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Friedhof der Kuscheltiere

Friedhof der Kuscheltiere

Titel: Friedhof der Kuscheltiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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irgendwo gewesen wären und dann zurückgekommen sind, aber nicht die ganze Strecke. Aber Ihre Tochter braucht das nicht zu wissen. Ich meine, daß Ihr Kater von einem Auto getötet wurde und zurückkam. Ich glaube, man kann einem Kind nichts beibringen, wenn das Kind nicht weiß, daß es etwas zu lernen gibt. Aber...«
    »Aber manchmal kann man es doch«, sagte Louis, mehr zu sich als zu Jud.
    »Ja«, pflichtete Jud ihm bei. »Manchmal kann man es. Irgendwann wird sie merken, daß etwas nicht stimmt und daß Church vorher anders war. Und vielleicht erfährt sie dabei, was der Tod in Wahrheit ist -- etwas, wo die Schmerzen enden und die guten Erinnerungen auftauchen. Nicht das Ende des Lebens, aber das Ende der Schmerzen. Das brauchen Sie ihr nicht zu erzählen -- sie wird es sich selbst zusammenreimen.
    Und wenn sie mir irgendwie ähnlich ist, dann wird sie ihr Tier auch weiterhin lieben. Es wird nicht bösartig werden oder bissig oder dergleichen. Sie wird es weiter lieben -- aber sie wird ihre eigenen Schlüsse ziehen. Und sie wird erleichtert aufatmen, wenn es endgültig stirbt.«
    »Deshalb also haben Sie mich dort hinaufgeführt«, sagte Louis. Ihm war jetzt wohler. Er hatte eine Erklärung. Sie war zwar verschwommen und beruhte eher auf einer Logik der Nervenenden als auf einer Logik des klaren Verstandes, aber unter den gegebenen Umständen konnte er sie akzeptieren. Und das bedeutete, daß er den Ausdruck vergessen konnte, den er am vergangenen Abend kurz auf Juds Gesicht gesehen zu haben glaubte -- dieses ominöse Frohlocken. »Das war also der Grund...«
    Unvermittelt, fast beängstigend schlug Jud die Hände vors Gesicht. Einen Augenblick lang dachte Louis, er hätte plötzlich einen Schmerzanfall, und war schon besorgt halb aufgestanden, als er die krampfhaften Bewegungen des Brustkorbs bemerkte und begriff, daß der alte Mann mit den Tränen kämpfte.
    »Das war der Grund, und er war es nicht«, sagte er mit gepreßter, halberstickter Stimme. »Ich tat es aus dem gleichen Grund, aus dem Stanny B. es tat, und aus dem gleichen Grund wie Lester Morgan. Lester nahm Linda Lavesque mit hinauf, als ihr Hund auf der Straße überfahren worden war. Er nahm sie mit hinauf, obwohl er seinen eigenen verdammten Bullen von seinem Elend erlösen mußte, der Kinder über die Weiden jagte, als wäre er völlig verrückt geworden. Er tat es trotzdem, Louis«, sagte Jud fast stöhnend, »und wie in aller Welt erklären Sie sich das?«
    »Worauf wollen Sie hinaus, Jud?« fragte Louis bestürzt.
    »Lester tat es, und Stanny B. tat es aus dem gleichen Grund, aus dem ich es tat. Man tut es, weil es einen packt. Man tut es, weil dieser Begräbnisplatz ein Ort mit einem Geheimnis ist, und weil man das Geheimnis mit jemandem teilen möchte. Und wenn man einen Grund findet, der gut genug scheint, dann...« Jud nahm die Hände vom Gesicht und sah Louis mit Augen an, die unendlich alt, unendlich verhärmt wirkten. »Dann zögert man nicht und tut es einfach. Man erfindet Gründe -- es scheinen gute Gründe zu sein, aber vor allem anderen tut man es, weil man es will. Oder weil man es muß. Weil man einmal oben gewesen ist, weil der Ort einem gehört, weil man zu ihm gehört. Mein Dad hat mich nicht hinaufgeführt: er wußte zwar davon, war aber nie oben gewesen. Stanny B. war oben gewesen... er hat mich mitgenommen... und siebzig Jahre gehen vorüber... und dann... ganz plötzlich...«
    Jud schüttelte den Kopf und hustete trocken in die vorgehaltene Hand.
    »Hören Sie zu«, sagte er. »Hören Sie mir gut zu, Louis. Lester‘s Bulle war das einzige Tier, von dem ich weiß, daß es wirklich bösartig wurde. Der kleine Chowchow von Missus Lavesque hat danach, wie ich gehört habe, einmal den Briefträger gebissen, und ich habe noch ein paar andere Dinge gehört -- Tiere, die ein bißchen unangenehm wurden. Aber Spot war immer ein guter Hund. Er roch immer nach Erde, so oft ich ihn auch badete, er roch immer nach Erde -- aber er war ein guter Hund. Meine Mutter hat ihn nie wieder angerührt; aber er war trotzdem ein guter Hund. Aber wenn sie heute nacht beigehen und Ihren Kater abstechen würden, Louis, würde ich kein Wort darüber verlieren.
    Dieser Ort -- er packt einen ganz plötzlich -- und man erfindet die einleuchtendsten Gründe der Welt... Es kann sein, daß ich etwas falsch gemacht habe, Louis. Lester kann etwas falsch gemacht haben. Stanny B. kann etwas falsch gemacht haben. Weiß der Teufel, ich bin nicht Gott. Aber Totes

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