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Frevel: Roman (German Edition)

Frevel: Roman (German Edition)

Titel: Frevel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
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Bote?«
    »Äh – ja.« Ich stoße langsam den Atem aus, denn der Mann macht nicht den Eindruck, als wollte er auf mich losgehen. War der Brief letztendlich doch echt?
    »Tretet ein. Ich bin der Haushofmeister von Sir John Spencer.« Er führt mich in einen kleinen Hof hinter dem Haus, wo ein paar Hühner nach Körnern aus großen Getreidesäcken scharren, die darauf warten, in die Vorratshäuser geschafft zu werden.
    »Wartet hier. Aber ich muss Euch leider bitten, mir Eure Waffe in Verwahrung zu geben.« Er streckt entschuldigend eine Hand aus.
    Ich zögere immer noch, doch als ich über seine Schulter spähe, sehe ich mit einer Erleichterung, die meine Knie weich werden lässt, die stattliche Gestalt von Lady Seaton um die Ecke des Hauses kommen.
    »Oh, da seid Ihr ja, Bruno – Ihr müsst für mich eine dringende Nachricht in den Palast bringen«, ruft sie mir gebieterisch entgegen. Dies ist eindeutig ein Vorwand, den sie sich ausgedacht hat, um zu erklären, warum jemand von niedriger Geburt sie im Haus ihrer Freunde aufsucht. Ich finde ihr Verhalten empörend, aber es erzielt anscheinend die beabsichtigte Wirkung. Ich verneige mich tief, der Haushofmeister mustert mich neugierig, dann tut er es mir nach und zieht sich ins Haus zurück, ohne noch einmal mein Messer zu verlangen. Ein Diener, der einen Holzeimer über den Hof schleppt, hält in seinem Tun inne, um uns anzustarren, macht aber auf einen eisigen Blick Lady Seatons hin, dass er weiterkommt.
    Sie schenkt mir ein säuerliches Lächeln.
    »Sie haben den Mörder meiner Mädchen immer noch nicht gefasst«, beginnt sie fast anklagend. »Nachdem man Abigail Morley gefunden hat, wurde Sir Edward Bellamy aus dem Tower entlassen, aber Ihr könnt Euch das Getuschel am Hof vorstellen, als er sich dort wieder blicken ließ, der arme Mann. Der Gestank einer solchen Beschuldigung bleibt lange haften. Die Leute wollen ihn für den Täter halten, damit sie wieder ruhig in ihren Betten schlafen können. Aber nun lebt der Hof erneut in Angst, und ein paar meiner Mädchen sind schon fast hysterisch. Und die Königin wird ungeduldig.«
    »Ich glaube, man hofft, ihn bald zu finden.«
    »Pah.« Ihr spöttisch verzogener Mund zeigt, was sie von meiner Bemerkung hält. »Sie wissen nicht, was ich weiß.«
    »Was denn?«
    Sie winkt mich in eine Ecke im Schatten eines niedrigen Lagerhauses.
    »Letzte Woche wurde Cecily Ashes Leichnam ihrem Vater übergeben, damit er sie bestatten kann. Der Rest ihrer Familie ist von Nottinghamshire heruntergekommen. Es gab einen Gottesdienst in der königlichen Kapelle. Ich nutzte die Gelegenheit, um mit ihrer jüngeren Schwester zu sprechen.«
    Ich ermuntere sie mit einem Nicken fortzufahren. Mir wird bewusst, dass ich den Atem anhalte.
    »Natürlich gestattete ihr Vater dem Mädchen nicht, auch nur in die Nähe des Hofes zu kommen – verständlich, wenn man bedenkt, was mit Cecily passiert ist, obwohl ich zu behaupten wage, dass das ihre Heiratschancen schmälern wird. Cecily war diejenige in der Familie, die all die Schönheit mitbekommen hat – umso schlimmer, nicht wahr?« Sie schnüffelt. »Aber Ihr wisst ja, dass sich Schwestern fast alles anvertrauen.«
    Das weiß ich nicht, aber ich nicke, um sie nur ja nicht zu unterbrechen.
    »Ich lotste die Kleine also von ihren Eltern weg, um aus ihr herauszubekommen, was ihr Cecily über ihren Kavalier erzählt hat.«
    »Der, von dem Ihr mir versichert habt, es gäbe ihn nicht?«
    Sie schürzt die Lippen.
    »Nehmt es mir nicht übel. Offenbar hat Cecily ihrer Schwester jede Woche geschrieben – die Briefe der Hofdamen sollten natürlich durch meine Hände gehen und von mir kontrolliert werden, aber sie finden immer Mittel und Wege, um sie herauszuschmuggeln. Das Mädchen war nicht erpicht darauf, mir alles zu erzählen, aber ich kann sehr überzeugend sein.«
    »Daran hege ich keinen Zweifel.«
    Sie nickt, als würde sie meine Zustimmung beschwichtigen.
    »Nun ja – dieser Kavalier. Cecily hat ihrer Schwester geschrieben, dass sie bald eine Gräfin würde.«
    »Demnach war er ein Earl?« Mein Puls beschleunigt sich erneut. In meiner Aufregung packe ich ihren Ärmel.
    »Lasst mich bitte los, Bruno.« Sie streicht die Seide glatt, doch als sie geruht, mich wieder anzusehen, leuchten ihre Augen, so sehr genießt sie es, ihre Geschichte zu erzählen. »So sagte er wohl. Am Ende musste ich es dem Mädchen durch Drohungen entlocken. Ich sagte ihr, wenn sie mir den Namen nicht verriete und noch mehr

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