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Frieden auf Erden

Frieden auf Erden

Titel: Frieden auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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konnte ich die Finger nicht bewegen, aber es gab ja ein anderes Mittel. Ich biß mit aller Kraft die Zähne zusammen, hörte ein Knacken, als würde ein Schalter betätigt, und fiel in ägyptische Finsternis. Statt des Sandes spürte ich im Rücken die weiche Polsterung eines Sessels. Ich war zurück an Bord. Mir war schwindlig, ich fand nicht gleich den richtigen Knopf, bis er mir wie von selber unter die Finger kam. Ich zerschlug die schützende Plastikhaube, hieb mit der Faust auf die rote Taste und drückte sie bis zum Anschlag nieder. Der Sendling sollte ihnen nicht heil in die Hände fallen, ein Pfund Ekrasit riß ihn in Fetzen. Es tat mir leid um diesen LEM, aber mir blieb nichts anderes übrig.
    So endete mein zweiter Gang.

VII. Ein Massaker
    Von den zehn folgenden Landungen blieben mir Erinnerungen, die so bruchstückhaft wie unangenehm waren. Die dritte dauerte am längsten, ganze drei Stunden, obgleich ich mitten in eine regelrechte Schlacht geraten war. Ausgetragen wurde sie von Robotern, die vorsintflutlichen Riesenechsen glichen. Sie waren so in den Kampf verbissen, daß sie mich gar nicht bemerkten, als ich, weiß wie ein Engel, allerdings ohne Flügel, in meiner Flammenaureole auf dem Schlachtfeld niederging. Noch im Fluge begriff ich, warum auch diese Gegend vom Raumschiff aus so öde ausgesehen hatte. Die Echsen trugen Tarnfarben und auf dem Rücken überdies ein Reliefmuster, das im Sand verstreute Steine imitierte. Sie bewegten sich mit irrsinniger Geschwindigkeit, und ich wußte zuerst nicht, was ich tun sollte. Zwar pfiffen hier keine Kugeln, Feuerwaffen waren nicht in Gebrauch, aber man konnte erblinden vom Blitzlichtgewitter der Laserstrahlen. Ich robbte eilig hinter große weiße Felsbrocken, an den einzigen Ort, der in nächster Nähe Zuflucht bot, steckte den Kopf hervor und verfolgte den Kampf.
    Ich fand zunächst wahrhaftig nicht heraus, wer hier eigentlich gegen wen kämpfte. Die Echsenroboter, die an Kaimane erinnerten und sich in Sprüngen fortbewegten, gingen gegen einen ziemlich gleichmäßig nach meiner Seite hin geneigten Abhang vor. Die Situation erwies sich als sehr verworren. Es sah aus, als befinde sich unter den Angreifern, mitten in ihrer Schlachtordnung, der Feind. Vielleicht hatte zuvor ein Landeunternehmen stattgefunden, ich weiß es nicht, sah aber, wie sich die einen metallenen Echsen auf andere stürzten, die ihnen in jeder Hinsicht glichen. Einmal kamen drei bei der Jagd auf eine einzige ganz nahe, sie erwischten sie, konnten sie aber nicht festhalten, denn sie warf die Beine ab, an denen sie sie gepackt hielten, und setzte ihre Flucht fort, sich windend wie eine Schlange. Auf so primitive Kämpfe, bei denen Schwänze und Beine abgerissen wurden, war ich nicht gefaßt gewesen, ich wartete, daß sie sich die meinen vornehmen würden, aber in der Hitze des Gefechts ließen sie mich unbeachtet. In breiter Front gingen sie auf den Hang los und spien ihre Laserblitze, die aus dem Maul zu kommen schienen. Vielleicht hatten sie auch gar keine Mäuler, sondern sich trichterförmig wie bei einem Schießbecher erweiternde Läufe. Auf dem Hang passierte etwas Sonderbares. Die schnell dahinhuschenden Roboter der ersten Linie drangen unter dem Feuerschutz der nachrückenden ungefähr bis zur Hälfte des Hügels vor und kamen dort ins Stocken. Sie gruben sich nicht etwa in den Boden, sondern wurden immer langsamer, kamen zum Stillstand und verfärbten sich. Die sandfarbenen Rückenschuppen wurden dunkel, ein leichter grauer Qualm wie von unsichtbaren Flammen zog darüber hin, bis die Körper in Glut gerieten und sich in brennende Leichname verwandelten. Von der anderen Seite her kamen jedoch keinerlei Blitze, es konnte also kein durch Laser ausgelöster Brand sein. Die Flanke des Höhenzugs war schon mit vielen verkohlten und zerschmolzenen Automaten übersät, aber sie erschienen in immer neuen Reihen und jagten in den Untergang.
    Erst nachdem ich mein Fernsichtgerät eingeschaltet hatte, erkannte ich, worauf sie es abgesehen hatten. Oben auf dem Höhenzug lag etwas, gewaltig und unbeweglich, wie eine Festung, freilich von besonderer Art, denn statt der Mauern hatte sie Spiegel oder vielmehr Bildschirme, die oben den schwarzen, bestirnten Himmel, unten aber die sandige Halde des Abhangs zeigten. Sie waren wie Spiegel und Bildschirm zugleich, die Laserstrahlen konnten ihnen nichts anhaben, sondern wurden reflektiert, und unten, wo sich die Echsenkadaver zu Haufen türmten, lag, wie

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