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Friedhof der Kuscheltiere

Friedhof der Kuscheltiere

Titel: Friedhof der Kuscheltiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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zurückgebliebenen Kind unterhält. »Church stirbt weder heute noch morgen...«
    »Das habe ich ihr zu erklären versucht...«
    »Noch übermorgen und wahrscheinlich nicht in den nächsten Jahren ... «
    »Liebling, dessen können wir nicht sicher sein...«
    »Natürlich können wir das!« schrie sie. »Wir sorgen gut für ihn, er wird nicht sterben, niemand von uns wird sterben -- warum legst du es dann darauf an, ein kleines Mädchen mit Dingen zu quälen, die es erst verstehen kann, wenn es viel älter ist?«
    »Rachel, hör mich an.«
    Aber Rachel dachte nicht daran, ihn anzuhören. Sie war außer sich. »Es ist ohnehin schon schwer genug, mit dem Tod fertig zu werden -- eines Haustiers oder eines Freundes oder eines Verwandten --, wenn es dazu kommt, auch ohne daß man daraus... eine gottverdammte Touristenattraktion macht... einen Waldfriedhof für Tiere...« Tränen rannen ihr die Wangen herab.
    »Rachel«, sagte er und versuchte, ihr die Hände auf die Schultern zu legen. Sie schüttelte sie mit einer schnellen, harten Bewegung ab.
    »Laß das«, sagte sie. »Du hast nicht die geringste Ahnung, wovon ich rede.«
    Er seufzte. »Mir ist, als wäre ich durch eine verborgene Falltür in einen riesigen Mixer gefallen«, sagte er in der Hoffnung auf ein Lächeln. Es kam keins; nur ihre Augen, unverwandt auf ihn gerichtet, funkelten schwarz. Die helle Wut hatte sie gepackt, erkannte er; sie war nicht ärgerlich, sondern wütend. »Rachel«, sagte er, ohne recht zu wissen, was er sagen würde, bevor er es ausgesprochen hatte, »wie hast du in der letzten Nacht geschlafen?«
    »Oh, Himmel«, sagte sie verächtlich und wandte sich ab -- aber nicht, bevor er ein verletztes Aufflackern in ihren Augen gesehen hatte. »Das ist wirklich intelligent. Wirklich und wahrhaftig intelligent. Du änderst dich nie, Louis. Wenn etwas schiefgeht, gibst du einfach Rachel die Schuld, nicht? Rachel hat eben ihre verrückten fünf Minuten.«
    »Das ist nicht fair.«
    »Nein?« Sie trug die Schüssel mit Kuchenteig zur Arbeitsfläche neben dem Herd und hieb sie abermals hörbar darauf. Mit fest zusammengepreßten Lippen begann sie eine Kuchenform einzufetten.
    Geduldig sagte er: »Es schadet nichts, wenn ein Kind etwas über den Tod herausfindet, Rachel. Im Gegenteil, ich halte es sogar für notwendig. Ellies Reaktion -- ihr Weinen -- kam mir ganz natürlich vor. Es...«
    »So, natürlich kam es dir vor«, fuhr ihn Rachel abermals an. »Sehr natürlich, wenn man hört, wie sich ein Kind die Seele aus dem Leib weint wegen eines Katers, dem nicht das geringste fehlt...«
    »Hör auf«, sagte er. »Du redest Unsinn.«
    »Ich möchte nicht mehr darüber sprechen.«
    »Aber ich«, sagte er, jetzt auch zornig. »Du hast dein Teil gesagt -- wie wäre es, wenn ich jetzt das meine sagte?«
    »Sie geht nie mehr dort hinauf. Und soweit es mich betrifft, ist das Thema erledigt.«
    »Ellie weiß seit einem Jahr, wo die Babies herkommen«, sagte Louis entschlossen. »Wir haben ihr das Buch von Myers gekauft und mit ihr darüber geredet, erinnerst du dich? Wir waren uns darüber einig, daß Kinder wissen müssen, wo sie herkommen.«
    »Das hat nichts zu tun mit...«
    »Doch, das hat es«, sagte er grob. »Als ich mich in meinem Arbeitszimmer mit ihr über Church unterhielt, fiel mir meine Mutter ein, die mir die alte Klapperstorchgeschichte auftischte, als ich sie fragte, woher die Frauen ihre Babies bekämen. Ich habe diese Lüge nie vergessen. Und ich glaube nicht, daß Kinder die Lügen, die ihre Eltern ihnen erzählen, jemals vergessen.«
    »Wo Babies herkommen, hat nicht das mindeste mit dem gottverdammten Tierfriedhof zu tun!« schrie Rachel ihn an, und in ihren Augen stand zu lesen: Von mir aus kannst du Tag und Nacht über die Parallelen reden, Louis; rede, bis du schwarz wirst, aber ich nehme es dir nicht ab.
    Er versuchte es trotzdem.
    »Sie weiß über Babies Bescheid; der Platz da oben im Wald hat nur dazu geführt, daß sie auch etwas über das andere Ende der Dinge wissen möchte. Das ist ganz natürlich. Meiner Meinung nach ist es sogar die natürlichste...«
    »Sag das nicht!« kreischte sie plötzlich -- sie kreischte tatsächlich --, und Louis fuhr erschrocken zurück. Sein Ellenbogen stieß an die offene Mehltüte auf dem Tisch. Sie kippte über die Kante, fiel herunter und riß auf. Eine weiße Mehlwolke stäubte heraus.
    »Scheiße«, sagte er niedergeschlagen.
    Oben begann Gage zu weinen.
    »Wunderbar«, sagte sie, jetzt

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