Friesenluege - Ein Nordfriesland Krimi
war es nicht gewohnt, mit den Hinterbliebenen über die Preise zu diskutieren. Für gewöhnlich vertraute man seinem fachmännischen Rat.
»Nun ja, eigentlich …«
»Das verrottet doch eh alles. Was sollen wir also einen so teuren Sarg kaufen? Und dieser ganze Schnickschnack …« Jost Groß deutete auf die Satinkissen und spitzenbesetzten Decken. »Brauchen wir nicht, oder?« Er blickte seine Frau gereizt an. Manuela Groß hatte sich in diesem Gespräch nicht zu Wort gemeldet und versuchte nun erst mal, einen Termin für die Beerdigung ihrer Eltern zu finden. »Freitag geht auf keinen Fall«, machte ihr Mann jedoch ihren Vorschlag sofort nieder. »Da ist abends immer so viel los. Da stehe ich ab mittags in der Küche.« Herr Mumme schlug vor, die Beisetzung auf den Montag zu legen. Eine Trauerfeier mit offenem Sarg kam für Manuela Groß sowieso nicht in Frage, da machte es auch nichts, wenn sie ein paar Tage warteten mit der Beerdigung. Ohnehin musste er die Leiche von Heinrich Matzen in Hamburg abholen. Obwohl sie erst gestern freigegeben worden war, hatte man ihn gedrängt, den Leichnam möglichst gleich abzuholen. »Am Wochenende bekommen wir immer jede Menge rein. Dann brauchen wir den Platz«, hatte die Dame aus der Verwaltung der Hamburger Rechtsmedizin ihm am Telefon erklärt. Daher würde sich der Bestatter nach dem Gespräch mit den beiden auf den Weg machen, wenngleich die Leiche nirgends so gut wie in Hamburg lag. Sicher und wohl temperiert in einem der Kühlschränke des Instituts, das konnte Herr Mumme nicht anbieten. Die Leichenhalle in Niebüll war bei Weitem nicht so komfortabel, aber zumindest funktionierte die Kühlung.
»Also wir nehmen die ganz einfache Variante«, bestimmte nun Jost Groß. Der Bestatter blickte auf die Tochter des toten Rentnerpaares, doch die nickte nur. Er wunderte sich, denn soweit er gehört hatte, würde die Tochter das Haus in Dagebüll erben – und davon könnte sie den Eltern eine anständige Beerdigung bezahlen. Wahrscheinlich hatten die sich zeit ihres Lebens für das Kind krummgemacht. Und was war nun der Dank? Herr Mumme schüttelte leicht den Kopf, klappte den Ordner zu und sammelte die Prospekte zusammen. »Kennen Sie sich mit Testamenten aus?« Ohne, dass er eine Antwort gab, redete Jost Groß weiter. »Weil wir warten müssen, bis die Ermittlungen abgeschlossen sind. Erst dann können wir das Haus verkaufen.«
»Haben Sie denn eine Ahnung, wie lange das dauern wird?« Herr Mumme sah sich ewig auf die Bezahlung der Rechnung warten. Und wie zur Bestätigung zuckte der Schwiegersohn der Verstorbenen mit den Schultern. »Bis man den Mörder gefunden hat?«
18. Kapitel
»Ja, die Reederei gibt es noch«, antwortete Peer Nielsen, während er weiter im Internet nach Informationen über Carsten M. Schneider suchte. »Scheint ein alteingesessenes Privatunternehmen zu sein.«
»Mehr haben wir leider nicht gefunden. Haben alles durchforstet, aber dieser Zahlschein war das Einzige«, berichtete Thamsen dem Kollegen von ihren Nachforschungen im Haus der Matzens.
»Na, dann drück mal die Daumen, dass uns das weiterhilft«, seufzte Nielsen ins Telefon.
Er legte auf, schrieb die Adresse der Reederei auf einen Notizzettel und verließ sein Büro. Zuerst würde er zum Sitz der Firma fahren, anschließend in den Hafen. Auf dem Weg nach draußen fragte er kurz nach dem Stand von Heinrich Matzens Mobiltelefon.
»Bisher keine Spur. Wir haben beinahe alle Läden auf’m Kiez durch, aber angeblich hat keiner das Telefon gekauft.« Der ursprüngliche Käufer, den Paul Schlüter ihnen genannt hatte, wollte das Handy an einen befreundeten Händler weiterverkauft haben und der hatte es ebenfalls wieder an jemand anderen abgestoßen und so weiter und so fort.
»Haltet mich aber auf dem Laufenden«, bat er den Kollegen und verabschiedete sich. Die Privatreederei hatte ihren Sitz an einer der Topadressen Hamburgs. Nielsen fuhr die Elbchaussee entlang und staunte wie so oft über die pompösen Bauten. Eine luxuriöse Villa reihte sich auf großzügigem Elbgrundstück an die andere. Manche Häuser lagen derart versteckt hinter großen Hecken oder hohen Mauern, dass man dahinter Berühmtheiten wie George Clooney oder Madonna vermuten würde. Die Reederei residierte in einer Jugendstilvilla mit Elbgrundstück. Nielsen parkte den Wagen, stieg aus und knirschte über den Kies zum Eingang.
»Polizei Hamburg. Ich möchte zu Herrn Schneider«, entgegnete er auf die Frage, wie man ihm
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