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Frevelopfer

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Titel: Frevelopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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sie beide, dass er bestimmte Dinge nicht sagen durfte, und je länger das Spiel dauerte, desto schwieriger würde es für ihn, konzentriert zu bleiben.
    »Die Welt ist klein«, sagte Elínborg, ohne direkt auf seine Frage einzugehen. »Du hast keine Verbindung zu uns aufgenommen, obwohl du in der Nacht, als der Mann ermordet wurde, dort unterwegs warst?«
    »Das ist mir nicht in den Sinn gekommen«, sagte Konráð. »Ich hätte es vermutlich getan, wenn ich der Meinung gewesen wäre, dass es euch etwas genutzt hätte, aber leider glaube ich nicht, dass das der Fall ist.«
    »Du bist also einfach nur ganz ruhig zu deinem Auto gegangen?«
    »Ja, das kann man so sagen. Keine Ahnung, was dein Informant gesehen hat, das wäre interessant zu wissen. Allerdings habe ich mich wegen meiner Frau beeilt. Sie hat mich unterwegs angerufen.«
    »Du hast also mit ihr telefoniert?«
    »Ja, ich habe mit ihr telefoniert. Was möchtest du genau wissen, hast du irgendwelche konkreten Fragen? Ich wusste nicht, dass sich das alles hier nur um meine Person drehen würde.«
    »Entschuldige bitte«, sagte Elínborg. »Wir versuchen, so gut wir können, die Zuverlässigkeit unserer Zeugen zu überprüfen. Es ist nur ein Teil des Verfahrens.«
    »Das verstehe ich«, sagte Konráð.
    »Und denk daran, alles spielt eine Rolle, wie geringfügig es dir auch erscheinen mag. Zu welcher Zeit warst du dort allein unterwegs?«
    »Ich habe nicht genau darauf geachtet, aber wir sind so gegen zwei Uhr nach Hause gekommen.«
    »Hast du in der Nähe noch andere Leute gesehen, die wir ausfindig machen könnten?«
    »Nein, wirklich nicht. Da war niemand unterwegs. Zum einen sind die Straßen dort teilweise nicht sonderlich gut beleuchtet, und zum anderen hatte ich mein Auto auch gar nicht in der Nähe des Hauses geparkt, wo diese entsetzliche Tat stattgefunden hat. Wenn ich ehrlich sein soll, stand es sogar ziemlich weit davon entfernt.«
    »Wir suchen im Zusammenhang mit diesem Mord nach einer jungen Frau.«
    »Das habe ich in der Zeitung gelesen.«
    »Du hast aber keine junge Frau dort gesehen?«
    »Nein.«
    »Oder eine Frau, die von einem Mann begleitet wurde?«
    »Nein.«
    »Möglicherweise war sie auch allein unterwegs. Wir haben aber keine sicheren Aufschlüsse über die Todeszeit, deswegen könnte der Mord auch gegen zwei passiert sein.«
    »Soweit ich sehen konnte, war die Straße ganz ruhig. Außerdem habe ich mich beeilt. Ich habe nichts Auffälliges bemerkt, tut mir leid. Ich hätte mich vielleicht aufmerksamer umgeschaut, wenn ich gewusst hätte, dass ich Zeuge in diesem Fall sein würde.«
    »Wo stand dein Auto genau in der Straße?«
    »Nein, es stand nicht in der Straße, sondern in der Straße oberhalb. Ich habe nur den Weg abgekürzt, deshalb ist bei mir nicht viel zu holen. Ich war nie in der Straße, in der das Verbrechen verübt wurde.«
    »Hast du vielleicht irgendwelche Geräusche in der Nähe gehört, die ungewöhnlich waren?«
    »Nein, das kann ich nicht sagen.«
    »Sind das deine Kinder?«, fragte Elínborg, abrupt das Thema wechselnd. Drei Fotos von frischgebackenen Abiturienten standen auf einem kleinen Tisch. Zwei junge Männer und eine junge Frau strahlten in die Kamera.
    »Ja, das sind die beiden Jungen und das Mädchen«, sagte Konráð, der froh über den Themenwechsel zu sein schien. »Sie ist die Jüngste. Es war immer ein Wettkampf zwischen ihr und den Jungen. Der Ältere studiert Medizin, der Jüngere Volkswirtschaft wie ich, und sie studiert Ingenieurwissenschaften.«
    »Ein Arzt, ein Ökonom und eine Ingenieurin?«
    »Ja, die Kinder sind alle prima geraten.«
    »Ich habe selbst vier Kinder, ein Junge ist auf dem Handelsgymnasium«, sagte Elínborg.
    »Das Mädchen ist hier an der Universität, und unser Arzt beendet gerade sein Studium in San Francisco. Er kommt nächstes Jahr als Kardiologe nach Island zurück.«
    »San Francisco?«, hakte Elínborg nach.
    »Dort ist er schon seit drei Jahren, und er fühlt sich ausgesprochen wohl dort. Wir …«
    Konráð verstummte.
    »Ja?«, sagte Elínborg.
    »Nein, nichts«, sagte er.
    Elínborg lächelte.
    »Alle sagen, dass San Francisco eine fantastische Stadt ist. Ich bin nie dort gewesen«, sagte sie.
    »Das ist sie«, sagte er. »Das ist sie wirklich.«
    »Und eure Tochter?«
    »Was ist mit ihr?«
    »War sie mit euch in San Francisco?«, fragte Elínborg.
    »Ja, das war sie«, antwortete Konráð. »Als wir das zweite Mal hingeflogen sind. Da war sie mit und hat sich genau

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