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Friedhof der Kuscheltiere

Friedhof der Kuscheltiere

Titel: Friedhof der Kuscheltiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Zubringer ein. Sie vergewisserte sich, daß sie von beiden Seiten freie Fahrt hatte, und fünf Minuten später fuhr sie wieder auf der Schnellstraße nordwärts. Der Kaffee hatte mehr geholfen, als sie für möglich gehalten hätte. Sie hatte das Gefühl, jetzt hellwach zu sein, nicht im mindesten schläfrig. Doch dann rührte die Feder des Unbehagens sie wieder an, dieses absurde Gefühl, manipuliert zu werden. Das Batteriekabel, dessen Klemme sich vom Kontakt gelöst hatte...
    Damit sie so lange aufgehalten wurde, bis...
    Sie lachte nervös. Bis was?
    Bis etwas Unwiderrufliches geschehen war.
    Das war albern. Lächerlich. Dennoch begann Rachel aus dem kleinen Wagen herauszuholen, was an Geschwindigkeit in ihm steckte.
    Um fünf Uhr, als Jud versuchte, das aus der schwarzen Tasche seines guten Freundes Dr. Louis Creed gestohlene Skalpell abzuwehren und ihre Tochter in den Klauen eines Alptraums, an den sie sich gnädigerweise nicht erinnern konnte, schreiend im Bett auffuhr, verließ Rachel die Schnellstraße, fuhr über die Hammond Street, dicht an dem Friedhof vorbei, auf dem im Sarg ihres Sohnes jetzt nur noch ein Spaten begraben lag, und überquerte die Brücke von Bangor nach Brewer. Viertel nach fünf war sie auf der Route 15 und näherte sich Ludlow.
     
     
    Sie hatte beschlossen, gleich zu Jud zu gehen; wenigstens in dieser Hinsicht wollte sie ihr Versprechen halten. Der Honda parkte ohnehin nicht in der Auffahrt; und obwohl sie es für möglich hielt, daß er in der Garage stand, wirkte ihr Haus so leer, als schliefe es noch. Keine Intuition sagte ihr, daß Louis zu Hause sein könnte.
    Rachel parkte den Mietwagen hinter Juds Kleinlaster, stieg aus und sah sich vorsichtig um. Das Gras war naß von Tau, der im klaren, neuen Tageslicht funkelte. Irgendwo sang ein Vogel und verstummte dann. So oft sie seit ihrer Kindheit bei Tagesanbruch ohne zwingenden Grund wach und allein gewesen war, hatte sie sich einsam gefühlt -- und doch irgendwie gehobener Stimmung, getragen von einem paradoxen Empfinden der Neuheit und der Kontinuität. An diesem Morgen hatte sie dieses saubere, gute Gefühl nicht. Sie empfand nur ein zerrendes Unbehagen, das sie nicht ausschließlich auf die hinter ihr liegenden, grauenhaften vierundzwanzig Stunden und ihren schmerzlichen Verlust zurückführen konnte.
    Sie stieg die Verandastufen empor und öffnete die Gazetür in der Absicht, die altmodische Glocke an der Haustür zu betätigen. Die Glocke hatte sie bezaubert, als sie und Louis Jud zum ersten Mal besuchten; man drehte sie im Uhrzeigersinn, und sie gab einen lauten, aber musikalischen Ton von sich -- anachronistisch und reizvoll zugleich.
    Jetzt griff sie nach der Glocke, doch dann fiel ihr Blick auf den Verandaboden, und sie runzelte die Stirn. Auf der Fußmatte waren Schlammspuren. Sie folgte ihnen mit den Augen und stellte fest, daß sie von der Gazetür zur Haustür führten. Sehr kleine Spuren. Die Spuren eines Kindes, wie es schien. Aber sie war die ganze Nacht hindurch gefahren, und es hatte nicht geregnet. Gestürmt, aber nicht geregnet.
    Sie betrachtete die Spuren lange -- zu lange -- und spürte dann, daß sie ihre Hand zur Türglocke hinzwingen mußte. Sie griff danach -- und dann fiel ihre Hand wieder herunter.
    Eine Vorahnung, weiter nichts. Die Vorahnung des Schrillens der Glocke in dieser Stille. Wahrscheinlich ist er doch eingeschlafen, und sie wird ihn aus dem Schlaf reißen.
    Aber das war es nicht, wovor sie Angst hatte. Seit sie gemerkt hatte, daß es ihr schwerfiel, wach zu bleiben, war sie nervös gewesen, auf eine unterschwellige und diffuse Art beunruhigt; aber diese durchdringende Angst war etwas Neues, etwas, das ausschließlich mit diesen kleinen Fußspuren zu tun hatte. Sie hatten die gleiche Größe wie...
    Ihr Verstand versuchte den Gedanken abzublocken, aber er war zu müde, zu langsam.
    ... wie Gages Füße.
    Hör auf damit. Kannst du nicht aufhören?
    Sie griff zu und drehte die Glocke.
    Sie klang sogar noch lauter als in ihrer Erinnerung, aber nicht so musikalisch -- es war ein schriller, erstickter Schrei in der Stille. Rachel fuhr zurück, gab ein nervöses, kleines Lachen von sich, ohne jede Spur von Humor. Sie wartete auf Juds Schritte, aber seine Schritte kamen nicht. Es herrschte Stille und noch mehr Stille, und sie begann gerade zu überlegen, ob sie sich überwinden konnte, den schmetterlingsförmigen Glockengriff noch einmal zu drehen, als hinter der Tür ein Laut erklang, auf den sie

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