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Frieden auf Erden

Frieden auf Erden

Titel: Frieden auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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das Bolometer in meinem Helm anzeigte, die Temperatur des Gesteins bei mehr als zweitausend Grad. Eine Induktionssperre oder etwas in der Art, dachte ich, fest an den Stein gepreßt, der mir Schutz und Schirm bot. Die Echsen griffen an, das Spiegel- und Schirmgebilde aber hatte sich mit einem unsichtbaren Hitzeschild umgeben. Schön und gut, aber was sollte nun ich tun, waffenlos, wie ich war, hilflos wie ein Säugling zwischen angreifenden Panzerkeilen? Ich brauchte der Zentrale diese Kämpfe nicht zu schildern, mein dritter Sendling hatte sozusagen als Nachhut einen Düsensegler, der wie ein gewöhnlicher Gesteinsbrocken aussah. Er sollte einen Meteor vortäuschen und konnte eigentlich nur dadurch verdächtig erscheinen, daß er nicht herunterfiel, sondern zwei Meilen über mir in der Schwebe blieb.
    Ich fühlte eine Berührung am Schenkel, sah an mir hinab und stand starr. Es war ein Bein des Roboters, der vorhin seine Gliedmaßen eingebüßt und sich in eine Schlange verwandelt hatte. Das Bein war langsam vor sich hin gekrochen und in die Steine geraten, hinter denen ich steckte. Es trug drei scharf auslaufende Krallen und eine Haut, die grobkörnigen Sand vortäuschen sollte. Im blinden Zappeln dieses Glieds lag etwas Widerwärtiges und Verzweifeltes zugleich. Es suchte sich in meinen Schenkel zu krallen, fand aber keinen Halt. Voller Ekel nahm ich es in die Hand und warf es weg, so weit ich konnte. Sogleich kehrte es zu mir zurück. Statt den Verlauf der Schlacht verfolgen zu können, hatte ich einen Zweikampf mit diesem Bein zu bestehen, das schon wieder ungeschickt torkelnd an mir hochzuklettern suchte. Jetzt werden gleich noch die anderen ankommen, schoß es mir durch den Kopf, und dann wird es hier brenzlig. Bloß gut, daß die Zentrale Ruhe hielt, denn das Gespräch hätte abgehört werden, mir hätte es an den Kragen gehen können. Ich kniete mich auf die dunkle, im Schatten liegende Seite des großen Steins und lauerte auf dieses Bein, in der Faust den Feldspaten, im Gemüt eine düstere Stimmung. Es hätte nur noch gefehlt, daß dieses Bein, das da, sich abwechselnd krümmend und streckend, auf mich zukam, einen Sender enthielt! Als es mein Knie erreicht hatte, preßte ich es mit einer Hand zu Boden und hieb mit der Schärfe des Spatens darauf los. Was für eine Geschichte! Ijon Tichy, der auf dem Mond eine Schlacht beobachten sollte, machte statt dessen Frikassee aus einer Roboterhaxe! Schließlich mußte ich eine empfindliche Stelle getroffen haben, denn das Bein drehte sich mit auseinanderklaffender Kniekehle nach oben und erstarrte. Ich warf es weg und sah hinter dem Stein hervor.
    Die Schwarmlinien versiegten und erstarben, so daß die grauen, mit ihrer Umgebung verfließenden Automaten einzeln kaum noch zu erkennen waren. Dafür aber schritt, ich weiß nicht, woher, eine Spinne bergauf, groß wie eine Scheune, leicht schwankend wie ein Schiff auf den Wogen. Von oben platt wie eine Schildkröte, schaukelte sie auf weit auseinanderstehenden zahlreichen Beinen, deren Knie beiderseits hoch über den Körper ragten. In schwerfälligem Gleichmaß, bedachtsam die vielgliedrigen Stelzen setzend, näherte sie sich bereits der Hitzezone. Ich war neugierig, was dort mit ihr passieren würde. Unterm Bauch trug sie etwas Längliches, Dunkles, beinahe Schwarzes, vermutlich Kriegsgerät. Direkt vor der Glutzone machte sie halt, die Beine weit abgespreizt, und verhielt eine gute Weile, als ob sie überlege. Das Schlachtfeld lag erstorben. Im Helm allerdings hörte ich ein Zirpen: verschlüsselte Signale. Es war eine sehr merkwürdige Schlacht, denn einerseits schien sie zutiefst primitiv geführt zu werden, direkt vergleichbar den Kämpfen, wie sie vor Millionen Jahren, im Mesozoikum, die Dinosaurier auf der Erde ausgetragen haben mochten, andererseits war sie höchst raffiniert, da diese Echsen Laserautomaten waren, mit Elektronik vollgestopfte Roboter, bestimmt nicht aus Reptilieneiern ausgekrochen!
    Die gigantische Spinne ließ sich nieder, bis ihr Bauch den Boden berührte, und kroch gewissermaßen in sich selbst hinein. Ich vernahm keinerlei Geräusch, denn selbst wenn einem der Mond in Stücken um die Ohren flöge, wäre weder ein Knall noch ein Surren zu hören. Dafür aber bebte der Boden, einmal, zweimal, dreimal.
    Diese Beben gingen in unablässige Schwingungen über, alles ringsumher kam in ein gewaltiges Schlottern, begann immer heftiger und schneller zu vibrieren. Ich sah nach wie vor die Dünen des

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