt, doch ihr Zsa-Zsa-Gabor-Akzent klebte an ihr wie der Schokoladenguss auf einer Sachertorte.
»Nein, Mommy. Henry und ich sind schon seit Stunden wach«, erwiderte ich.
»Wie gäht es meinäm Änkälsohn?«
Während ich das Neueste aus Henrys Leben berichtete – wie sehr sein Vokabular explodierte, wie furchtlos er den Mount Everest des Spielplatzes erklomm und wie bereitwillig er Yambohnen aß –, wurde die Sehnsucht nach meiner Mutter so groß, dass ich beinah das Gefühl hatte, sie stünde im Raum und würde mir mit ihren haselnussbraunen Augen aufmunternd zuzwinkern. Tom mochte ja der beste Ehemann der Welt sein, doch keiner auf Erden würde mich je so glühend lieben wie meine Mutter. So waren die Frauen in meiner Familie. Die Löwen-Ladys, wie Tom sagte.
»Ist Chloä wiedär im Büro? Hattest du auch mal frei? Ich machä mir Sorgän um dich.«
Ich wählte meine Worte sorgsam. »Alles läuft prima, Mommy. Aber ich habe eventuell Aussicht auf einen anderen Job – einen sehr guten.«
»Schahh«, machte sie und »Puh-puh-puh«
,
so als könnte sie mit
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