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Frevel: Roman (German Edition)

Frevel: Roman (German Edition)

Titel: Frevel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
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seinem Herrn fast bis zur Hüfte.
    »Madame de Castelnau, Seigneur de Courcelles, bienvenus« , sagt er mit einer anmutigen Verneigung. »Und Master Bruno. Benvenuto .«
    »Achtet darauf, Bruno mit dem ihm gebührenden Titel anzureden«, bemerkt Henry Howard und setzt sich wieder, nachdem er sich nur andeutungsweise erhoben hatte. »Er ist Doktor der Theologie und sehr gekränkt, wenn man das vergisst. Großer Gott, Bruno – was ist denn mit Eurem Kopf passiert? Ich habe ja von Eurem Ruf als Streithahn schon gehört, doch ich dachte, den hättet Ihr zusammen mit Euren religiösen Gelübden in Italien zurückgelassen.«
    Ich berühre meine Schläfenwunde mit den Fingerspitzen – sie heilt gut, muss aber immer noch besorgniserregend aussehen.
    »Ihr müsstet den anderen sehen«, scherze ich.
    Philip lächelt unsicher. Ich spüre, dass er sich aus familiären Gründen verpflichtet fühlt, mich herablassend zu behandeln, die Überzeugung seines Onkels in diesem Punkt allerdings nicht ganz teilt. Zur Antwort neige ich höflich den Kopf. Zu meiner Überraschung stelle ich fest, dass Henry Howard und nicht der junge Earl den Platz am Kopf der Tafel einnimmt. Obwohl das Herzogtum Norfolk beschlagnahmt wurde, als Henrys Bruder mit seinem Komplott, Maria Stuart zu heiraten, aufflog und der Arundel-Titel durch Philips Mutter weitergegeben wurde, ist jedem aufmerksamen Beobachter sofort klar, dass Henry Howard das Oberhaupt des Howard-Clans ist und sein Neffe sich seinen Entscheidungen fügt. Was vielleicht auch für seine Taten zutrifft, überlege ich, während ich Philip ansehe, der jetzt auf die Runde am Tisch deutet. Meine Stimmung sinkt beim Anblick von Don Bernadino de Mendoza, der rechts von Henry Howard sitzt. Der spanische Botschafter grunzt nur kurz, bevor er die Zähne in ein Stück Brot schlägt. Archibald Douglas ist da, Fowler gleichfalls, und am Ende des Tisches, gegenüber von Henry Howard, sitzt eine blasse junge Frau in einem blauen Kleid, deren helles Haar von einer schlichten Haube verdeckt wird. Sie scheint meinen fragenden Blick zu spüren, sieht mich kurz an und wendet dann hastig den Kopf ab.
    »Jetzt sind alle da, glaube ich.« Philip schaut sich im Raum um. »Es hat mir leidgetan, von der Krankheit Eures Mannes zu hören, Madame. Sicher wird es ihm bald wieder besser gehen.«
    Maries Augen werden schmal.
    »Danke. Ich wusste nicht, dass er Euch bereits informiert hat.«
    »O ja.« Philip faltet die Hände und sieht mich an. »Sein Sekretär überbrachte mir heute Morgen eine Botschaft, richtete mir die Entschuldigung Eures Mannes aus und erklärte, dieser habe Doktor Bruno gebeten, ihn zu vertreten.«
    »Schwache Konstitution«, bemerkt Mendoza mit vollem Mund an niemand Bestimmten gerichtet.
    Ich lächele Philip höflich zu. Sehr klug von Castelnau, schon vorher offiziell zu verkünden, dass ich an seiner Stelle an dem Essen teilnehme, denke ich. Aber meint der Earl mit »sein Sekretär« Dumas? Hat der Botschafter ihn sowohl mit einer Nachricht hierher als auch mit Briefen zu Throckmorton geschickt? Und wenn dem so war … wer hat Dumas zuletzt gesehen, bevor er verschwand?
    Philip Howard führt mich zu einem Stuhl am anderen Ende des Raums. Neben mir sitzt die blasse junge Frau, die erst schüchtern zu mir aufblickt und dann sogar ein schwaches Lächeln riskiert, als ich meinen Platz einnehme. Der Hund trottet zu ihr hinüber und legt ihr die Schnauze in den Schoß, woraufhin sie ihm geistesabwesend über den Kopf streicht.
    »Meine Frau Anne kennt Ihr, glaube ich, noch nicht, Doktor Bruno?«, sagt Philip.
    » Piacere di conoscerla .« Ich verbeuge mich so tief, dass sie mein Gesicht nicht sehen können. Seine Frau! Eine Ehefrau wirft alle meine Theorien bezüglich der Howards über den Haufen. Ich hatte mich selbst schon fast davon überzeugt, dass es sich bei dem attraktiven, hochrangigen Höfling, der Cecily Ashe umworben hat, um den Earl of Arundel handeln muss, der die Anweisungen seines Onkels auszuführen hatte. Aber wenn Philip Howard verheiratet ist, ist diese Vermutung hinfällig. Ich runzele gequält die Stirn.
    »Alles in Ordnung mit Euch, Bruno?« Der mir gegenüber sitzende Douglas grinst kameradschaftlich und greift nach seinem Glas. »Ihr habt gerade vorhin ein Gesicht gemacht wie ein Mann, der versucht, eine Rübe auszuscheißen.«
    »Mein Magen macht mir ein paar Probleme.« Ich ringe mir ebenso ein Lächeln ab. »Wahrscheinlich habe ich einfach nur Hunger.« Ich darf mich nicht

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