Friesenluege - Ein Nordfriesland Krimi
immer noch in der Luft, war aber nicht so schlimm, wie er erwartet hatte. Sein Blick fiel auf das Sofa, dann wanderte dieser zu der Schrankwand an der gegenüberliegenden Seite.
»Du fasst bitte nichts an«, bestimmte er, während er sich ein paar Latexhandschuhe überstreifte, die er immer in seiner Jackentasche bei sich hatte.
»Wieso? Ich dachte, ihr habt alles untersucht.«
»Man weiß nie!« Dirk kniete sich vor das Regal und öffnete eine Schublade. Tischwäsche und Serviettenhalter lagen ordentlich sortiert darin. Er schob die Lade wieder zu und machte sich an den anderen Schränken zu schaffen. Doch überall fand er nur Geschirr, Besteck, Gläser und weitere Haushaltswaren. »Also hier haben die definitiv keinen Schreibkram aufbewahrt.« Er schloss die letzte Klappe und drehte sich zu Haie um, der durch das Fenster hinaus in den Garten blickte.
»Echt schön hier«, bemerkte er. »Kann verstehen, dass Heinrich nicht wegwollte.«
Thamsen trat neben den Freund und nickte. »Veränderungen sind immer schwer«, flüsterte er und dachte dabei an Dörte und das Baby und nicht an das tote Rentnerpaar.
»Wenn bloß dieser Geruch nicht wäre. Wollen wir mal nach oben gehen?« Haie stieß Thamsen leicht in die Seite, dem der eigentliche Grund seines Hierseins entfallen zu sein schien.
»Klar.«
Nacheinander stiegen sie die schmale Treppe in das Obergeschoss hinauf, deren Stufen unter ihrem Gewicht ächzten.
»Doch ganz schön morsch«, bemerkte Haie, als sie in dem düsteren Flur standen. Im Gegensatz zum unteren Wohnbereich sah das Haus hier eher abgewohnt aus. Das mochte zum Teil an den schlechten Lichtverhältnissen liegen, aber trotz alledem sah man deutlich, dass in den oberen Räumlichkeiten Renovierungsbedarf bestand. Er öffnete eines der Dachfenster und lehnte sich ein Stück hinaus. Niklas spielte im Garten. Haie nickte zufrieden und zog seinen Kopf wieder ein. Im oberen Stockwerk befanden sich das Schlaf- und vermutlich ehemalige Kinderzimmer von Manuela Groß. Viel hatten die Eltern nicht verändert, denn der Raum wirkte wie ein in die Jahre gekommenes Jugendzimmer. Etwas weiter den Flur entlang befand sich ein großes Bad mit Dusche und Wanne. Eine weitere Tür, die gegenüberlag, war verschlossen.
»Nanu«, Dirk rüttelte an der Klinke. »Ich dachte, die Kollegen …«, murmelte er, während er versuchte, den Raum zu öffnen und sich gegen die verschlossene Tür warf. Doch auch mit Gewalt kam er nicht weiter.
»Wie wäre es damit?« Haie hielt Thamsen, der sich die leicht schmerzende Schulter rieb, einen Schlüssel hin, der auf einer Kommode im Flur gelegen hatte.
»Danke!« Noch immer verwundert, schloss er das Zimmer auf. Der Raum war scheinbar als Arbeitszimmer genutzt worden. Vor dem kleinen Dachfenster stand ein klobiger Schreibtisch und an den Wänden, jedenfalls dort, wo es die Dachschrägen zuließen, Regale mit Büchern und Aktenordnern.
»Abrechnung Haus, Versicherungen, Kontoauszüge«, las Haie die Beschriftungen laut vor. »Oh, schau mal«, rief er dann aufgebracht und wies auf einen Bilderrahmen, der an einem Ordner lehnte. »Das muss Heinrich im Hafen gewesen sein. Da ist er ganz jung und dahinter, das sind doch die Kräne, oder?«
Thamsen trat neben den Freund und blickte auf das Foto. »Sieht so aus. Dann gibt es bestimmt auch Unterlagen über seine Zeit dort.« Er schaute sich suchend um. Zwischen den Akten auf den Regalen schien sich allerdings nichts zu befinden. Jedenfalls ließen die Beschriftungen das nicht vermuten. Dirk machte sich daher am Schreibtisch zu schaffen. In den oberen Schubladen befanden sich neben Tesaabroller, Büroklammern und Locher lediglich ein paar Kassenbons sowie eine Gebrauchsanweisung für die Schreibtischlampe. Erst in der untersten Lade stieß er auf einen Pappordner, der ein paar lose Blätter enthielt. »Reederei Carsten M. Schneider«, las Thamsen von einem vergilbten Stück Papier ab. »Na, hoffentlich gibt es die noch.«
»Und haben Sie auch eine billigere Variante?« Jost Groß schaute ein wenig verärgert auf die Kostenaufstellung für die Doppelbeerdigung. Seit dem Gespräch bei der Bank war seine Laune schlechter als je zuvor. Die Nachricht, dass die Erbschaft sich wegen der polizeilichen Ermittlungen verzögern könnte, war schlimm genug gewesen, aber als die Bank nun auch noch Probleme gemacht hatte, obwohl die doch wussten, wieviel Geld das Haus wert war, brachte das Fass zum Überlaufen. Der Bestatter sah ihn irritiert an. Er
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