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Friedhof der Kuscheltiere

Friedhof der Kuscheltiere

Titel: Friedhof der Kuscheltiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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brauchen, ist es da... und außer uns braucht es niemand zu wissen, denn der Acker im Herzen eines Mannes ist steiniger; ein Mann bestellt ihn -- und läßt darauf wachsen, was er kann.
    Mit diesen unruhigen Halb-Traumgedanken glitt Louis Creed hinüber, löste eine Verbindungsschnur mit der Wirklichkeit des Wachseins nach der anderen, bis alle Gedanken endeten und die Erschöpfung ihn hinüberzerrte in schwarze, traumlose Bewußtlosigkeit.
     
     
    Kurz bevor im Osten die ersten Anzeichen der Dämmerung am Himmel erschienen, waren Schritte auf der Treppe. Sie waren langsam und unbeholfen, aber zielstrebig. Ein Schatten bewegte sich in den Schatten des Korridors. Ein Geruch kam mit ihnen -- ein Gestank. Louis murmelte im tiefen Schlaf und wendete sich ab.
    Die Gestalt blieb eine Weile vor dem Schlafzimmer stehen, ohne sich zu bewegen. Dann kam sie herein. Louis' Gesicht war im Kissen vergraben. Weiße Hände streckten sich aus, und dann kam ein Klicken, und die Arzttasche neben dem Bett sprang auf.
    Leises Klirren und dumpfe Geräusche, als die Dinge darin bewegt wurden.
    Die Hände suchten, schoben Medikamente und Ampullen und Spritzen uninteressiert beiseite. Dann fanden sie etwas und zogen es heraus. Etwas Silbriges schimmerte im ersten, schwachen Licht des Tages.
    Das schattenhafte Ding verließ den Raum.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

DRITTER TEIL
    Der Große und Schreckliche Oz
     
    Da ergrimmte Jesus abermals und kam zum Grabe. Es war aber eine Höhle, und ein Stein war davorgelegt. Jesus sprach: »Hebt den Stein weg!«
    Martha sprach zu ihm: »Herr, er stinkt schon, denn er hat vier Tage gelegen.«
    Und als Jesus eine Weile gebetet hatte, rief er mit lauter Stimme: »Lazarus, komm heraus!« Und der Tote kam heraus, gebunden mit Grabtüchern an Füßen und Händen, und sein Angesicht verhüllt mit einem Schweißtuch.
    Jesus sprach zu ihnen: »Löset die Binden und lasset ihn gehen.«
     
    JOHANNES-EVANGELIUM (PARAPHRASE)
     
    »Es ist mir eben erst eingefallen«, sagte sie hysterisch. »Warum ist es mir nicht früher eingefallen? Warum ist es dir nicht eingefallen?«
    »Was?« fragte er.
    »Die anderen beiden Wünsche«, erwiderte sie rasch. »Wir haben erst einen verbraucht.«
    »War das nicht genug?« fragte er aufgebracht.
    »Nein«, rief sie triumphierend. »Lauf hinunter und hol die Affenpfote. Wünsche, daß unser Sohn wieder lebendig wird.«
     
    W. W. JACOBS (»DIE AFFENPFOTE«)
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

58
    Jud Crandall wachte so plötzlich auf, daß er fast vom Stuhl gefallen wäre. Er hatte keine Ahnung, wie lange er geschlafen hatte; es mochten fünfzehn Minuten, aber auch drei Stunden gewesen sein. Er warf einen Blick auf die Uhr und sah, daß es fünf Minuten vor fünf war. Ihm war, als hätten alle Gegenstände im Zimmer kaum merklich ihre Position verändert, und sein Rücken schmerzte vom Schlafen im Sitzen.
    Du alter Schwachkopf, wie konntest du nur!
    Aber er wußte es besser; in seinem Herzen wußte er es besser. Er war nicht allein schuld. Er war nicht einfach auf Wache eingeschlafen; er war eingeschläfert worden.
    Das ängstigte ihn, aber etwas anderes ängstigte ihn noch mehr: was hatte ihn geweckt? Ihm war, als wäre da ein Geräusch gewesen, ein...
    Er hielt den Atem an und lauschte über das papierene Rascheln seines Herzens hinweg.
    Da war ein Geräusch -- nicht das, das ihn geweckt hatte, sondern ein anderes. Das leise Quietschen von Türangeln.
    Jud kannte jedes Geräusch in seinem Haus -- er wußte, welche Dielen knirschten und welche Stufen knarrten, an welchen Stellen der Wind in den Regenrinnen sang und heulte, wenn es stürmte wie in der vergangenen Nacht. Dieses Geräusch kannte er ebenso gut wie alle anderen. Die schwere Vordertür, die Verbindungstür zwischen der Veranda und der vorderen Diele, war geöffnet worden. Und aufgrund dieser Information war sein Verstand auch imstande, sich an das Geräusch zu erinnern, das ihn geweckt hatte. Die Feder an der Gazetür, durch die man vom Vorplatz auf die Veranda gelangte, hatte sich langsam gedehnt.
    »Louis?« rief er, aber ohne echte Hoffnung. Das war nicht Louis da draußen. Was immer es sein mochte -- es war gekommen, um einen alten Mann für seinen Stolz und seine Eitelkeit zu bestrafen.
    Schritte bewegten sich langsam durch die Diele auf das Wohnzimmer

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