Freundlich, aber bestimmt - wie Sie sich beruflich und privat durchsetzen
Sie unsicher und nervös sind oder Schuldgefühle haben, wenn Sie einem nahen Verwandten etwas abschlagen, beginnen Sie das Gespräch genau damit: »Es ist schwer für mich, dir das zu sagen, weil ich dir keinen Kummer machen will …« oder »Ich musste erst mal meinen Mut zusammennehmen, um dich darauf anzusprechen …« oder »Es macht mir ein schlechtes Gewissen, wenn ich so etwas sage, aber ich kann in Zukunft nicht mehr …«
Falls Ihr Gegenüber Ihre Position nicht akzeptiert, sagen Sie ganz einfach: »Nein, tut mir leid, ich kann nicht …« Sie müssen keine Erklärung geben. Wenn der andere Sie zu überreden versucht, wiederholen Sie Ihre Worte einfach. Manchmal werden Sie das fünf oder sechs Mal tun müssen, bevor die Botschaft beim anderen ankommt. Wenn er dann eingesehen hat, dass Sie sich nicht umstimmen lassen, können Sie einen Kompromiss anbieten, der für beide Seiten passt: »Aber ich kann samstags kommen.«
Möglicherweise wird Ihr Gegenüber verärgert darauf reagieren, dass Sie seinen Ansprüchen nicht mehr so nachkommen wie gewohnt. Vielleicht wird der andere wütend oder überwirft sich mit Ihnen. Aber wie dem auch sei, Sie sind nicht verantwortlich für dessen Verhalten. Machen Sie sich klar, dass eine solche Reaktion manipulativ ist. Falls Sie sich darauf einlassen und klein beigeben, müssen Sie die Konsequenzen tragen. David jedenfalls erkennt nach und nach, dass seine neue Beziehung keine Chance haben wird, wenn seine Mutter weiterhin sein Leben dominiert.
Hinweis
Achten Sie auf Ihre Körpersprache und Ihren Tonfall. Die Tatsache, dass Sie Nein sagen, bedeutet nicht, dass Sie aggressiv oder laut werden müssen. Strahlen Sie Freundlichkeit aus: Der andere ist ein Familienmitglied und Sie wollen weiter eine gute Beziehung zu ihm aufrechterhalten.
Kritik entgegennehmen
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Tiffany und Paul haben vor Kurzem eine neue Wohnung gekauft, die sie nun mit sehr begrenzten finanziellen Mitteln renovieren und einrichten. Pauls ältere Schwester Pam ist mit ihren beiden Kindern häufig zu Besuch. Ihr Ehemann Jack, ein Bauunternehmer, kommt selten mit, aber wenn er es tut, äußert er sich immer wieder kritisch über die Anstrengungen von Tiffany und Paul. Er macht Witze darüber, wie sie ihre Wände streichen, und sagt Dinge wie: »Diese Regale bleiben garantiert nicht lange stehen.«
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Tiffany verübelt Jack seine Kommentare und hat inzwischen fast Angst vor seinen Besuchen. Sie will es sich aber nicht mit Pauls Schwester verderben, deshalb sagt sie nichts, sondern verhält sich passiv. Auch Paul ist verärgert, doch er reagiert eher aggressiv. Weil er in der Vergangenheit schon öfter Auseinandersetzungen mit Jack hatte, zieht er sich bei Besuchen seines Schwagers in sein Arbeitszimmer zurück – was dazu führt, dass Tiffany alleine mit der Situation zurechtkommen muss.
Äußerungen wie die von Jack erfüllen keinen konstruktiven Zweck; sie dienen nur dazu, den anderen abzuwerten und das Selbstwertgefühl desjenigen zu stärken, der sie macht. Manchmal halten sich solche Leute allen Ernstes für witzig und sind bestürzt, wenn man sie darauf hinweist, wie verletzend ihre Kommentare wirken. Jack allerdings ist ein Rüpel; es macht ihm Spaß, dass er seinem Schwager so leicht zusetzen kann.
Was zu tun ist
Einem Menschen wie Jack begegnet man am besten mit Humor. Das ist eine Herausforderung, wenn man gerade wütend auf ihn ist, doch Tiffany und Paul können sich ja auf seinen nächsten Besuch vorbereiten und sich vorher ausdenken, was sie auf seine unvermeidlichen Kritteleien erwidern wollen. Sie können eine Strategie entwickeln und sie im Rollenspiel erproben. Falls Sie so etwas noch nie getan haben, wird es Ihnen zunächst seltsam vorkommen, doch ein paar witzige Kommentare auszuprobieren und zu testen, welche Körperhaltung und welcher Gesichtsausdruck dazu passen, kann sehr nützlich sein und Ihnen dabei helfen, mit einer Situation umzugehen, die unerträglich geworden ist.
Ein möglicher Weg ist eine direkte Aufforderung zur Kritik. Zum Beispiel könnten die beiden, nachdem sie frisch gestrichen haben, Jack die Tür aufmachen und lachend sagen: »Okay, lass uns das gleich über die Bühne bringen: Erklär uns, was wir diesmal falsch gemacht haben.« Allerdings sollten sie darauf achten, nicht sarkastisch zu klingen, denn Sarkasmus ist immer eine aggressive und damit unangemessene Strategie. Wichtig ist auch, dass der Tonfall und die Körperhaltung nicht die wahren Gefühle
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