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Frieden auf Erden

Frieden auf Erden

Titel: Frieden auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Elektronik im Bauch – im Kopf reicht der Platz dafür nicht aus. Ich werde ihn also unter dem Diktat der Experten operieren, und wenn zufällig etwas dabei herauskommt, werden sie das Verdienst sich selbst zuschreiben. Wenn es schiefgeht, fällt die Schuld auf mich wegen meiner Unfähigkeit. Als es weder Roboter noch Sendlinge gab und dank dem Zusammentreffen günstiger Umstände selbst die Bordcomputer heil blieben, ging Simpleres kaputt, zum Beispiel während eines Probefluges das Klo in der Raumfähre »Columbia«.
    Inzwischen war ich von der Erde 150 000 Kilometer entfernt und sehr froh, den Defekt des LEM verschwiegen zu haben. Die durchmessene Strecke hätte mehr als eine Sekunde Zeitverzögerung im Funkverkehr mit der Basis bedeutet, früher oder später wäre mir unter den Fingern etwas in die Brüche gegangen, im Zustand der Schwerelosigkeit fallen präzise Griffe nicht leicht, ein Lichtfünkchen hätte angezeigt, daß ich einen Kurzschluß verursacht hatte, und eine reichliche Sekunde darauf hätte ich einen Chor von Stimmen mit den entsprechenden Kommentaren vernommen. Jetzt hat Tichy alles versaut, hätten sie gesagt, jetzt ist nichts mehr zu machen. Ich hatte also allen nur Ärger erspart – den Leuten da unten und mir.
    Je näher ich dem Monde kam, um so mehr wurde ich über Funk mit Ratschlägen und Warnungen bepflastert, die so überflüssig waren, daß ich schließlich erklärte, ich werde die Verbindung unterbrechen, wenn man nicht aufhöre, mich verrückt zu machen. Ich kenne den Mond wie meine Westentasche, noch von damals her, als es Projekte gab, ihn zu einer Außenstelle von Disneyland zu machen. Jetzt umkreiste ich ihn dreimal auf einer fernen Umlaufbahn und ging dann über dem Oceanus Procellarum langsam tiefer. Auf der einen Seite sah ich das Mare Imbrium, auf der anderen den Krater Erathostenes, dahinter den Murchison und den Sinus Medii bis hin zum Mare Nibium. Dann war ich so niedrig, daß mir der Pol des Mondes dessen weitere pockennarbige Oberfläche verbarg. Ich befand mich an der Untergrenze der Zone des Schweigens. Bisher war nichts Unerwartetes passiert, wenn man von zwei leeren Bierdosen absieht, die während meiner Steuermanöver Leben gewonnen hatten. Als ich einmal bremste, kamen diese Büchsen, die wie gewöhnlich von den Technikern hastig geleert und weggeworfen worden waren, aus ihrer Ecke und kreisten nun durch das Cockpit, bald gegen andere Gegenstände, bald gegen meinen Kopf scheppernd. Ein Greenhorn hätte sie zu fangen versucht, aber mir fiel das gar nicht ein. Ich änderte die Umlaufbahn und überflog den Taurus. Als sich unter mir weithin das große Mare Serenitatis erstreckte, knallte mir von hinten etwas gegen den Helm, daß ich aufsprang. Es war eine blecherne Keksdose, deren Inhalt den Leuten vom Raumschiffservice offenbar als Zuspeise zum Bier gedient hatte. In der Basis hatte man den Knall vernommen, und sogleich wurde ich mit Fragen überschüttet. Ich erklärte jedoch, ich habe mich am Kopf kratzen wollen, nicht bedacht, daß er im Helm steckte, und folglich mit dem Handschuh dagegengehauen. Ich gebe mir stets Mühe, ein Mensch zu sein, und ich verstehe ja auch, daß die Techniker verschiedene Dinge in der Rakete einfach zurücklassen müssen . Das war so, das ist so, und das wird so bleiben. Ohne Schwierigkeiten durchflog ich die Zone der inneren Kontrolle, denn deren Satelliten waren von der Erde aus angewiesen worden, mich durchzulassen. Obgleich das Programm dergleichen nicht vorsah, ging ich mehrmals scharf auf die Bremsen, um weitere Überbleibsel von Montage und Durchsicht der Rakete aus den Ecken zu schütteln. Unter dem Schrank des selenografischen Reservesystems kam wie ein gewaltiger Nachtfalter nur noch ein Comic-Heft hervorgeflattert, ich überschlug blitzschnell das Inventar – zweimal Bier, einmal Kekse, ein Comic – und zog automatisch den Schluß, daß ich weiterer Überraschungen nun bereits voller Spannung harren durfte.
    Ich hatte den Mond vor mir wie auf dem Handteller. Selbst durch das Fernrohr mit zwanzigfacher Vergrößerung erschien er tot, unbewohnt und öde. Ich wußte, daß die computergesteuerten Fabriken der einzelnen Sektoren etliche Dutzend Meter unter der Oberfläche der Meere lagen, dieser großen Ebenen also, die einst durch die Überschwemmung mit Lava entstanden waren. Die Fabriken aber hatte man so tief angelegt, damit sie nicht durch Meteore beschädigt werden konnten. Dennoch durchforschte ich mit besonderer

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