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Frevel im Beinhaus

Frevel im Beinhaus

Titel: Frevel im Beinhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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nur daran denkt wegzulaufen, werde ich dafür sorgen, dass Ihr Eurem Schöpfer schneller ins Auge blickt als geplant.»
    Adelina erstarrte, als er das Messer hob und mit der Spitze leicht über ihren Bauch strich. «Ärgerlich wäre es obendrein», fügte er hinzu, «denn damit würdet Ihr mir einen großen Schatz vorenthalten.»
    Unvermittelt ließ er sie los und ging rückwärts zum Ausgang. «Ich fürchte, ich muss Euch nun alleine lassen», sagte er in höflichem Plauderton. «Leider gibt es hier nichts, das Euch den Aufenthalt bis heute Nacht angenehmer gestalten wird.» Er legte den Kopf auf die Seite und musterte sie. «Falls Ihr versuchen möchtet, Euch durch Rufen bemerkbar zu machen – nur zu. Dieses Mausoleum ist weit von der Straße entfernt, und seine Mauern sind aus großen Sandsteinquadern errichtet. Ihr werdet also eher heiser werden, als jemanden hierherzulocken.» Er lächelte verbindlich. «Mich müsst Ihr nun entschuldigen, denn ich muss noch einiges in die Wege leiten.»
    Adelina stockte der Atem. «Was habt Ihr vor?»
    «Was glaubt Ihr denn? Wenn ich den Verdacht auf Meister Jupp und die seinen richten will, muss noch allerlei vorbereitet werden. Und dazu werde ich den guten Michel benötigen.»
    «Das dürft Ihr nicht tun!»
    Emilianus zog unwirsch die Brauen zusammen. «Weib, sagt Ihr mir nicht, was ich tun darf und was nicht.»
    «Sie werden Euch nicht glauben», sagte Adelina verzweifelt. «Ganz gleich, was Ihr oder Bruder Thomasius den Schöffen vorlügt. Wahrscheinlich sucht man jetzt bereits nach mir, und wie wollt Ihr beweisen, dass ausgerechnet Jupp mich entführt haben soll, wenn er die ganze Zeit bei seiner Frau gewesen ist.»
    Emilianus schüttelte den Kopf. «Lasst das meine Sorge sein.» Plötzlich runzelte er die Stirn. «Was sagtet Ihr eben von Bruder Thomasius?»
    Adelina trat einen Schritt vor in der Hoffnung, Emilianus vielleicht doch ablenken zu können. Doch er stand mitten in der Tür, und in ihrem Zustand war die Wahrscheinlichkeit gering, schneller zu laufen als er. Dennoch sprach sie weiter, auch weil seine Gegenfrage sie verblüffte. «Habt nicht Ihr diese ganze Sache zusammen mit ihm ausgeheckt? Er war es doch, der Neklas vor den Schöffen angeklagt hat.»
    «Thomasius? O ja, richtig, so war es.» Emilianus nickte. «Ein guter Mann. Sehr eifrig, das muss ich sagen. Und nützlich. Nachdem er erfahren hatte, dass ich eng mit dem Erzbischof verkehre, wich er nicht mehr von meiner Seite und gab sich die größte Mühe, mich mit seinen Geschichten aus Italien zu erheitern. Damit brachte er mich ja erst auf den vortrefflichen Gedanken, Euren Gemahl in meine Pläne einzubeziehen. Als Zeichen des Danks habe ich mich bei Friedrich dafür eingesetzt, dass er Thomasius den Titel des Inquisitors verleiht. Das schien ihm zu gefallen.»
    «Dann habt Ihr ihn also nur benutzt?»
    «Wenn Ihr es so nennen wollt – ja. Er erwies sich als sehr dankbarer Gefolgsmann. Leider ist sein Geschwätz auf Dauer etwas lästig. Ich hoffe, dass ich ihn nach dem Prozess alsbald wieder loswerde.» Er machte einen Schritt rückwärts, schob mit dem Fuß den Ast weg, den Adelina unter die Tür geschoben hatte, und schloss sie bis auf einen Spalt. «Ich wünsche Euch einen angenehmen Tag, MeisterinBurka.» Damit knallte er die Tür ganz zu und überließ sie der vollkommenen Dunkelheit. Adelina entnahm zu ihrem Schrecken den Geräuschen auf der anderen Seite, dass Emilianus wohl ein Schloss an der Tür anbrachte.
    Kraftlos ließ sie sich auf die Knie sinken und schlug die Hände vors Gesicht. Die Gedanken drehten sich wie verrückt in ihrem Kopf. Was sollte sie jetzt tun? Aus dieser Grabkammer würde sie allein nicht herauskommen, und keine Menschenseele wusste, wo sie sich befand.

28
    Eine Weile war Adelina wie gelähmt und starrte in die undurchdringliche Finsternis. Sie konnte noch immer nicht recht begreifen, was sie soeben erfahren hatte. Außerdem ärgerte sie sich, dass sie nicht doch versucht hatte zu fliehen. Gewiss, sie war recht behäbig in ihrem Zustand, aber Vater Emilianus war ein großer, sehr beleibter Mann. Vielleicht hätte sie ihm doch entkommen können. Andererseits hatte er ein Messer auf sie gerichtet. Sie hatte in seinen Augen gesehen, dass er nicht einen Wimpernschlag gezögert hätte, es zu benutzen. Sie legte ihre Hände auf ihren Bauch und spürte sehr deutlich die Bewegungen des Kindes. Hätte sie riskieren sollen, dass es verletzt oder gar getötet wurde?
    Auf allen vieren

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