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Friedhof der Kuscheltiere

Friedhof der Kuscheltiere

Titel: Friedhof der Kuscheltiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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rötlich-purpurn; es war Zelda, die kreischte: »Nun habe ich dich doch noch erwischt, Rachel, ich werde deinen Rücken krumm machen wie meinen, und du wirst nie wieder aus dem Bett herauskommen nie wieder aus dem Bett herauskommen nie wieder aus dem Bett herauskommen...«
    Church hockte auf ihrer Schulter, und Zeldas Gesicht verschwamm und veränderte sich -- Rachel erkannte mit wirbelndem, lähmendem Entsetzen, daß es in Wirklichkeit gar nicht Zelda war -- wie hatte ihr nur so ein blöder Irrtum unterlaufen können?
    Es war Gage. Sein Gesicht war nicht schwarz, sondern schmutzig, blutbeschmiert. Und es war geschwollen, als wäre er grausam verletzt und dann von groben, lieblosen Händen wieder zusammengeflickt worden.
    Sie rief seinen Namen und streckte die Arme aus. Er rannte auf sie zu und ließ sich hochheben, und die ganze Zeit blieb eine Hand hinter seinem Rücken, als hielte er einen Strauß Blumen, gepflückt auf der Wiese hinter irgendeinem Haus.
    »Ich hab etwas für dich, Mommy!« schrie er. »Ich hab etwas für dich! Ich hab etwas für dich! Ich hab etwas für dich!«

 60
    Als Louis Creed aufwachte, schien ihm die Sonne voll ins Gesicht. Er versuchte aufzustehen und verzog das Gesicht; der Schmerz schoß ihm wie ein Pfeil in den Rücken. Er sank aufs Kissen zurück und blickte an sich herunter. Vollständig angezogen. Gott.
    Er blieb noch einen langen Moment liegen, wappnete sich gegen die Steifheit, die von jedem Muskel Besitz ergriffen hatte, und setzte sich dann auf.
    »Scheiße«, murmelte er. Einige Sekunden schien das ganze Zimmer leicht, aber deutlich vor seinen Augen zu schaukeln. Sein Rücken pochte wie ein fauler Zahn, und wenn er den Kopf bewegte, hatte er das Gefühl, anstelle der Sehnen säßen rostige Bandsägeblätter in seinem Hals. Aber das Schlimmste war sein Knie. Das Ben-Gay hatte nicht geholfen; er hätte sich eine Cortisonspritze geben sollen. Das Hosenbein saß wie eine enge Haut über der Schwellung; es sah aus, als steckte ein Ballon darunter.
    »Schöne Bescherung«, murmelte er. »Das war ganze Arbeit.«
    Er beugte das Knie ganz langsam, um sich auf die Bettkante zu setzen, die Lippen so fest zusammengepreßt, daß sie weiß wurden. Dann bewegte er das Gelenk ein wenig, lauschte auf die Schmerzen, versuchte sich darüber klar zu werden, wie schwer die Verletzung war, ob sie vielleicht...
    Gage? Ist Gage wieder da?
    Das brachte ihn trotz der Schmerzen auf die Beine. Er hinkte durch das Zimmer wie Matt Dillons alter Kumpel Chester. Er ging durch die Tür und über den Korridor in Gages Zimmer, sah sich um, den Namen seines Sohnes auf den Lippen. Aber das Zimmer war leer. Er humpelte weiter zu Ellies Zimmer, das gleichfalls leer war, und dann ins Gästezimmer, das auf die Straße hinausging. Es war gleichfalls leer, aber...
    Auf der anderen Straßenseite stand ein fremder Wagen; er parkte hinter Juds Kleinlaster.
    Na und?
    Ein fremder Wagen konnte Probleme mit sich bringen.
    Louis zog den Vorhang beiseite und musterte das Fahrzeug genauer. Es war ein blauer Kleinwagen, eine Chevette. Und auf dem Dach zusammengerollt, anscheinend schlafend, lag Church.
    Er blickte lange hinüber, bevor er den Vorhang wieder zuzog. Jud hatte Besuch, das war alles -- na und? Und vielleicht war es noch zu früh, sich Gedanken darüber zu machen, was mit Gage geschah oder nicht geschah. Church war gegen ein Uhr mittags zurückgekommen, und jetzt war es erst neun. Neun Uhr an einem herrlichen Maimorgen. Er würde nach unten gehen und sich einen Kaffee kochen, das Heizkissen holen und es um sein Knie legen, und...
    ... und wie kommt Church auf das Dach dieses Wagens?
    »Ist doch egal«, sagte er laut und hinkte auf den Korridor zurück. Katzen schliefen an allen möglichen Orten; das lag in ihrer Natur.
    »Vergiß es«, murmelte er auf halber Höhe der Treppe. Er sprach mit sich selber, das war schlecht. Das war...
    Was war das für ein Ding in den Wäldern letzte Nacht?
    Der Gedanke drängte sich auf, ließ ihn die Lippen ebenso hart zusamenpressen wie der Schmerz in seinem Knie, als er es aus dem Bett schwang. Er hatte von dem Ding geträumt, dem er in der Nacht im Wald begegnet war. Die Träume von Disney World schienen ganz natürlich und mit tödlicher Selbstverständlichkeit in Träume von diesem Ding einzublenden. Er hatte geträumt, daß es ihn berührte, daß es alle guten Träume für immer vergiftet, alle guten Absichten brandig gemacht hatte. Es war der Wendigo. Er hatte nicht nur einen

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