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Friesengold (German Edition)

Friesengold (German Edition)

Titel: Friesengold (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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schon einmal eingebrochen?«
    »Ins Schloss? Lassen Sie mich nachdenken … Ja, das muss 1978 gewesen sein. Aber es war nicht das Schloss, es war eines der Nebengebäude.«
    »Ich meine, in Thalkes Wohnung?«
    »In diese Wohnung?«, schmunzelte Folef von und zu Aldenhausen. »Warum sollte jemand in diese Wohnung einbrechen? Hier ist doch nichts zu holen. Das sehen Sie doch. Und hier war auch nie etwas zu holen, glauben Sie mir.«
    »Das müsste dann aber unser Raubmörder gewusst haben. Sonst hätte er nämlich hier angefangen und dann erst die Erben ins Visier genommen. Was meinen Sie?«
    Der Graf sah ihn irritiert an, als könne er ihm nicht folgen.
    »Es sei denn, er brauchte gar nicht einzubrechen, weil hier ja immer der Schlüssel steckt.«
    Der Hausherr blieb sprachlos. Greven aber ging ein paar Schritte zurück und nahm noch einmal das Schlafzimmer in sich auf. Schon beim ersten Durchgang war ihm die Matratze aufgefallen, die am Kopfende nicht tief genug im Holzrahmen steckte, als sei sie angehoben und nicht wieder ordnungsgemäß hineingedrückt worden. Die Wäschestapel im Kleiderschrank gefielen ihm auch nicht, ganz zu schweigen von den drei Schubladen der Kommode, die allesamt ein paar Zentimeter vorstanden. Vorsichtig zog er die oberste heraus. Kraut und Rüben, Sodom und Gomorrha. Keine Frage, die Wohnung befand sich in einem agonalen Zustand, für den Thalke selbst gesorgt hatte. Dennoch glaubte Greven, Anzeichen für eine spätere Durchsuchung erkennen zu können, auch wenn sie nicht beweisbar sein dürfte. Wenn seine Vermutung zutraf, hatte jemand darauf geachtet, alles ungefähr so zu hinterlassen, wie er es vorgefunden hatte. Seine Suche sollte niemandem ins Auge fallen, der die Wohnung kannte. Allerdings konnte er sich auch irren.
    »Was wollten Sie mit Ihrer Bemerkung andeuten?«, hielt ihm der Graf entgegen, als er das Schlafzimmer verließ. »Soll das heißen, dass Sie eines der hier lebenden Familienmitglieder bezichtigen, etwas mit diesen Morden zu tun zu haben?«
    »Aber mitnichten, Herr Graf. Nichts liegt mir ferner. Ich habe nur einige Gedanken ausgesprochen, die mir ganz spontan durch den Kopf gegangen sind. Routinebedingte Gedankenspiele und Assoziationen. Weiter nichts. Vergessen Sie es einfach.«

 
     
     
     
    24
     
    Wieder fiepte eines der Telefone, während die Tür weit davon entfernt war, von einer Schließung bedroht zu sein. Kollegen aus anderen Ressorts kamen mit Anfragen, Jaspers protokollierte die Aussage einer Zeugin in einem länger zurückliegenden, ungeklärten Mordfall, die sich erst jetzt gemeldet hatte, ein kleiner Hund bellte, dem das Herrchen in der Polizeiinspektion abhanden gekommen war.
    Es war einer dieser Tage, in denen die Mordkommission das Zentrum der Auricher Polizei zu sein schien. Noch dazu war keiner von Grevens Mitarbeitern mit Ermittlungen außerhalb der Bürowände beschäftigt. Die Schreibtische waren besetzt, Keyboards und Telefone waren im Dauereinsatz, das Faxgerät spuckte eine Seite aus.
    Nicht immer gefiel Greven die Kakophonie eines solchen Tages, aber diesmal gingen seine Emotionen mit dem bunten Treiben konform, und sei es, weil er es auch als Indiz für ein allgemeines Vorankommen verstand. Es tat sich nicht nur etwas, es tat sich viel. Ein ungewohnter Optimismus beflügelte ihn, den er anfangs mit Skepsis betrachtete, aber schließlich doch zu genießen begann. Vielleicht gelang ihnen an diesem warmen Januartag ohne Niederschläge der Durchbruch in dem vertrackten Fall. Vielleicht war das Fax, das ihm Ackermann über den Schreibtisch reichte, bereits der erste Baustein?
    »Das Auswärtige Amt hat sich endlich gemeldet. Unsere Anfrage wegen Christian von Reeten.«
    Schnell überflog Greven den in sprödem Amtsdeutsch gehaltenen Text.
    »Das ist ja interessant. Darum hatte Sophie von Reeten Probleme, ihren Mann für tot erklären zu lassen. Es bestehen nämlich Zweifel daran, ob sich ihr Mann während der Tsunamikatastrophe überhaupt in der betroffenen Region um Khao Lak aufgehalten hat. Sein Hotel lag viel zu weit im Binnenland. Und dort ist er am 26. Dezember 2004 angeblich noch von einem Hotelangestellten gesehen worden. Somit muss er dem Tsunami entgegengefahren sein, um von ihm erwischt zu werden, wenn ich das hier richtig verstehe.«
    »Auf dem Weg zum Strand kann das natürlich passieren«, warf Ackermann ein.
    »Du wirst lachen, genau dieses Argument hat der Anwalt von Frau Reeten vorgebracht und hatte auch Erfolg. Trotzdem, das

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