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Friesengold (German Edition)

Friesengold (German Edition)

Titel: Friesengold (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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Anfangsverdacht. Oder haben Sie etwas Gravierendes gegen den Grafen in der Hand? Nein? Dann will ich Ihnen noch etwas sagen. Eine derartige, in meinen Augen willkürliche Prüfung nach dem Ausschlussprinzip kann unsere eigene Kriminaltechnik meines Wissens nicht leisten. Die Echtheitsprüfung müsste also extern vergeben werden. Dazu braucht man Kunsthistoriker, keine Ballistiker. Das heißt, wir müssten das Gutachten wohl oder übel bezahlen. Und soweit ich weiß, kann so etwas richtig teuer sein. Zu teuer, wenn Sie mich fragen. Ohne begründeten Verdacht muss ich Ihnen da leider einen Korb geben. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass Folef auf irgendeine Weise in diesen Fall verstrickt sein könnte. Der Graf ist ein ausgesprochener Ehrenmann und Gentleman der alten Schule. Ein stilsicherer Aristokrat eben. Wie unser Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. Wenn Sie wissen, was ich meine. Guten Tag, Herr Greven.«
    Eine Erwiderung war sinnlos, denn er wusste, dass sie einmal getroffene Entscheidungen nicht so leicht revidierte. Dafür hätte er schwergewichtige Argumente nachlegen müssen, die er nicht besaß. Dennoch empfand er die Abfuhr nicht als Niederlage, sondern nur als Rückschlag. Nicht an diesem Tag, nicht in einer solchen optimistischen Phase. Noch auf den Treppen bastelte er an einem alternativen Plan und rief vor seinem Büro Mona an, der er die Situation nicht lange zu erklären brauchte.
    »Wer könnte uns das sagen? Unverbindlich natürlich?«
    »Dieter Polder«, antwortete Mona nach kurzer Überlegung. »Aber ich hatte länger keinen Kontakt mehr.«
    »Dann lade ihn zum Essen ein. Freundschaften muss man pflegen. Und nach dem Essen bietet sich doch ein kleiner Ausflug an. Oder?«
    Schwungvoll öffnete er die Tür und begab sich wieder an seinen Platz.
    »Sag bloß, du hast sie überzeugt?«, fragte Peters, Häring und Ackermann im Schlepptau, die ihn erwartungsvoll ansahen.
    »Nein, leider nicht. Frau Doktor ist zu sehr dem Adel verpflichtet. Aber es geht auch ohne ihren Beistand. In ein paar Tagen haben wir hoffentlich Klarheit. Ach ja, da ihr schon mal da seid, wie weit seid ihr mit der anderen Adelsfamilie?«
    Die drei Ermittler sahen sich an. Die Wahl fiel schließlich auf Häring.
    »Es hält sich in Grenzen. Bislang haben wir nach Eduard nur die beiden älteren Brüder gesprochen, von denen Raimund für den Mord an Heyden sogar ein Alibi hat. Er war für mehrere Tage in Berlin und hat an einem Kongress teilgenommen. Gustav hat in der fraglichen Zeit in seinem Porsche gesessen und ist auf der A 31 von Bottrop nach Emden gefahren. Überprüfen lässt sich das allerdings nicht. Beide sind erfolgreiche Unternehmer, beide brauchen kein Geld. Jedenfalls nach unseren Maßstäben.«
    »Gut gesagt«, lobte Greven, der mit dem Ergebnis erst einmal zufrieden war. Um sich nicht im Uferlosen zu verlieren, hatte er die Familie von Reeten in mehrere Fraktionen aufgeteilt, die bei Bedarf nach und nach befragt werden sollten. Von den Geschwistern Christians stand nun nur noch die Schwester Claire aus, die in der Schweiz einen passenden Ehemann mit Geld und Stammbaum gefunden hatte. Damit war die erste Fraktion bereits fast komplett. Claire sollte ein Schweizer Kollege befragen. Die Cousins und Cousinen bildeten die zweite Fraktion.
    »Die Brüder haben sich allesamt kritisch über ihre Schwägerin geäußert. Wenn ich sie richtig verstanden habe, ist sie ihnen, kurz und bündig formuliert, nicht konservativ genug. Raimund etwa hat sie als Hippie und Fehlgriff seines Bruders bezeichnet.«
    »Das ist der mit dem Alibi?«
    »Ja«, antwortete Ackermann. »An der Überprüfung arbeite ich noch. Das Hotel hat die Übernachtungen bereits bestätigt. Jetzt versuche ich noch, einige andere Teilnehmer aufzutreiben.«
    »Wir kommen also gut voran«, freute sich Greven, der seinen Ausflug zur Staatanwaltschaft gut verdaut hatte. Da sich auch sein Knie wieder beruhigt hatte, hob er sich erneut aus seinem Sessel, um zur Pinnwand zu gehen. Seine Kollegen folgten ihm, während Jaspers immer noch mit der Zeugin beschäftigt war. Obwohl die Wand nun voller war als noch vor ein paar Tagen, schien sie ihm nicht unübersichtlicher zu sein. Es gab noch einige weiße Flecken, die sie unbedingt klären mussten, aber die Beziehungen zwischen Opfern und Familienmitgliedern waren nun transparenter geworden. Einzig der Goldschmied Onken verharrte noch immer in Einsamkeit. Aber Greven war fest davon überzeugt, dass

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