Friedenskommissare der Galaxis
zu.
»Ich meine nicht den Punsch, sondern die Atmosphäre!« berichtigte Magnan. »Und das bezieht sich nicht auf die Klimaanlage, sondern auf das ungute Gefühl, daß irgend etwas Furchtbares geschehen wird.«
»Beruhigen Sie sich, Mr. Magnan«, sagte Retief tröstend. »Der Botschafter hält seine Rede erst in einer halben Stunde.«
»Verschonen Sie mich mit Ihren unpassenden Scherzen, Retief! Ich bin außerordentlich empfänglich für übersinnliche Vibrationen aller Art – ein Trick, den ich vermutlich von meiner Tante Prudelia geerbt habe …«
»Das ist wirklich ein sauberer Trick«, gab Retief zu und nickte einer wohlgeformten Stenotypistin zu, die mit Oberst Warbutton vorbeiwalzte.
»Retief! Wollen Sie mir freundlicherweise zuhören! Schließlich lernt ein Diplomat, sich auf seine Ahnungen zu verlassen …«
»Gewiß, Mr. Magnan«, meinte Retief und stellte sein Glas auf ein Tablett. »Und ich habe so eine Ahnung, daß Miß Brasswell nach zweieinhalb Walzern voller militärischer Reminiszenzen dankbar wäre für ein paar Zivilistenwitze.«
»Durchaus möglich«, entgegnete Magnan eisig. »Ich schlage jedoch vor, daß Sie Ihre Gnadenaktion aufschieben, bis wir uns mit dem akuteren Problem entstehenden Unheils auseinandergesetzt haben!«
»Wenn Sie sich auf die Tatsache beziehen, daß Botschafter Nith und sein Militärattaché seit zwanzig Minuten die Köpfe zusammenstecken, dann bin ich Ihrer Meinung, daß dabei nichts Gutes für die gemeinsamen Friedensbemühungen herauskommen kann«, gab Retief zu.
»Und nicht nur das – ich habe beobachtet, daß Counselor Lilth auffällig freundschaftlich mit dem boganischen Militär-Beobachter tut.«
»Das stimmt. Während Botschafter Pouncetrifle seit vierzig Minuten von dreien unserer Gäste vom Damen-Hilfsdienst für Militanten Pazifismus in Beschlag gelegt wird.«
»Ich bezweifle, daß die Witwen irgendwelche wilden Absichten haben«, meinte Magnan. »Aber dieser hinterhältige kleine Groaci Kulturattaché – Fink oder wie er heißt …«
»Smick, ja, erscheint ungewöhnlich gefesselt von was immer Biteworse ihm erzählt. Er hat ihn seit einer halben Stunde immer weiter zwischen die Farnwedel-Töpfe gedrängt.«
»In diesem Fall – wie können Sie dastehen und eine Sekretärin anstarren, wenn es doch völlig deutlich ist, daß die Groaci und ihre Freunde Ungutes im Sinn haben?« fragte Magnan empört.
»Wahrscheinlich haben Sie recht, Mr. Magnan. Aber wenn wir hier stehenbleiben, dann werden sie daraus schließen, daß wir ihnen auf die Schliche gekommen sind …«
»Um so besser! Der bloße Gedanke, daß sie hier direkt unter unseren Augen ihre Pläne schmieden!«
»Lieber hier als an einem anderen, weniger leicht zu beobachtenden Ort«, meinte Retief.
»Diese Gauner haben Nerven! Kommen Sie, Retief, wir wollen unseren Verdacht sofort Seiner Exzellenz melden …«
»Ich schlage vor, wir warten noch etwas, Mr. Magnan. Dort schleichen sich gerade zwei Groaci Verwaltungsbeamte an den Marine-Posten bei den Fenstertüren vorbei. Wir wollen ihnen Zeit geben, zu verschwinden.«
»Warum?« erkundigte sich Magnan betroffen. »Damit sie den Botschaftssafe knacken können?«
»Soweit lassen wir sie nicht kommen. Aber es wäre doch interessant zu wissen, was sie vorhaben.«
»Aber – aber wenn sie nun eine Bombe legen oder das Gebäude in Brand setzen? Oder gefälschte Dokumente in die Akten einschmuggeln?«
»Letzteres wäre recht beängstigend«, stimmte Retief zu. »Aber vielleicht können wir sie hindern, bevor wirklicher Schaden entsteht …« Er brach ab, als die Vorhänge sich hinter den Fremden schlossen, die er beobachtet hatte. »Wollen wir ihnen folgen und nachsehen, was sie vorhaben, Mr. Magnan?«
»Nun – wir sollten die Angelegenheit wirklich den zuständigen Behörden übergeben … immerhin, sie werden kaum hier im Gebäude etwas wirklich Drastisches wagen … und es wäre ein echter Coup, sie ohne Hilfe auf frischer Tat zu ertappen.« Magnan zupfte an den zahlreichen Aufschlägen seines traubensaftfarbenen, hyperformellen Frühabend-Cutaways, setzte eine gestrenge Miene auf und folgte Retief durch die Menge.
Auf der Terrasse erhaschten sie gerade noch einen Blick auf ihre Beute, bevor sie über die Balustrade in das Gebüsch unterhalb entschwand.
»Dachte ich mir’s doch!« keuchte Magnan. »Und dabei steht da doch deutlich das Schild: Das Betreten des Rasens ist verboten! Das werde ich sofort melden, und …«
»Warten Sie.«
Weitere Kostenlose Bücher