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Frevelopfer

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Titel: Frevelopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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lächelte.
    »Ich bekomme wohl nicht viel mehr aus dir heraus, nicht wahr?«, sagte Jóhanna.
    »Eine ganz normale Ermittlung.«
    »Hängt es nicht mit dem Mord im Þingholt-Viertel zusammen? Bist du nicht damit befasst?«
    »Fällt dir da jemand ein?«, fragte Elínborg, ohne auf diese Frage einzugehen.
    »Der Umsatz ist nicht so berauschend«, sagte Jóhanna. »Viele von diesen Sachen kann man im Internet kaufen oder in den besseren Supermärkten. Ich habe nicht viele feste Kunden wie dich. Nicht, dass ich mich beklagen will, verstehst du.«
    Elínborg wartete geduldig, und Jóhanna merkte, dass sie nichts über nicht sonderlich gut laufende Geschäfte hören wollte.
    »Mir fällt niemand ein«, sagte sie. »Du weißt ja, hier kommen alle möglichen Leute hin, auch Frauen um die dreißig. Und viele dunkelhaarige.«
    »Diese Frau könnte mehrmals hier gewesen sein, sie interessiert sich vermutlich für asiatische Küche, indisches Essen, Tandoori-Gerichte. Möglicherweise hat sie sich mit dir darüber unterhalten.«
    Jóhanna schwieg eine ganze Weile. Dann schüttelte sie den Kopf.
    Elínborg holte das Tuch aus ihrer Tasche und breitete es auf der Theke aus. Alle notwendigen Laboruntersuchungen hatten stattgefunden.
    »Kannst du dich erinnern, ob eine junge Frau, die dieses Tuch trug, in deinen Laden gekommen ist?«
    Jóhanna betrachtete das Tuch genau.
    »Ist das nicht Kaschmir?«, fragte sie.
    »Ja.«
    »Er ist wunderschön. Es handelt sich um ein indisches Muster. Wo wird das noch mal hergestellt?«
    Sie suchte nach einer Informationsbroschüre, fand sie aber nicht.
    »Ich kann mich nicht erinnern, das hier schon einmal gesehen zu haben, leider«, sagte sie.
    »Macht nichts«, sagte Elínborg. »Vielen Dank.« Sie faltete das Tuch wieder zusammen und steckte es in ihre Tasche.
    »Suchst du nach der Besitzerin?«, fragte Jóhanna.
    Elínborg nickte.
    »Ich könnte dir ein paar Namen geben«, sagte Jóhanna nach einigem Überlegen. »Ich … Auf den Quittungen stehen Namen und so.«
    »Das würde mir sehr weiterhelfen«, sagte Elínborg.
    »Du darfst aber nicht verraten, von wem du sie hast«, sagte Jóhanna. »Ich möchte nicht, dass irgendjemand davon erfährt.«
    »Selbstverständlich nicht, darauf werde ich achten. Mach dir deswegen keine Gedanken.«
    »Wie lange zurück in der Zeit?«
    »Fangen wir einfach mit dem letzten halben Jahr an, wenn es dir nichts ausmacht.«
    * * *
    Die Leute, mit denen Runólfur von Berufs wegen zu tun gehabt hatte, konnten sich zum größten Teil gut an einen höflichen Techniker erinnern, der ihre Probleme mit dem Telefon, dem Netzanschluss oder der digitalen Fernsehverbindung in Ordnung gebracht hatte. Alle äußerten sich positiv über ihn, egal, ob es Privatleute oder Firmenangestellte waren. Die Liste seiner Hausbesuche reichte zwei Monate zurück und war ziemlich umfangreich. Solche Arbeitsbesuche hatte Runólfur in diesem Zeitraum ein- bis zweimal am Tag gemacht, und manchmal war er zweimal oder dreimal oder sogar noch öfter im selben Haus gewesen. Er hatte überall einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Die Leute beschrieben ihn als einen hilfsbereiten und freundlichen jungen Mann, der gute Arbeit leistete und überaus zuvorkommend war. Bei einigen hatte er sich zu einem Kaffee einladen lassen, wenn die Arbeiten etwas länger dauerten. Bei anderen, wo es nur um Kleinigkeiten ging, war er nur kurz gewesen. Die Nachfragen der Kriminalpolizei, ob die Leute etwas Besonderes oder Ungewöhnliches an seinem Verhalten bemerkt hatten, zeitigten erst Erfolg, als Elínborg bei einer alleinerziehenden Mutter im zweiten Stock eines Wohnblocks in Kópavogur vorsprach. Lóa war etwas über dreißig, geschieden und hatte einen zwölfjährigen Sohn. An dem Wochenende, als Runólfur ermordet worden war, hatte sie mit drei Freundinnen einen Ausflug unternommen.
    »Ja, ich kann mich gut erinnern, ich hatte einen dsl -Anschluss für Kiddi gekauft«, erklärte sie auf Elínborgs Frage, ob sie sich an den Besuch von Runólfur erinnern könnte.
    Die beiden Frauen setzten sich ins Wohnzimmer. In der kleinen Wohnung herrschte ein heilloses Durcheinander von sauberer oder schmutziger Wäsche und Geschirr, dazwischen sah Elínborg einen cd -Player, zwei Spielekonsolen, einen großer Fernseher. Überall lagen die kostenlosen Zeitungen und Reklamebroschüren herum. Lóa entschuldigte sich für die Unordnung und sagte, sie müsse viel arbeiten, und der Junge rühre keinen Finger. »Er hängt den

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