Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frevelopfer

Frevelopfer

Titel: Frevelopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
Vom Netzwerk:
mal, siehst du da irgendeine Verbindung?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Elínborg.
    »Er … Er fing aus irgendeinem Grund an, über das Nachtleben in Reykjavík zu reden. Er sagte, dass er im Zentrum wohnt, und dann fragte er danach, wie es hier in Kópavogur sei, ob ich jemals in die Stadt ginge oder ob ich mich an die Lokale in Kópavogur halten würde. Darüber haben wir gesprochen, als er das zweite Mal kam, ich erinnere mich jetzt wieder.«
    »Und hast du irgendwelche Lokale genannt?«
    Lóa überlegte wieder. »Das, wo ich meistens hingehe.«
    »Welches?«
    »Thorvaldsen.«
    »Und da hast du ihn getroffen?«
    »Ja.«
    »Rein zufällig?«
    »Es ist schon etwas seltsam, jetzt, wo du das sagst.«
    »Was ist seltsam?«
    »Ich hatte nämlich damals das Gefühl, als hätte er dort auf mich gewartet. Ich weiß nicht so genau, woran es lag, aber irgendwie klang es nicht so richtig echt, als er sagte, wie sehr er sich freue und wie erstaunt er sei, mich hier zu treffen. Ich fand das irgendwie übertrieben. Was für ein netter Zufall und so etwas. Er … Ach, ich weiß nicht. Aber auf jeden Fall ist nichts passiert. Er schien auf einmal das Interesse verloren zu haben und verabschiedete sich von mir.«
    »Er hat dich zu einem Drink eingeladen?«
    »Ja.«
    »Und? Hast du dich einladen lassen?«, fragte Elínborg.
    »Nein, oder doch, ich wollte bloß keinen Alkohol.«
    »Ach, und wieso?«
    Elínborg wollte eigentlich nicht indiskret sein, aber sie konnte sich nicht zurückhalten.
    »Ich rühre keinen Alkohol mehr an«, sagte Lóa. »Ich darf nichts trinken. Nicht einen einzigen Tropfen.«
    »Ich verstehe.«
    »Mein Mann hat mich deswegen verlassen, weißt du, und das hat alles kaputt gemacht. Sie wollten mir sogar Kiddi wegnehmen. Ich habe es geschafft, damit aufzuhören. Ich gehe auch zu den Treffen. Das hat mir das Leben gerettet.«
    »Und da verlor Runólfur auf einmal das Interesse?«, fragte Elínborg weiter.
    »Ja.«
    »Weil du keinen Alkohol wolltest?«
    Lóa starrte Elínborg an. »Weshalb sagst du das?«
    »Er hat dir einen Drink angeboten, aber das wolltest du nicht, weil du keinen Alkohol trinkst, und dann hat er das Interesse verloren.«
    »Ich habe ein Gingerale getrunken. Das hat er mir spendiert.«
    »Das ist aber nicht dasselbe«, sagte Elínborg.
    »Nicht dasselbe?«
    »Wie Alkohol. Als er bei dir war, hast du ihm da gesagt, dass du keinen Alkohol anrührst?«
    »Nein, das ging ihn doch gar nichts an. Worauf willst du eigentlich hinaus?«
    Elínborg schwieg.
    »Lerne ich nie mehr einen Mann kennen, weil ich keinen Alkohol trinke?«
    Diese Assoziation entlockte Elínborg ein Lächeln.
    »Es könnte sein, dass Runólfur in dieser Hinsicht etwas eigenartig war«, sagte sie. »Darauf kann ich aber nicht näher eingehen.«
    »Nicht näher eingehen?«
    »Hast du die Nachrichten nicht verfolgt?«
    »Doch, meistens schon.«
    »Es hieß, dass ein ganz bestimmtes Mittel in der Wohnung von Runólfur gefunden wurde. Eine Vergewaltigungsdroge.«
    Lóa starrte Elínborg an. »Hat er die verwendet?«, fragte sie.
    »Möglicherweise.«
    »Tun sie einem so was nicht in den Alkohol?«
    »Ja. Alkohol verstärkt die Wirkung. Dann wirkt sich die Droge auf das Gedächtnis aus, die Chancen, dass die Leute Gedächtnislücken haben, erhöhen sich dadurch.«
    Lóa kombinierte schnell: Der Telefontechniker, der zweimal bei ihr gewesen war und den sie dann zufälligerweise in einem Lokal in der Innenstadt wiedergetroffen hatte, Nachrichten von Vergewaltigungsdrogen, die Frauen ins Glas gemischt wurden, der Alkoholismus, mit dem sie jahrelang gekämpft hatte, der Verzicht auf Alkohol, wenn sie ausging, wie Runólfur plötzlich das Interesse verloren hatte und dann sein gewaltsamer Tod. Zum Schluss sah sie sich selbst in einer bizarren, kalten und grauenerregenden Situation.
    »Das glaube ich nicht«, stöhnte sie und starrte Elínborg mit offenem Mund an. »Das kann doch nicht dein Ernst sein?!«
    Elínborg antwortete nicht.
    »Hatte er vor, über mich herzufallen?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Elínborg.
    »Verfluchte Scheiße!«, sagte Lóa, die jetzt richtig wütend war. »Er hat seinen Schraubenzieher nicht gefunden, als er das zweite Mal hierherkam. Er hat behauptet, dass er ihn in meiner Wohnung liegen gelassen hätte. Er hat hier überall danach gesucht und mit mir wie ein alter Freund geredet. Vielleicht hatte er gar keinen Schraubenzieher vergessen. Hat er das nicht einfach vorgetäuscht?«
    Elínborg zuckte mit den

Weitere Kostenlose Bücher