Friesenluege - Ein Nordfriesland Krimi
Zugezogene von den Bewohnern der Hansestadt gern genannt wurden. Er war angekommen in Hamburg und liebte diese kühle, aber heimische Atmosphäre, die von der Stadt ausgestrahlt wurde. Hier musste man sich wohlfühlen – und das tat er auch. Sie hatten Itzehoe passiert und er schloss die Augen. Die durchgezechte Nacht forderte ihren Tribut und augenblicklich war er eingeschlafen.
9. Kapitel
»Die Fahrkarten bitte!« Erschrocken fuhr Peer Nielsen auf und blickte geradewegs in das Gesicht des grinsenden Schaffners, der vor ihm stand.
»Wo sind wir?«
»Niebüll.«
»Waaaas? Dann muss ich hier raus!« Er sprang von seinem Sitz auf und wollte sich an dem Mann vorbeizwängen, doch der wich keinen Zentimeter zur Seite. »Aber nicht, ohne mir vorher Ihren gültigen Fahrausweis zu zeigen.«
»Ich hab’ keinen.«
»Ach, der Herr hat keine Fahrkarte. Und nun wollen Sie schnell raus, um Geld zu sparen, was?« Das Grinsen war dem Schaffner schlagartig vergangen. Beim Schwarzfahren kannte er kein Pardon. So etwas duldete er in seinem Zug nicht. »Personalausweis«, forderte er in scharfem Ton. Peer Nielsen zückte seinen Dienstausweis. »Ach, auch noch von der Polizei. Das wird ja immer schöner. Recht und Ordnung predigen und selbst nichts einhalten. Das haben wir gern.«
»Hören Sie, ich muss dringend zu einer Zeugenbefragung und jetzt aussteigen.«
»Am Sonntag?« Der Bahnangestellte blickte ihn höhnisch an. »Ich lass mich doch nicht für dumm verkaufen!« Seine Stimme wurde lauter und ein paar Mitreisende aufmerksam. Neugierig reckte ein Mann seinen Kopf aus dem Nachbarabteil. Peer Nielsen spürte, wie ein Kloß aus der Magengegend langsam seinen Hals hinauf wanderte. Er bedauerte, seine Dienstwaffe nicht eingesteckt zu haben, denn vielleicht hätte der Mann ihm dann Platz gemacht. Immerhin hatte er es im Guten versucht, aber was sollte er machen, wenn dieser aufgeblasene Wichtigtuer ihm nicht glaubte?
»Weg da!«, schrie er den Schaffner an. »Sie behindern polizeiliche Ermittlungen und wenn Sie Ihren Arsch nicht sofort wegbewegen, lasse ich Sie verhaften!« Nicht nur der Bahnangestellte, auch die anderen Fahrgäste erstarrten vor Schreck. Dabei war es nicht einmal das laute Gebrüll, das ihnen Furcht einjagte, sondern vielmehr der Ausdruck in seinen Augen, der sie in Salzsäulen verwandelte. Peer Nielsen nutzte die Schockminute und schubste den Schaffner zur Seite. Eilig hechtete er durch den Gang zum Ausgang und schaffte es gerade noch hinaus zu springen, ehe er den Abpfiff der Bahn durch den Zugchef hörte und die Türen zu fielen. Unsanft landete er direkt vor Thamsens Füßen, der auf dem Bahnsteig nach ihm Ausschau gehalten hatte.
»Da sind Sie ja«, begrüßte Dirk den Kollegen. »Dachte schon, Sie hätten den Zug verpasst.«
»Nein, nein«, versuchte Peer zu erklären, während er sich aufrappelte, »es gab nur ein paar Komplikationen.« Er blickte sich um und sah den Schaffner mit erhobenem Arm und geballter Faust hinter der geschlossenen Tür des anfahrenden Zuges. Nielsen winkte ihm zu.
»Ja, wollen wir dann?«, fragte Thamsen leicht irritiert.
»Aber gerne!«
Im Gemeindesaal der Dagebüller Kirche herrschte emsiges Treiben. In der Mitte des Raumes war eine lange Tafel gedeckt, mehrere Frauen huschten mit Kaffeekannen umher und schenkten den Gästen ein.
»Moin!«, rief Thamsen laut in den Raum, doch keiner beachtete ihn. Die Senioren schnatterten alle aufgebracht durcheinander, genau so wie er es befürchtet hatte. Wie sollte er da an brauchbare Informationen kommen? Und was dachte der Hamburger Kollege von dieser seltsamen Versammlung? Er blickte zu Peer Nielsen, der sich mit gerunzelter Stirn umblickte. Endlich nahm eine Frau in Kittelschürze Notiz von ihnen. In der Hand hielt sie eine Tortenplatte.
»Auch ein Stück Butterkuchen?« Während Thamsen dankend ablehnte, griff der Hamburger Kollege beherzt zu. Schließlich hatte Peer Nielsen noch nicht gefrühstückt, da kam ihm der Kuchen gerade recht.
»Wo ist denn Frau Hansen?«, erkundigte sich Thamsen. Als Antwort schwang die Frau den Kuchenteller Richtung Kaffeetafel. Dort beugte sich Erna Hansen über eine andere Dame, um eine Platte Butterkuchen auf dem Tisch zu platzieren. Während Peer Nielsen sich ein zweites Stück Kuchen nahm, steuerte Thamsen auf die Vorsitzende des Seniorenvereins zu. »Moin, Frau Hansen!« Er reichte ihr die Hand, die sie lächelnd drückte.
»Ja setzen Sie sich doch«, forderte sie ihn auf, doch Thamsen
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