Friesenluege - Ein Nordfriesland Krimi
Finger deutete er auf die kühle Leckerei.
»Ja, ja«, gab Haie sich sofort geschlagen, »Onkel Haie kauft dir auch eins.« Er konnte dem niedlichen Wicht nichts abschlagen. Sie gingen zum Kiosk und Haie kaufte Niklas ein kleines Milcheis.
»Hm, hm«, tönte der Kleine neben ihm an der Kasse.
»Na, ist das der Junge von Tom Meisner?« Die Frau hinter dem Verkaufstresen kannte Haie flüchtig und wusste, dass er mit dem Berater von Harry Leibnitz befreundet war. Der Verkäuferin waren die Umstände über Marlenes Tod bekannt, doch dieses Thema mied sie, wie beinahe alle in der Gegend. Man war froh, dass Gras über die Sache gewachsen war, die Täter gefasst und nach den aufregenden Wochen vor gut zwei Jahren wieder Ruhe in Nordfriesland eingekehrt war.
»Ja, das ist Niklas«, bestätigte Haie und besann sich gleichzeitig des eigentlichen Grundes seines Molenbesuchs. »Dat mit Heinrich und Erika ist aber furchtbar, watt?« Die rundliche Frau blickte ihn verwundert an, nickte dann aber. »Nu scheinen die Großstadtkriminellen schon bis hierher zu kommen«, fuhr Haie fort. »Schlimm genug, dass man sich in Hamburg seines Lebens nicht mehr sicher ist, aber hier?« Er drehte sich und wies auf das Hafengebiet. Die Frau folgte seiner leicht theatralischen Geste.
Ihr Gesichtsausdruck wirkte leicht erschrocken, als sie fragte: »Meinst du, das war Mord?« Bisher hatte es keine offizielle Bestätigung seitens der Polizei gegeben. Nur Haie wusste von den Einstichstellen.
»Meinst du denn, das ist Zufall?«, entgegnete Haie .
Die Kioskdame zuckte mit den Schultern und runzelte die Stirn. Es machte den Anschein, als käme ihr die Möglichkeit eines Zusammenhangs zwischen dem Tod von Heinrich Matzen und seiner Frau das erste Mal in den Sinn.
»Vielleicht hat das was mit Heinrichs Zeit auf See zu tun«, bohrte Haie weiter. »Oder vielleicht hat er in Dagebüll krumme Geschäfte gemacht.« Sein Gegenüber wurde bei jeder weiteren Vermutung bleicher. »Ist dir nicht gut?«, fragte er daher nach einer Weile. Die Frau hinter dem Tresen schluckte.
»Naja«, entgegnete sie zögernd. »Vor ein paar Tagen war hier so ein Typ. Aber ich habe mir echt nichts dabei gedacht!«, verteidigte sie sich, noch ehe klar war, wofür. »Der hat gefragt, wie er zum Haus der Matzens kommt.«
16. Kapitel
Thamsen kam heute später als üblich ins Büro. Viel später, denn normalerweise war er einer der Ersten, die die Dienststelle betraten. Aber heute war eben alles anders – nicht nur der Beginn seiner Arbeitszeit. »Moin Ansgar«, begrüßte er gutgelaunt seinen Mitarbeiter, während er pfeifend in sein Büro stiefelte. Sein Zuspruch am Morgen hatte Dörte überzeugt. Gemeinsam wollten sie versuchen, eine Familie zu sein. Auch wenn alles recht ungewohnt war, so fühlte es sich dennoch gut an. Sie hatten gemeinsam gefrühstückt und dabei erste Pläne geschmiedet. Wie zwei verliebte Teenager hatten sie sich voneinander verabschiedet, als Thamsen erst gegen Mittag aufgebrochen war.
»Moin Chef!« Der andere Polizist steckte seinen Kopf zur Tür hinein und beobachtete, wie Thamsen an seinem Schreibtisch Platz nahm. »Berichte von Dr. Becker und Spusi sind da. Wollen wir uns nachher zusammensetzen?« Thamsen nickte. Er fuhr seinen Rechner hoch und öffnete als Erstes das Mailprogramm.
»Ich mach dann erst mal Mittag!«, grinste Ansgar Rolfs und verdrückte sich. Dirk las den Bericht der Spurensicherung. Einbruchspuren hatte man keine gefunden, dafür jede Menge Fingerabdrücke. Die meisten gehörten dem toten Rentnerpaar. Die anderen hatte man nicht zuordnen können. Vermutlich von der Tochter und deren Mann, überlegte Thamsen und vielleicht vom Täter. Er klickte auf die Nachricht von Dr. Becker, doch ehe er den Anhang geöffnet hatte, klingelte sein Telefon.
»Hier is Haie!«, hörte er den befreundeten Hausmeister ins Telefon pusten. »Ich habe eine Spur!« Thamsen musste unweigerlich lächeln. Es war nicht das erste Mal, dass Haie sich zum privaten Ermittler berufen fühlte. Immer wenn es in der Gegend ein Verbrechen gab, war Haie mit von der Partie und besonders im Fall eines Mordes nicht zu bremsen. Das war zwar heikel und nicht ganz ungefährlich, aber Thamsen hatte inzwischen aufgegeben, den Freund von seinen Alleingängen abhalten zu wollen. Er schaffte es sowieso nicht und ehrlicherweise musste er sich eingestehen, dass er von Haies Ermittlungen profitierte. Kaum einer kannte sich derart gut aus in der Gegend. Und seine zahlreichen
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