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Frevelopfer

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Titel: Frevelopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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Vorleger auf den nackten Holzdielen.
    »Was soll denn das Scheißtheater?«
    »Ich hätte dir gern ein paar Fragen gestellt«, sagte Elínborg.
    »Fragen … Was … Wer bist du?«, fragte Berti, der sie in der Dunkelheit nicht sehr deutlich sehen konnte.
    »Ich heiße Elínborg und bin von der Kriminalpolizei.«
    »Von der Kripo?«
    »Ich werde dich nicht lange stören. Wir versuchen herauszufinden, wie das Rohypnol in die Hände des Mannes gelangt ist, der vor ein paar Tagen ermordet worden ist. Du hast das vielleicht in den Nachrichten gesehen.«
    »Und was geht mich das an?«, fragte Berti heiser. Ihm war immer noch nicht klar, was es mit diesem unerwarteten Besuch auf sich hatte.
    »Wir wissen, dass du hin und wieder rezeptpflichtige Mittel verkaufst«, sagte Elínborg.
    »Ich? Ich verkauf so was nicht. Ich verkauf überhaupt nichts.«
    »Nun tu bloß nicht so. Du stehst auf unserer Liste. Du bist als Dealer vorbestraft.«
    Elínborg holte das Foto von Runólfur aus ihrer Tasche und reichte es Berti.
    »Hast du diesen Runólfur gekannt?«
    Berti nahm das Foto entgegen. Er streckte sich nach einer Tischlampe und machte Licht. Bei der Lampe lag seine Lesebrille, die er aufsetzte. Er betrachtete Runólfur lange.
    »Ist das nicht das Bild, das in den Zeitungen war?«, fragte er.
    »Ja, es ist dasselbe Bild«, antwortete Elínborg.
    »Den Mann habe ich zum ersten Mal in der Zeitung gesehen«, erklärte Berti und legte das Foto auf den Tisch. »Weshalb wurde er umgebracht?«
    »Das versuchen wir herauszufinden. Er hatte Rohypnol bei sich, das ihm nicht von einem Arzt verschrieben worden war. Wir glauben, dass er es von jemandem wie dir gekauft hat. Möglicherweise hat er das Zeug irgendwelchen Frauen, die er in den Bars getroffen hat, in den Drink gemixt.«
    Berti sah Elínborg lange an. Sie wusste, dass er jetzt mit sich zurate ging, ob er kooperieren oder die Schnauze halten sollte. Aus der Küche, wo Brynhildur über die Töpfe wachte, hörte man Tellerklappern. Berti hatte diverse Strafen in Litla-Hraun verbüßt, Einbruch, Urkundenfälschung und Verkauf und Vertrieb von Drogen, aber trotzdem konnte man nicht sagen, dass er ein abgebrühter Verbrecher war.
    »Solchen Typen verkauf ich nix«, sagte er schließlich.
    »Solchen Typen?«
    »Die das Zeug zu so was verwenden.«
    »Was weißt du denn darüber, wie sie es verwenden?«
    »Ich weiß es einfach. Ich verkauf nicht an Perverse, an solche Typen. Ich hab den Mann auch nie getroffen, und das ist nicht gelogen. Dem hab ich nie was verkauft. Ich weiß, wem ich was verkaufe und wem nicht.«
    Brynhildur erschien in der Tür zum Wohnzimmer, immer noch mit dem Kochlöffel in der Hand, und sah Berti drohend an. Der Gestank von Dörrfisch folgte ihr aus der Küche.
    »Wo hätte er das sonst noch bekommen können?«, fragte Elínborg.
    »Das weiß ich nicht«, erklärte Berti.
    »Wer verkauft Rohypnol?«
    »Es hat keinen Sinn, mich so was zu fragen. Ich weiß gar nichts. Und selbst wenn ich was wüsste, würd ich’s dir nicht verraten.«
    Ein kleines, selbstgefälliges Lächeln umspielte Bertis Lippen.
    »Geht es um diesen Perversen, dem man die Kehle durchgeschnitten hat?«, fragte Brynhildur und sah Elínborg scharf an.
    »Ja.«
    »Der mit der Vergewaltigungsdroge?«
    Elínborg nickte. »Wir versuchen herauszufinden, wo er das Zeug herhatte.«
    »Hast du ihm das verkauft?«, fragte Brynhildur und sah Berti scharf an, der ihr ängstliche Blicke zuwarf.
    »Nein, ich habe dem gar nichts verkauft«, sagte er. »Ich hab ihr gerade gesagt, dass ich den Mann nie getroffen habe.«
    »Da hast du’s«, sagte Brynhildur zu Elínborg.
    »Er könnte mir aber vielleicht einen Tipp geben, bei wem er sich das Zeug beschafft haben könnte«, sagte Elínborg.
    Brynhildur sah sie lange nachdenklich an. »Hat der Kerl nicht Frauen vergewaltigt?«, fragte sie.
    »Darauf deutet einiges hin«, antwortete Elínborg.
    »Komm jetzt zum Essen«, befahl Brynhildur Berti. »Sag ihr, was du weißt, und dann komm.«
    Berti stand auf.
    »Ich kann ihr nicht etwas sagen, was ich gar nicht weiß«, sagte er.
    Brynhildur war bereits wieder auf dem Weg in die Küche, blieb aber an der Tür stehen. Sie drehte sich um, drohte Berti mit dem Kochlöffel und sagte in befehlendem Ton: »Sag’s ihr!«
    Berti sah Elínborg mit einem leicht widerwilligen Gesichtsausdruck an.
    Brynhildur ging in die Küche und rief ihm laut über die Schulter zu:
    »Und dann komm zum Fisch!«

Elf
    Elínborg warf einen Blick

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