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Friedhof der Kuscheltiere

Friedhof der Kuscheltiere

Titel: Friedhof der Kuscheltiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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leise, mit ihrem Ostküstenakzent, Juds Stimme, die ihm einen Schauder über den Körper jagt, eine Gänsehaut verursacht, bei der sich die Haare im Genick aufrichten.
    Es sind geheimnisvolle Dinge... der Acker im Herzen eines Mannes ist steiniger, Louis -- wie der Boden oben auf dem alten Begräbnisplatz der Micmac... ein Mann bestellt ihn -- und läßt darauf wachsen, was er kann.
    Louis begann an die anderen Dinge zu denken, die Jud ihm über den Begräbnisplatz der Micmac erzählt hatte. Er begann, das Material zu sammeln, zu sichten, zu komprimieren -- auf die gleiche Art, wie früher bei der Vorbereitung auf wichtige Prüfungen.
    Der Hund. Spot.
    Ich konnte die Stellen sehen, die der Stacheldraht aufgerissen hatte -- an diesen Stellen wuchs kein Fell, und das Fleisch sah wie eingedellt aus.
    Der Bulle. Louis' Gedanken schlugen eine andere Seite auf.
    Lester Morgan begrub seinen Preisbullen dort oben. Ein Black Angus, der Hanratty hieß... Lester schleppte ihn auf einem Schlitten hinauf... zwei Wochen später erschoß er ihn. Der Bulle war bösartig geworden, regelrecht bösartig. Aber er ist das einzige Tier, von dem ich das je gehört habe.
    Er wurde bösartig.
    Der Acker im Herzen eines Mannes ist steiniger.
    Regelrecht bösartig.
    Aber er ist das einzige Tier, von dem ich das je gehört habe.
    Vor allem anderen tut man es, weil man einmal oben gewesen ist, weil der Ort einem gehört.
    Das Fleisch sah wie eingedellt aus.
    Hanratty. Ist das nicht ein verrückter Name für einen Bullen?
    Ein Mann bestellt ihn -- und läßt darauf wachsen, was er kann.
    Es sind meine Ratten. Und meine Vögel. Ich habe mir das Viehzeug eingehandelt.
    Es ist dein Ort, ein Ort mit einem Geheimnis, er gehört dir, und du gehörst zu ihm.
    Er wurde bösartig, aber er ist das einzige Tier, von dem ich das je gehört habe. --
    Und was willst du dir jetzt einhandeln, Louis, wenn in der Nacht der Wind heult und der Mond durch die Wälder einen weißen Pfad zu diesem Ort bahnt? Willst du wieder diese Stufen hinaufsteigen? Bei einem Horrorfilm weiß jeder im Saal, daß der Held oder die Heldin einen großen Fehler machen, wenn sie diese Stufen hinaufsteigen, aber im wirklichen Leben tun sie es ständig -- sie rauchen, sie legen keine Sicherheitsgurte an, sie ziehen mit ihrer Familie in ein Haus am Rande einer vielbefahrenen Straße, auf der Tag und Nacht große Laster vorbeidröhnen. Also, Louis, was sagst du dazu? Willst du die Stufen hinaufsteigen? Willst du deinen toten Sohn behalten -- oder willst du nachsehen, was hinter Tür Nummer eins liegt, hinter Tür Nummer zwei, hinter Tür Nummer drei?
    Hey-ho, let's go.
    Wurde bösartig... das einzige Tier... das Fleisch sah... ein Mann... dein... sein...
    Louis schüttete den Rest seines Biers in den Ausguß, er hatte plötzlich das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Der Raum um ihn herum bewegte sich in großen, schwankenden Kreisen.
    Es klopfte an der Tür.
    Lange Zeit -- jedenfalls kam es ihm so vor -- glaubte er, es wäre nur in seinem Kopf, eine Halluzination. Aber das Klopfen ging weiter, geduldig, unerbittlich. Und plötzlich fiel Louis die Geschichte von der Affenpfote ein, und kaltes Entsetzen stieg in ihm auf. Es war, als könnte er es fühlen, als wäre es etwas Greifbares -- es war wie eine tote Hand, in einem Kühlschrank aufbewahrt, die plötzlich ihr eigenes körperliches Leben gewonnen hatte und in sein Hemd geglitten war, um sich über seinem Herzen ins Fleisch zu krallen. Ein albernes Bild, abgeschmackt und albern, aber es fühlte sich nicht albern an. Durchaus nicht.
    Louis spürte seine Füße nicht, als er zur Tür ging und mit gefühllosen Fingern den Riegel hob. Als er sie öffnete, dachte er: Es wird Pascow sein. Wie es von Jim Morrison heißt, zurück von den Toten und größer als je zuvor. Pascow in seiner Turnhose, in voller Lebensgröße und schimmelig wie monatealtes Brot, Pascow mit seinem gräßlich zerschmetterten Schädel, Pascow mit seiner albernen Warnung: Gehen Sie nicht dort hinauf. Wie hieß es doch in diesem alten Lied? Bitte, Baby, geh nicht, bitte, Baby, geh nicht, du weißt, ich liebe dich, also bitte, Baby, geh nicht...
    Die Tür schwang auf, und auf der obersten Stufe vor ihm in der winddurchwehten Dunkelheit dieser Mitternacht zwischen dem Tag der Kondolenzen im Bestattungsinstitut und dem Tag der Beerdigung seines Sohnes stand Jud Crandall. Sein dünnes, weißes Haar flatterte in der kalten Nacht.
    »Wenn man an den Teufel denkt, steht er vor

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