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Frevel: Roman (German Edition)

Frevel: Roman (German Edition)

Titel: Frevel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
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trennen. Und natürlich waren die Damen frustriert, weil Ihr keine von ihnen auserwählt hattet – was dem Klatsch nur neue Nahrung geliefert hat.«
    »Ich verfügte nicht über die notwendigen Mittel, um zu heiraten.«
    »Vielleicht hattet Ihr nur keine dementsprechenden … Neigungen?« Ihre Lippen krümmen sich zu einem verschmitzten Lächeln. Ich bleibe stehen und sehe sie an. Meint sie das, was ich denke?
    »Es hat Frauen gegeben«, verteidige ich mich lahm. »Ich meine, ich habe in der Vergangenheit Frauen geliebt. Aber ich hatte immer das Pech, mich in die zu verlieben, die ich nicht haben konnte.«
    Sie lächelt in sich hinein. »Ist es so nicht viel interessanter? Gleichwohl – ich wollte nicht andeuten, was Ihr gedacht habt.« Sie zögert kurz. »Wisst Ihr, was man von Lord Henry Howard sagt?«
    »Was – dass er Frauen nicht anschaut?« Ich erinnere mich an Howards Faust, die am Abend zuvor auf den Tisch gekracht ist, und an seine lodernden Augen. Vielleicht ist das ja die Erklärung für seine angestaute unterdrückte Wut.
    »Er hat nie geheiratet. Obwohl das darauf beruhen kann, dass ihn ein schlechtes Beispiel von der Ehe abgebracht hat«, fügt Marie hinzu, dabei beugt sie sich vertraulich vor. »Ihr habt gehört, weswegen sein Bruder hingerichtet wurde?«
    »Weil er Verrat begangen hatte?«
    »Ja. Aber kennt Ihr die genaue Art seines Verrats? Der Herzog von Norfolk beabsichtigte, Maria Stuart zu heiraten und so König von England zu werden, wenn sie auf den Thron zurückkehrt – nachdem sie Elisabeth aus dem Weg geräumt haben.«
    Sie nickt bekräftigend, während sie auf eine Antwort wartet. Ihre blauen Augen leuchten, als habe sie mir etwas anvertraut, das sie für sich hätte behalten sollen. Sie steht unschicklich nah bei mir, ihre Hand ruht noch immer auf meinem Arm, und wir sind inzwischen weit genug gegangen, um vom Haus aus gesehen zu werden. Instinktiv blicke ich auf und sehe dort eine schemenhafte Gestalt stehen, die uns beobachtet, aber obwohl ich die Augen zusammenkneife, kann ich nicht erkennen, wer es ist. Augenblicklich trete ich einen Schritt von Marie zurück und versuche, die in mir aufkeimenden Schuldgefühle zu unterdrücken. Ich betrüge Castelnau ohnehin schon schamlos genug; das Letzte, was ich möchte, ist, dass er denkt, ich würde ihn auf eine noch ehrlosere Weise hintergehen.
    »Henry Howard traut Euch nicht ganz.« Marie wird plötzlich ernst. »Wegen Eures Bruchs mit Rom. Aber mein Mann nimmt Euch in Schutz, er sagt, Ihr wärt ein frommer Katholik und ein Freund Frankreichs, auch wenn Ihr seltsame Philosophien vertretet. Und Howard antwortet darauf stets, dass Ihr längst Euren Frieden mit der Kirche gemacht hättet, wenn Ihr ein überzeugter Katholik wärt.«
    »Was denkt Ihr denn?«
    »Ich weiß es nicht. Vermutlich seid Ihr auch für mich ein Rätsel. Sie können nicht beide Recht haben. Doch ich muss gestehen, dass mir noch nie ein wahrer Katholik begegnet ist, den sein Ausschluss aus der katholischen Kirche glücklich stimmt. Warum tut Ihr nicht Buße und findet einen Bischof, der Euch wieder in ihren Schoß aufnimmt?«
    »Ich wurde exkommuniziert, weil ich den Dominikanerorden verlassen habe. Würde die Exkommunikation aufgehoben, müsste ich dorthin zurückkehren, und ich fürchte, ich bin nicht für das Dasein eines Mönches geboren.«
    Sie misst mich mit einem wissenden Blick und lächelt leicht; sie nimmt an, den Grund dafür zu kennen. Aber sie schätzt mich falsch ein – was ich meine, ist, dass ich es nicht hinnehmen kann, wenn man mir vorschreibt, was ich zu denken habe. Ein Mönch eignet sich Wissen an, das bereits existiert, er hat keine eigenen neuen Philosophien zu entwickeln.
    »Nun, Monsieur l’hérétique – ich gebe Euch nicht auf. Ich werde für Eure Seele beten. Vielleicht können wir Euch mit Geduld und Gebeten zu einer Rückkehr bewegen.«
    Dann lächelt sie, hüpft vor mir her und hebt ihre Röcke, um nach den Laubhaufen zu treten. Ich weiß nicht, was ich von dieser Frau halten soll. Vielleicht hat sie nur Freude an Klatsch, und es fehlt ihr in der Botschaft an Gesellschaft, aber dafür erscheint sie mir zu klug, und etwas an ihrem Verhalten warnt mich, auf der Hut zu sein. Ich weiß nicht, ob sie mit mir kokettiert, um sich zu amüsieren, oder ob sie mich verdächtigt, nicht der zu sein, für den ich mich ausgebe, und versucht, mich zu überführen. Wie dem auch sei, ich darf mich von ihrer Aufmerksamkeit nicht geschmeichelt fühlen oder

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