Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Friedhof der Kuscheltiere

Friedhof der Kuscheltiere

Titel: Friedhof der Kuscheltiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Hölle, mit ihrer Arthritis und allem, was dazugehört. Ich hab sie dort gesehen, Jud. Ich hab sie dort gesehen.«
    Das Ding schlurfte zwei Schritte auf ihn zu; seine Schuhe hinterließen eine Schlammspur auf dem abgetretenen Linoleum. Eine Hand hielt es vor dem Körper, wie sie ihm zu reichen; die andere war hinter seinem Rücken versteckt.
    »Hör zu, Jud«, flüsterte es -- und dann öffnete sich sein Mund, entblößte kleine Milchzähne, und obwohl sich die Lippen nicht bewegten, sprach es mit Normas Stimme.
    »Ich habe über dich gelacht! Wir alle haben über dich gelacht. Was haben wir gelacht...«
    » Aufhören!« Das Messer zitterte in seiner Hand.
    »Wir haben es in unserem Bett getrieben, Herk und ich. Ich habe es mit George getrieben und mit dem ganzen Haufen, ich wußte Bescheid über deine Huren, aber du hast nie gewußt, daß du eine Hure geheiratet hattest -- was haben wir gelacht, Jud! Wir haben uns im Bett gewälzt und gelacht über...«
    »HÖR AUF!« schrie Jud. Er sprang auf die winzige, schwankende Gestalt in ihrem Beerdigungsanzug zu, und im gleichen Augenblick schoß der Kater hinter dem Hackklotz hervor, hinter dem er gehockt hatte; er fauchte mit flach an den Schädel zurückgelegten Ohren und brachte Jud exakt zu Fall. Das Hackmesser flog ihm aus der Hand. Es glitt über das wellige, verblichene Linoleum, schlug mit dünnem Klirren gegen die Fußleiste und rutschte unter den Kühlschrank.
    Jud begriff, daß er sich wieder zum Narren hatte halten lassen, und sein einziger Trost bestand darin, daß es das letzte Mal gewesen war. Der Kater stand auf seinen Beinen, mit offenem Maul und funkelnden Augen, fauchend und zischend wie ein Teekessel. Und dann war Gage über ihm, ein glückliches, schwarzes Grinsen im Gesicht, mit mondförmigen, rotgeränderten Augen; seine Rechte kam hinter seinem Rücken hervor, und Jud sah, was er beim Hereinkommen in der Hand gehalten hatte. Es war ein Skalpell aus Louis' schwarzer Tasche.
    »O Gott, o Jesus«, stöhnte Jud und hob die rechte Hand, um es abzuwehren. Und dann erlag er einer optischen Täuschung; bestimmt hatte sein Verstand ausgehakt, denn ihm war, als hätte er das Skalpell auf beiden Seiten seiner Handfläche gleichzeitig gesehen. Dann begann etwas Warmes auf sein Gesicht zu tropfen, und er begriff.
    »Ich will mit dir ficken, Alter«, gluckste das Gage-Ding und blies ihm seinen giftigen Atem ins Gesicht. »Ich will mit dir ficken! Ich will mit euch allen ficken -- so viel -- ich will!«
    Jud schlug um sich und bekam Gages Handgelenk zu fassen. Unter seinem Griff blätterte die Haut ab wie Pergament.
    Das Skalpell wurde ihm aus der Hand gerissen und hinterließ einen klaffenden Mund.
    »So viel -- ich -- WILL!«
    Das Skalpell fuhr wieder herab.
    Und wieder.
    Und wieder.

 59
    »Versuchen Sie es jetzt, Madam«, sagte der Lastwagenfahrer. Er blickte in den Motorraum von Rachels Mietwagen.
    Sie drehte den Zündschlüssel. Der Motor der Chevette sprang sofort an. Der Lastwagenfahrer ließ die Haube herunterklappen, wischte sich die Hände mit einem großen, blauen Taschentuch ab und trat neben ihr ans Fenster. Er hatte ein sympathisches, leicht gerötetes Gesicht. Seine Dysart's Truck-Stop-Kappe hatte er in den Nacken geschoben.
    »Haben Sie vielen Dank«, sagte Rachel, den Tränen nahe. »Ich wußte einfach nicht, was ich hätte tun sollen.«
    »Ach, das war ein Kinderspiel«, sagte der Lastwagenfahrer. »Aber merkwürdig war es schon. So eine Panne ist mir bei einem fast neuen Wagen noch nie begegnet.«
    »Ach? Was war es denn?«
    »Eines der Kabel an der Batterie hatte sich gelöst. Hat sich vielleicht jemand daran zu schaffen gemacht?«
    »Nein«, sagte Rachel und entsann sich wieder des Gefühls, das sie gehabt hatte -- des Gefühls, in das Gummiband der größten Schleuder der Welt geraten zu sein.
    »Dann muß es sich wohl während der Fahrt gelöst haben. Aber jetzt werden Ihnen die Kabel keinen Ärger mehr machen. Ich habe sie alle festgezogen.«
    »Darf ich Ihnen etwas geben für ihre Mühe?« fragte Rachel schüchtern.
    Der Lastwagenfahrer lachte dröhnend. »Kommt nicht in Frage, Lady«, sagte er. »Wir sind die Ritter der Landstraße, ja?«
    Sie lächelte. »Also dann -- vielen Dank.«
    »Mehr als gern geschehen.« Er bedachte sie mit einem breiten Lächeln, aus dem trotz der frühen Morgenstunde die Sonne zu strahlen schien.
    Rachel erwiderte das Lächeln, ließ den Wagen vorsichtig über den Parkplatz rollen und bog dann in den

Weitere Kostenlose Bücher