Friedenskommissare der Galaxis
schwach.
»Wenn du versprichst, nicht wegzulaufen, lasse ich dein Halsband los«, sagte Retief.
»Ich habe das komische Gefühl, daß Ungeheuer sowieso schneller laufen kann als ich. Also gut, ich verspreche.«
»Hübsche Zähne«, meinte Retief, als er die Zahnkette losließ. »Einheimisches Produkt?«
»Nein, importierte Ware, garantiert solides Plastik. Echte Zähne bekommt man heutzutage nicht mehr. Das Leben in den Wäldern ist nicht mehr, was es war. Die Ungeheuer ruinieren die Jagd, und es ist ein Glück, daß wir unseren Handel mit den Fünf-Augen-Monstren haben und von ihnen Maisgrütze und Sauce bekommen.«
»Die Fünfaugen, von denen du sprichst, sind nicht vielleicht Groaci?«
»Könnte schon sein. Glanzbeinige Stadtratten, ebenso groß wie ich, und dann flüstern sie immer. Die kleinen Ungeheuer gehen überallhin und machen alles. Sie fliegen in einem großen Vogel und machen viel Gestank und Lärm, während die großen Ungeheuer im Unterholz herumtrampeln, jagen und essen …«
»Wie sehen diese großen Ungeheuer aus?« fragte Retief.
»Schau mal in den Spiegel, dann siehst du selbst.«
»Es sind also Terraner – wie ich?«
Der Kleine drehte seinen Kopf herum und musterte Retief. »Nein, vielleicht nicht genauso. Manche sind zweimal so groß wie du, und sie reißen einem den Kopf ab und essen ihn mit einem Biß …«
»Hast du dieses Ungeheuer selbst gesehen?«
»Natürlich, ich habe dich gesehen, die Fünf-Augen gesehen und viele Gerüchte gehört, um die Informationslücken zu füllen.«
»Wie sieht denn euer Handel mit den Groaci aus? Was gebt ihr ihnen für die Nahrungsmittel?«
»Wir sammeln Larven für sie.«
»Meine Vorstellungen von der lumbaganischen Zoologie sind etwas unklar«, sagte Retief. »Was sind das für Larven?«
»Die Larven wachsen heran zu Nieren, Kinnladen, Kniegelenken und so weiter«, erklärte der Kleine.
»Kannst du mich zu den Fünfaugen hier auf der Insel führen?«
»Dort kann man nicht hin. Ihre Höhlen werden im weiten Umkreis bewacht von vielen schrecklichen Ungeheuern, die jeden in Stücke reißen, der näherkommt.«
»Wenn du mich in die Nähe dieser Festung bringst, könnte ich vielleicht darauf verzichten, dich zu fressen«, schlug Retief vor.
Der Kleine überlegte und entschied sich dann, die Chance wahrzunehmen.
Er führte Retief durch den Wald, und eine Viertelstunde später standen sie im Schatten eines gigantischen Murmel-Baums, dessen sanftes Laubgemurmel ihre Unterhaltung übertönte.
»Jetzt geradeaus, du kannst es nicht verfehlen«, sagte der Kleine. »Aber achte auf Fallstricke, damit du nicht gefangen wirst wie dein verschwundener Freund.«
Retief bedankte sich und ging allein auf dem schmalen Pfad weiter. Der Wald war still, bis auf ein schwaches Rascheln im Unterholz, das aufhörte, wenn er stehenblieb und erneut begann, wenn er sich wieder in Bewegung setzte. Er hatte vielleicht hundertfünfzig Meter zurückgelegt, als der Pfad eine plötzliche Biegung machte und Retief vor einem dreieinhalb Meter großen, mit Stoßzähnen bewaffneten Alptraum stand.
10.
Sekundenlang stand Retief reglos da und betrachtete das gigantische Monstrum drei Meter vor ihm. Drei triefäugige, rosafarbene Augen starrten ihm unbewegt aus einem klumpigen Gesicht entgegen, in dem hier und da um einen breiten, schlafflippigen Mund Haarbüschel wuchsen. Eine Anzahl klaffender Nüstern war auch vorhanden, von den massiven Schultern hingen riesige Arme fast bis auf den Boden herab; drei gebogene Beine stützten das Gewicht eines überaus muskulösen Torsos. Die Füße des Riesen steckten in gigantischen Hausschuhen. Ein langer Schwanz ringelte sich über die Schulter, der in einer siebenfingrigen Hand endete, mit der das Geschöpf gerade im Innern eines großen, spitzen Ohrs herumbohrte. Andere Hände hielten ein Schwert umklammert, das mindestens zweieinhalb Meter lang war.
Retief holte eine handgerollte Jorgenson-Zigarre aus einer Seitentasche, zündete sie an und blies blaßlila Rauch in die Luft.
»Eine schöne Nacht«, bemerkte er. Das Ungeheuer holte tief Luft. »AHHHHrrrrrrghhh!« brüllte es.
»Tut mir leid«, sagte Retief. »Das habe ich nicht ganz verstanden.«
»AHHHrrrrghhh!« wiederholte das Geschöpf.
Retief schüttelte den Kopf. »Immer noch nicht angekommen. Aber du machst das sehr gut. Ein außerordentlich schöner Ton. Mit echtem Gefühl.«
»Gefällt es dir wirklich?« fragte der Riese mit überraschend hoher Stimme. »Vielen
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