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Friedemann Bach

Friedemann Bach

Titel: Friedemann Bach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Emil Brachvogel
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herein,
Die hergeströmt aus aller Welt!
Labt froh und liebt euch, wie's ist Brauch
Von Nymph' im Bach und Sylph' im Strauch!«
    Friedemann sah hinab in den ungeheuren Hofraum, der in der ganzen Höhe des Palastes künstlich durch eine Überdachung vor der Nachtluft geschützt war. Ein Teil des Hofes, der als Seitentrakt gelten konnte und in die Augustusstraße mündete, war durch eine Glaswand gegen diese gesperrt; vor ihr drängte sich das Volk, um auch etwas von der Herrlichkeit mitzugenießen. Die Seiten des Hofes waren mit künstlichem Laub- und Blumenwerk, aus dem weiße Büsten, Obelisken und Nymphengruppen hervorleuchteten, sorgfältig ausgekleidet. Den ganzen Raum, zu dem abwärts eine Blumentreppe führte, hatte man gedielt und mit Teppichen belegt. Hier und dort standen Buden, in denen Zigeuner, Ägypter und allerlei sonstiges Volk Nippes und Galanterien feilboten; auch ein Quacksalber, seinen unvermeidlichen Hanswurst an der Seite, pries seine Waren an und erregte unaufhörliches Gelächter. Dem Haupteingang gegenüber war ein Thron von Muscheln, buntem Gestein, Korallen, Laub und Blumen erbaut, auf dessen oberster Stufe zwei Sessel mit schwellenden Kissen den König und Josepha aufgenommen hatten, die, in phantasiereiche, halb mythologische Kostüme gehüllt, den Mittelpunkt des Festes bildeten. Rings um sie wogte in strahlendem Gedränge der Hof in bunten Schäfer-, Sylphen- und Amorettengewändern. Die ganze Szene wurde von Tausenden bunter Ballons und Ampeln erleuchtet, die an den Seiten hingen oder in großen Girlanden über den weiten Raum gespannt waren; zerstäubte Duftwolken ersetzten den fehlenden Blumenduft, während kleine Springbrunnen die Temperatur frisch erhielten. Aus diesem Hauptfestraum liefen zahlreiche, grottenartig verhüllte Türen nach den inneren Gemächern des Palastes, wo die Büfetts, der Tanzsaal, Bosketts und Laubengänge zum Genusse, zum ungestörten Beieinandersein oder zu frohem Lachen einluden. Eine unsichtbare Musik steigerte die ohnedies erregte Stimmung zu einem wahren Taumel des Vergnügens.
    Friedemann nahm alles nur flüchtig in sich auf; er zog sich in die unbeachtetste Ecke zurück und war bemüht, die Ministerin mit ihrem Gemahl und Antonie zu erspähen. Jene entdeckte er sofort; sie waren, zu seiner größten Freude, vom Königspaar lebhaft in Anspruch genommen. Sein geliebtes Mädchen konnte er nirgends sehen, so sehr auch seine Augen von einer Schönheit zur anderen glitten. Enttäuscht wandte er sich ab, sah nach den verschiedenen Fenstern des Palastes empor, die durch das Laub hindurch ihre hellen Gesichter dem Hofraum zukehrten. Und da ... an einem der wenigen unbeleuchteten Fenster ... stand sie nicht da, blickte zu ihm her, winkte?
    Er stahl sich fort, überquerte einsame Galerien, vermied alle vom Festtrubel berührten Räumlichkeiten, machte immer wieder Umwege und gelangte endlich in das Nebengebäude und an die Tür, die er suchte. Er fand sie nur angelehnt und öffnete leise.
    »Antonie ...«
    »Friedemann! -- O Gott!«
    Er wollte ihr mit offenen Armen entgegeneilen; sie wehrte erschrocken ab: »Nein, nein! Friedemann, machen Sie sich, machen Sie mich nicht elend! Sie haben mich durch Ihre Unbesonnenheit schon entsetzlich in Gefahr gebracht! Lassen Sie sich erbitten! Seien Sie doch überlegter!«
    »Antonie, nur ein Wort!«
    »Kein Wort, Friedemann, kein Wort! Nehmen Sie diesen kleinen Schlüssel und verlassen Sie sofort das Hotel. Sie kennen den Gang, der von uns hinüber nach dem Wallgarten führt, dorthin gehen Sie. Im Schwibbogen ist eine kleine Tür, die sich in den Gang öffnet. Dort erwarte ich Sie.«
    »O, nur ein Wort, Antonie!« und er drückte einen Kuß auf die Hand des Mädchens. »Willst du dein Herz mir schenken?«
    Sie strich ihm sacht übers Haar: »Fang's heimlich an, Friedemann!«
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    Karfreitag ...
    Der Abend hatte sich auf das stille Dresden mit seinen langen, finsteren Häuserzeilen herabgesenkt und hüllte die Straßen in dämmernde Schatten. Hie und da brannte eine trübe Laterne und warf ihren ungewissen Schein auf die Vorübergehenden. Fahl und gläsern rang sich der Mond durch die Wolken, ein gespenstisches Licht um den alten Turm der Sophienkirche webend. Ein rauher Wind fegte eisig um die dürren Laubkronen.
    Im Kantorhause, oben im einsam entlegenen Arbeitsstübchen, war es traulich warm. Die alte Hanne hatte noch einmal das Feuer geschürt und sich dann mit einem liebevollen »Gute Nacht, Friede!« in ihr Zimmer

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