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Frevel: Roman (German Edition)

Frevel: Roman (German Edition)

Titel: Frevel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
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ihm ist sein Missfallen darüber, dass Castelnau Leute wie Euch in die Verschwörung mit einbezieht, deutlich anzumerken.«
    »Wie ist denn Euer Verhältnis zu Howard?«, erkundige ich mich neugierig.
    Fowler zuckt die Achseln.
    »Er duldet mich, weil Castelnau ihn davon überzeugt hat, dass ich nützliche Verbindungen zum schottischen Hof habe, und wie Ihr wisst, sind alle Informationen darüber, wie König James zum Thronanspruch seiner Mutter steht, von großem Wert für die Verschwörer. Ich glaube nicht, dass Howard mir direkt misstraut, aber er wirkt immer beunruhigt, wenn ich hier bin. Ich vermute, er zweifelt an der Loyalität eines jeden, der nicht die Intensität seiner eigenen Motive teilt.«
    »Dann muss er an uns allen zweifeln«, gebe ich zurück. »Keiner sonst führt eine so persönliche Fehde gegen Elisabeth und ihre Regierung.«
    Fowler nickt nachdrücklich.
    »Darüber hinaus hat er, wie Ihr ja selbst gesehen habt, die Geduld mit Castelnaus Festhalten an diplomatische Beziehungen verloren. Wenn ihm spanisches Geld zur Verfügung gestellt wird, könnte Howard versucht sein, mit der französischen Botschaft zu brechen und mit Mendoza gemeinsame Sache zu machen.« Er presst die Lippen zusammen. »In dem spanischen Botschafter hat er einen Verbündeten gefunden, der genauso skrupellos ist wie er selbst.«
    Ich sehe Howard und Mendoza wieder vor mir, wie sie bei dem Konzert in Whitehall die dunklen Köpfe zusammenstecken und mich voller Verachtung mustern, als ich mich ihnen nähere. Gerade als ich zu einer Antwort ansetze, bemerke ich aus dem Augenwinkel heraus eine Bewegung; ich fahre herum, aber über den Kirchhof wogt ein stetiges Menschenmeer, und die meisten Besucher haben zum Schutz vor dem Wind ihre Kapuzen hochgeschlagen oder die Hüte tief ins Gesicht gezogen. Es ist unmöglich, einen vom anderen zu unterscheiden, und trotzdem habe ich einen Moment lang das Gefühl gehabt, beobachtet zu werden. Ist er hier, der unsichtbare Verfolger? Oder werde ich langsam zu einem Nervenbündel wie Dumas?
    »Nun, vielleicht erfahren wir morgen Abend in Arundel House mehr«, brummt Fowler, als wir an den prächtigen Türen des südlichen Querschiffs vorbeigehen und den Kirchhof hinter uns lassen. »Der Earl of Arundel gibt ein Fest für die üblichen Gäste.«
    »Ich fürchte, ich stehe nicht ganz oben auf Howards Gästeliste.«
    »Ich bin sicher, dass der Botschafter einen Weg finden wird, Euch einzuschleusen. Sprecht mit ihm. In welche Richtung geht Ihr jetzt?«
    Ich bleibe stehen und blicke zu dem Eingang einer schmalen Gasse hinüber, die zwischen den Holzgebäuden hindurch zu einer kleinen Straße führt, die mich zum Paul’s Wharf hinunterbringt. »Zum Fluss. Wir sehen uns zweifellos bald wieder.«
    »Wollt Ihr Richtung Westen? Vielleicht können wir uns ein Boot teilen?«
    »Nach Mortlake. Aber ich denke, ich komme alleine schneller voran. Nichts für ungut, ich will Euch damit keinesfalls kränken«, füge ich hastig hinzu. »Ich bin ohnehin schon spät dran. Und wir sollten vorsichtig sein.« Wieder spähe ich über meine Schulter.
    »Mortlake? Ihr wollt doch nicht etwa Walsingham besuchen?« Er senkt die Stimme.
    »Nein, einen Bekannten, der in der Nähe wohnt.«
    Er blickt mich lange aus schmalen Augen an, als verdächtige er mich, nicht die Wahrheit zu sagen. Vielleicht glaubt er, dass ich versuche, ihn zu übergehen und Walsingham ein paar wichtige Informationen zu bringen, die ich ihm, Fowler, vorenthalten habe. Solche Zweifel hat unser Herr und Meister in uns gesät; instinktiv suchen wir in jedem Wort eine Doppeldeutigkeit, sogar bei jenen Männern, denen wir eigentlich vertrauen sollten.
    »Dann gute Fahrt – Ihr habt einen langen Weg vor Euch.« Fowler zögert, als wäre er plötzlich verlegen. »Ich bin froh, dass wir über all diese Dinge gesprochen haben, Bruno. Unsere Arbeit macht uns oft ziemlich einsam, findet Ihr nicht auch? Ich hoffe, wir können gemeinsam unseren Verstand und unsere Energie darauf richten, Walsingham die Beweise zu verschaffen, die er benötigt, um all diese Intriganten vor Gericht zu bringen. Nun, wann immer Ihr einen Vertrauten oder einfach nur Gesellschaft braucht, wisst Ihr ja, wo Ihr mich findet.« Schließlich klopft er mir auf den Rücken, schlägt seinen Kragen hoch und geht mit schnellen Schritten in Richtung Carter Lane davon, während ich mich zum Fluss wende und dicke Regentropfen vom sich verdunkelnden Himmel zu fallen beginnen.

11
    Mortlake,

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