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Frevelopfer

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Titel: Frevelopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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Mutter war zunächst etwas aufgeregt, als sie hörte, dass die Kriminalpolizei noch einmal über Liljas Verschwinden reden wollte, aber Elínborg beeilte sich, ihr zu sagen, dass es keine neuen Ansätze gebe. Es seien keine neuen Hinweise eingegangen. Sie wolle den Fall noch einmal mit ihnen durchsprechen und sich erkundigen, ob sie vielleicht neue Aspekte zu der Ermittlung beisteuern könnten.
    »Ich dachte, die sei abgeschlossen«, sagte die Frau am Telefon.
    »Ja, es hat sich nichts Neues ergeben, wir sind keinen Schritt weitergekommen.«
    »Was willst du dann von uns?«, fragte die Frau, die Hallgerður hieß. »Weshalb rufst du mich an?«
    »Soweit ich weiß, meldest du dich doch auch manchmal bei uns, um dich zu erkundigen«, sagte Elínborg. »In einem Gespräch mit einem Kollegen kam kürzlich die Rede auf Lilja. Ich habe damals auch ein wenig an dem Fall mitgearbeitet, und ich wollte nur wissen, ob du vielleicht bereit wärst, meine Erinnerung etwas aufzufrischen und alles noch einmal mit mir durchzugehen. Wir versuchen, so viel wie möglich aus solchen Fällen zu lernen.«
    »Das ist ja wohl das Mindeste«, hatte die Frau am Telefon gesagt.
    Nun erwartete sie Elínborgs Besuch und öffnete die Haustür, noch bevor Elínborg aus dem Auto gestiegen war. Sie begrüßten sich in der eisigen Kälte vor der Tür, bevor die Frau, die etwas älter als Elínborg war, sie ins Haus führte. Sie war sehr schlank und wirkte überaus nervös und angespannt. Sie war allein zu Haus, ihr Mann war Maschinist auf einem Fischkutter und hatte morgens ausfahren müssen. Die beiden lebten in einem alten Einfamilienhaus mit großem Garten, der dem Herbst zum Opfer gefallen war. Im Wohnzimmer stand ein großes Bild in einem schwarzen Trauerrahmen auf einer Kommode. Das Bild war zwei Jahre vor Liljas Verschwinden entstanden. Elínborg erinnerte sich daran, dass dieses Bild bei der Fahndung in den Zeitungen abgebildet worden war. Es zeigte das fröhliche Gesicht eines jungen, dunkelhaarigen Mädchens mit braunen Augen. Vor dem Foto flackerte ein kleines Teelicht.
    »Sie war ein ganz normales Kind«, sagte Hallgerður, als sie sich gesetzt hatten. »Ein überaus liebes Mädchen. Sie interessierte sich für alle möglichen Dinge. Am liebsten war sie bei ihren Großeltern im Hvalfjörður, da konnte sie die ganze Zeit bei ihren Pferden sein. Sie hatte viele Freundinnen hier in Akranes. Du solltest vielleicht mit Áslaug sprechen. Die beiden waren schon seit dem Kindergarten eng befreundet. Sie arbeitet hier in der Bäckerei. Sie hat einen netten Jungen aus Akranes geheiratet und ist Mutter von zwei Kindern. Áslaug ist ein sehr liebes Mädchen. Sie hat immer noch Verbindung zu uns, schaut manchmal bei uns vorbei und bringt ihre beiden Töchter mit, zwei goldige kleine Mädchen.«
    Die Wehmut in ihrer Stimme entging Elínborg nicht, obwohl sie kaum wahrnehmbar war.
    »Was ist deiner Meinung nach passiert?«, fragte Elínborg.
    »Ich habe mich all die Jahre damit herumgequält, und die einzige Gewissheit, die ich habe, ist, dass es Gottes Wille war. Ich weiß, dass sie tot ist, ich habe mich damit abgefunden, denn ich weiß, dass sie bei Gott ist. Was ihr widerfahren ist, kann ich genauso wenig sagen wie ihr.«
    »Sie wollte bei einer Freundin übernachten?«
    »Ja, das war Áslaug. Sie hatten darüber gesprochen, sich abends zu treffen, um ins Kino zu gehen, und anschließend wollte sie bei ihr übernachten. Das haben sie oft gemacht, ohne dass es fest geplant wurde. Manchmal rief Lilja an, wenn sie bei Áslaug war, um uns Bescheid zu sagen, dass sie über Nacht bei ihr bleiben würde. Genauso machte es Áslaug, wenn sie hier war. So etwas wurde nicht lange vorher besprochen. Aber an diesem Tag hatte Lilja gesagt, dass sie abends bei Áslaug bleiben wollte.«
    »Wann hast du zuletzt mit deiner Tochter gesprochen?«
    »An dem Freitag, als sie verschwand. Bis morgen, sagte sie, und das war das Letzte, was ich von ihr hörte. Bis morgen. Das Gespräch war völlig belanglos, wie es Gespräche meist sind, wenn es um nichts geht. Sie wollte mir bloß Bescheid sagen, sonst nichts. Ich habe mich richtig von ihr verabschiedet, glaube ich. Tschüs, mein Schatz. Das hat mir geholfen. Wiedersehen, mein Schatz. Mehr war es nicht, nur: Tschüs, mein Schatz. Das war alles.«
    »Sie war zu der Zeit nicht niedergeschlagen oder hat sich wegen irgendetwas schlecht gefühlt?«
    »Auf keinen Fall. Unsere Lilja war nie depressiv, sondern immer fröhlich und

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