Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese
ist nicht gerade das, was man sich unter einer angenehmen Zimmergenossin vorstellt. »Du könntest es dir mit Jules teilen.« Das Zimmer hatte zwei verschnörkelte Himmelbetten, doch Quincy trat nicht mal ans Fenster, um einen Blick hinauszuwerfen. »Lass mal das andere Schlafzimmer sehen«, sagte sie nur.
Es war nur halb so groß, mit einem schmalen Einzelbett. Quincy streckte sich darauf aus und sackte langsam hinein. »Eher nicht, glaube ich«, sagte sie.
»Es gibt noch ein weiteres Bett, draußen in der Loggia. Wenn es kalt wird, frierst du dir da allerdings den Hintern ab. Aber wenn wir mit etwas gesegnet sind hier draußen, dann mit Decken.«
»Zeig doch mal.« Wir gingen quer über den Flur, und ich stieß eine Fliegengittertür auf.
»Herrlich«, rief Quincy, obwohl ich nicht wusste, was daran so herrlich sein sollte: Das Bett und die Aussicht in dem großen Zimmer waren viel besser. Doch sie hatte sich bereits entschieden und warf ihre Reisetasche in eine Ecke.
Quincys Wahl verwirrte mich, und während wir den Rest des Nachmittags mit Schwimmen und der Menüplanung für die kommenden Tage zubrachten, wartete ich insgeheim darauf, dass sie es mir erklärte, aber das tat sie nicht. Also wagteich einen subtilen Vorstoß: »Sag mal, vielleicht habe ich mir das nur eingebildet, aber als wir uns bei Jules zum Essen trafen, war da doch was zwischen ihr und dir.« Doch Quincy gab nur eine ausweichende Antwort. Am Abend im Hummerrestaurant war es vorbei mit der Subtilität: »Was zum Teufel ist eigentlich los mit dir und Jules?«
»Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, sagte Quincy.
Wieder zu Hause angekommen, zogen wir uns Pyjamas an, doch ans Schlafen war nicht zu denken. Die Luft war zu stickig, die Grillen lärmten zu laut und meine Seele war zu belastet mit der Frage, wie ich eigentlich gleichzeitig den Essay über Henry und die Präsentation für June Rittenhouse schreiben wollte. Ich hatte schon fünfmal begonnen, doch all meine Werbeideen klangen wie der letzte Mist. Und seit ich hier im Ferienhaus war, wurde ich immer nervöser.
»Was würdest du sagen, wenn ich uns noch einen Wein aufmache?«, fragte ich.
»Schenk ein, würde ich sagen«, erwiderte Quincy.
Ich holte einen Sauvignon blanc aus dem Kühlschrank. Ich wusste nicht, ob er leicht war oder schwer, nur dass er eiskalt war und weniger als zehn Dollar gekostet hatte. Wir saßen nebeneinander auf der Veranda, die Flasche und eine flackernde Citronellakerze auf dem wackeligen Korbtisch zwischen uns. Ich hatte schon jeder von uns ein zweites Glas eingeschenkt, ehe ich genug Mut fasste. »Ich muss mit dir reden«, sagte ich.
»Ich dachte, das tun wir schon.«
»Ich fühle mich schuldig.«
»Na, du wirst doch nicht was angestellt haben.« Quincys Ton klang fröhlich und verschmitzt, als erwartete sie zu hören, dass ich mit Eliot, meinem verheirateten Chef, nach London durchbrennen wolle. Ich sah sie an. Ihr ebenmäßiges Gesicht mit der noblen, schmalen Nase war umrahmt von strubbeligem Haar, das sie sich selbst schnitt. Es hat mir immergefallen, dass Quincy sich nicht allzu wichtig nimmt oder vorschnell urteilt. Ein solches Gespräch könnte ich niemals mit Jules führen, die mir schon einen Rat geben würde, noch ehe ich ihr meine Gründe darlegen konnte.
Doch plötzlich blieben mir die Worte im Halse stecken. Man nahm einer Freundin nicht den Job weg, und schon gar nicht, wenn man vorhatte, mit ihr vier Tage lang der Freundschaft zu huldigen. Ich wollte Quincy erzählen, wie ich Chloe hintergangen hatte, doch ich kannte diese Talia nicht und konnte ihre Beweggründe nicht erklären, nicht einmal mithilfe der Fiesen Fiona. Quincy fixierte mich mit einem Blick aus ihren Katzenaugen. Ich wich auf ein minderes Vergehen aus. »Tom setzt alle Hebel in Bewegung, um Henry in eine Privatschule zu bekommen.«
»Und deshalb fühlst du dich schuldig?« Quincy verzog das Gesicht. »Nun, Tom. Wenn ich ein Kind hätte …« Hier holte sie einmal tief und deutlich hörbar Luft. »Ich würde wollen, dass es jeden Sommer an diesen obszön teuren Sommerlagern hier in der Gegend teilnimmt und natürlich auf die beste Schule geht.«
»Es ist nicht nur, dass ich mir wie ein Angeber vorkomme, wenn ich Henry auf eine Privatschule schicke, die wir uns übrigens gar nicht leisten können.« Ich wand mich. Selbst das war schwieriger, als ich erwartet hatte. »Chloe und Xander haben für Dash dieselbe Schule ausgesucht, und … und es gibt nur sehr wenige
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