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Friedemann Bach

Friedemann Bach

Titel: Friedemann Bach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Emil Brachvogel
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Brühl schob Siepmann die Adresse zu.
    »Mach dich an sie, erforsche, ob sich die Sache so verhält, und frage sie, ob sie zweihundert Dukaten verdienen will, wenn sie ein paar Männern erlaubt, im Nebengemach zu verweilen, wenn der Liebhaber bei ihr ist.«
    »Gut, Bruder Siepmann!«
    »Gib mir in der gleichen Weise Nachricht, um dieselbe Zeit, und wechsele die Boten. Lebe wohl, laß bald von dir hören!«
    »Wird alles schönstens besorgt, Bruder Siepmann. Vergiß nur nicht, was du mir versprochen hast, wenn wir so weit sind!«
    »Wenn wir so weit sind! Adieu!«
    Bruder Siepmann aus Plauen reiste mit demselben Lohnkutscher in derselben Nacht nach Plauen zurück. -- Brühl war am andern Tage wieder in Dresden.
    Es war richtig, Sulkowsky besaß eine Liaison beim Ballett. Er war damit so heimlich zu Werke gegangen, und die Dame hatte sich so diskret verhalten, daß das Geheimnis nicht ruchbar geworden wäre, hätte nicht der leise in seine Loge eintretende Brühl gesehen, wie Sulkowsky vom Hintergrund derselben aus seiner Donna einige verdächtige Zeichen gab. Sulkowsky hatte, wenn er je auf Antonie von Kollowrat hoffen wollte, alle Ursache, diese Liebschaft zu verbergen; denn die schöne Gräfin war in diesem Punkte sehr intolerant und konnte in keiner Beziehung des Lebens eine Nebenbuhlerin vertragen.
    Siepmann tat seine Schritte, und ein Schreiben, das Brühl auf dem gewöhnlichen Wege als Bittschrift überreicht wurde, meldete, daß die schöne Tänzerin auf den Vorschlag eingehe. Da sie aber möglicherweise dadurch Sulkowskys Kundschaft verlieren könne, schlug sie vor, diese zweihundert Dukaten in eine jährlich sich wiederholende Rente auf Lebenszeit umzuwandeln; und da sie ihren Kontrahenten noch nicht kenne, müsse ihr nach dem Rendezvous diese Summe für die ersten zehn Jahre vorausbezahlt werden. -- Brühl seufzte über diese unverschämte Forderung, ging aber dennoch darauf ein.
    Er bevollmächtigte Siepmann, abzuschließen und den Tag für das Stelldichein festzulegen. Und als alles vorbereitet war, erbat er sich bei der schönen Kollowrat eine Unterredung.
    Antonie empfing ihn mit jener kühlen Freundlichkeit, die sie seit seiner diplomatischen Niederlage gegen ihn angenommen hatte.
    »Sind wir allein und unbelauscht, schöne Gräfin?«
    »Gewiß, Herr Graf! Erlauben Sie mir aber darüber zu erstaunen, daß Sie sich jetzt noch in der Lage fühlen, mir ein Tete-a-tete anzubieten! Nehmen Sie Platz!«
    »Ich erlaube Ihnen den Hohn«, sagte Brühl bitter, »und ersuche Sie um nichts weiter als geduldiges Gehör. Ich muß mich endlich einmal gegen Sie aussprechen, Antonie, und wenn Ihnen das auch unangenehm sein mag, so gestatten Sie mir es dennoch; denn es wird das letztemal sein, daß ich Sie beunruhige.«
    »Das letztemal, Graf? -- Ah! Sie sind mit Ihrer Liebe zu Ende gekommen? Nun, nur heraus damit, aber aufrichtig!«
    »Meine Liebe zu Ihnen kann nur mit meinem Leben enden, Antonie; aber ich muß Ihnen erklären, daß ich mit den Mitteln, Ihre Gegenliebe zu erringen und meine Zusage zu erfüllen, zu Ende bin.«
    »Und nachdem Sie meine Ansichten über diesen Punkt kennen, glauben Sie noch, daß dieses Bekenntnis der Schwäche Ihnen vorteilhaft sein könnte?«
    »Nein, Gräfin! Aber nichtsdestoweniger glaube ich, nachdem ich mich überzeugt habe, daß nach meiner jetzigen Niederlage alle künftigen Anstrengungen fruchtlos sein müssen, Ihnen dieses freimütige Geständnis schuldig zu sein. Ich will Ihre Geduld und Ihren letzten Rest von Vertrauen nicht mehr für einen Unglücklichen beanspruchen, dessen Talent zur Intrige da scheitern muß, wo es nur auf Kosten der Ehre siegen könnte!«
    »Sie machen mich neugierig! Wollen Sie nicht auf die Sache selbst eingehen?«
    »Als ich noch Page, ein Nichts von einem Menschen war, liebte ich die schöne Kollowrat mit aller Innigkeit und Glut der Jünglingsliebe. Lachen Sie nur, Antonie, lachen Sie immerhin! So komisch und vielleicht unerhört Ihnen das scheinen mag, es ist dennoch wahr! Und daß diese seltsame Knabenliebe tief und gut war, beweist: daß sie noch heute mit derselben Stärke in mir lebt. Diese Liebe war's, die aus den Pagen den Minister gemacht hat und aus dem Nichts doch ein Etwas, -- einen Mann, der sich Ihrer Freundschaft erfreuen durfte, dem Sie sogar süßere Hoffnung gaben. Ich habe gern und freudig die absolute, oft eiserne Herrschaft einer einzigen Frau über mich anerkannt und bin, von dieser Liebe geleitet, das geworden, was ich bin. Ich

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