Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese
tun, und hast du einen besseren gefunden?‹« Sie ahmte ihre Nonna nach. »›Gib ihm doch noch eine Chance. Auf Dauer wirst du mit Arturo auch nicht weniger glücklich als mit George Clooney, der dich, falls du es noch nicht gemerkt haben solltest, nicht zurückruft.‹«
Ich musste die Frage stellen, weil wir darüber früher schon einmal geredet hatten. »Aber warum sich einen Mann schönreden?«
Jules sah mich mitleidig an. »Ich schätze deine schwesterliche Unterstützung zwar, aber hast du dir in letzter Zeit mal meinen Hintern angesehen? Jede Arschbacke ist so groß wie ein Pizzafladen. Wie könnte ich Arthur da einfach in die Wüste schicken?«
Hinter verschlossenen Türen hatte Jules bestimmt eine Sensibilität, von der Männer nicht genug bekommen konnten. Und was sonst noch so in ihr schlummerte, bekam eben der Rest der Welt zu sehen. »Das kaufe ich dir nicht ab. Da musst du dir schon etwas anderes einfallen lassen, um mich zu überzeugen.«
Zwei Ausfahrten und einen langen Song von Eric Clapton später versuchte sie es. »Also, um das mal festzuhalten, ich mag natürlich eine Menge an Arthur. Erstens, er braucht jemanden, der für Ordnung sorgt, und ich bin die geborene Managerin. Zweitens, mindestens die Hälfte der Zeit lache ich mit ihm, nicht über ihn. Drittens, er ist klug. Viertens, er trinkt nicht. Fünftens, er ist heterosexuell, und sechstens, er braucht kein Viagra. Siebtens, er ist kein geschiedener Daddy mit einer gepiercten sechzehnjährigen Tochter, die ich genauso hassen würde wie sie mich. Achtens, er ist weder Politiker noch Sportler, zu deren Job es ja geradezu gehört, hinter jedem Rock her zu sein. Neuntens, er hört zu, wenn ich ihm seinen Mist vorhalte, und zehntens, der wichtigste Grund von allen, er hält mir meinen vor. Das sind jetzt zwei Hände voll Gründe. Soll ich weitermachen?«
»Sag mir nur eins, hat irgendetwas davon mit Liebe zu tun?«
Jules heulte auf. »Chloe, Kindchen, sehe
ich
aus wie eine verdammte Romantikerin?«
»Mal im Ernst, was macht denn in diesem Jahrhundert die Liebe aus?«
»Bitte, sag mir, dass du selbst die Antwort darauf bist.«
Na ja, ich kann nicht abstreiten, dass meine Hochzeit so altmodisch war wie ein Petticoat: Jules, Quincy und Talia steckten in Brautjungfernkleidern aus rosa Seersucker – und der Rest des Festes war, was den Stil betraf, gewissenhaft darauf abgestimmt. Xander – oder zumindest seine Sekretärin – schickt mir hin und wieder Blumen, auch wenn ich zugeben muss, dass es zwischen uns mittlerweile immer seltener wie bei einer romantischen Verabredung zugeht, sondern eher wie auf einer Vorstandssitzung, in der es um Stategien zur Profitsteigerung geht.
»Um mal etwas zu Arthurs Verteidigung zu sagen – er hat mich kürzlich erst für einen Job vorgeschlagen.«
»Siehst du?«, sagte Jules und tippte sich an die Schläfe. »Hab ich nicht gesagt, er ist clever? Er gibt sich gern großzügig, solange es ihn nichts kostet.«
Ich beschloss, die Prämie nicht zu erwähnen, die er bekommen würde, wenn ich den Job ergatterte.
»Hab ich übrigens irgendwas verpasst?«, fragte sie. »Ich wusste gar nicht, dass du Interesse an einem Jobwechsel hast.«
»Ich würde schon zu einem Vorstellungsgespräch gehen, wenn es sich ergibt. Veränderung ist doch gut, oder?« Was ich natürlich ganz und gar nicht finde. Ich hasse Veränderungen, weil sie Furcht einflößend sind. Erst nach ein paar weiteren Meilen fügte ich hinzu: »Der Job würde über eine Headhunterin laufen, aber sie hat mich noch nicht angerufen.«
»
Falls
es diese Headhunterin überhaupt gibt.« Jules lachte. »Arthur produziert viel heiße Luft.«
Bald darauf übernahm Jules das Steuer, und dann musste ich wohl eingeschlafen sein, denn als ich blinzelte, waren wir allem Anschein nach mitten in einem Musikvideo zu einem patriotischen Country-Song gelandet. Amerikanische Flaggen wehten vor kleinen mit Schindeln verkleideten Häusern, große struppige Hunde liefen frei herum, Kinder fuhren Fahrrad und rannten durch Sprinkler, ein paar geschäftstüchtige Mädchen mit Zöpfen hatten einen Stand aufgebaut, an dem sie Schokoladenkuchen verkauften.
»Halt an!«, rief ich.
»Geht nicht. Wir sind bereits eine Stunde zu spät dran.« Und so fuhren wir weiter, vorbei an einem Postamt, einer Bücherei im Westentaschenformat und einem Laden, der auf einem handgeschriebenen Schild Würmer und andere Angelköder anpries. »Wo müssen wir lang?«
Ich blickte
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