Friesenluege - Ein Nordfriesland Krimi
eine Möwe aufmerksam zu machen.
»Da, da!«
Tom zuckte mit den Schultern. »Einen Grund hatte er jedenfalls. Der scheint nämlich finanziell echt ruiniert. Aber ob ich ihm das wirklich zutraue?« Tom zuckte mit den Schultern. »Naja, vielleicht hat er sich die Finger nicht selbst dreckig gemacht. Wenn er über die Reederei den Paul Schlüter kannte?«
»Möglich«, Tom drehte sich um und wartete, dass Niklas zu ihnen aufschloss. »Habt ihr denn sonst etwas auf der Beerdigung rausfinden können?«
Haie wunderte sich, dass der Freund ihn auf die Trauerfeier ansprach, aber die Möglichkeit, dass sein Auftraggeber in den Fall verwickelt sein könnte, schien Toms Interesse in dem Fall mehr und mehr zu wecken, was Haie insgeheim gut fand. Nicht nur, weil er gerne Hilfssheriff spielte, sondern vor allem, weil Tom dadurch auf andere Gedanken kam. Daher erzählte er nun von der Frau im Rollstuhl, die laut Lina Umbrecht aus Hamburg gekommen war.
»Na, vielleicht war das eine seiner Liebschaften. Hat Heinrich nicht geprahlt, dass er da irgendwelche Frauengeschichten hätte?« Daran hatte Haie noch gar nicht gedacht.
»Kann gut möglich sein!«
Dirk Thamsen und Peer Nielsen standen vor dem verschlossenen Büro und schauten sich fragend an.
»Scheint die Biege gemacht zu haben«, kommentierte Nielsen den verlassenen Container.
»Sieht ganz so aus! Und nun?«
»Na, viel mehr können wir momentan nicht ausrichten, oder? Am besten wir warten mal morgen die Gegenüberstellung ab. Vielleicht bringt uns das weiter.« Peer blickte auf seine Uhr. Es war mittlerweile später Nachmittag. Thamsen nickte.
»Dann bis morgen«, verabschiedeten sie sich, als sie in ihre Autos stiegen.
Auf dem Rückweg versuchte Thamsen Dörte anzurufen, doch genau wie in den letzten Tagen meldete sich nur die Mailbox. Wahrscheinlich nahm sie ihm seine Freude über das Baby nicht so ganz ab und ging deswegen absichtlich nicht ans Telefon. Und ganz aus der Luft gegriffen war ihr Verdacht auch nicht. Er hatte sich zwar mittlerweile mit dem Gedanken, nochmals Vater zu werden, angefreundet, aber Feuer und Flamme war er nicht. Schon gar nicht nach der Reaktion von Anne und Timo. Da kamen einige Diskussionen auf ihn zu. Vielleicht sollte er seinen Vatergefühlen auf die Sprünge helfen, dachte er und stoppte in Niebüll in der Hauptstraße. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, als er das letzte Mal hier einkaufen gewesen war. Meistens holte er nur Lebensmittel aus einem der Supermärkte im Industriegebiet ein. Klamotten kaufte er für sich selten und die Kinder waren mittlerweile so groß, dass sie ihre Kleidung lieber allein oder mit Freunden aussuchten. Er schlenderte über den Rathausplatz, vorbei am Buchladen, bis er schließlich zu einem Geschäft kam, in dessen Auslage er im Fenster einen niedlichen Strampler erblickte.
»Soll ich ihn vielleicht als Geschenk einpacken, Herr Kommissar?« Die Verkäuferin an der Kasse kannte sein Gesicht aus der Zeitung. Wahrscheinlich vermutete sie, er wolle den Strampler verschenken, vielleicht an Freunde oder Bekannte. Und er ließ sie in dem Glauben.
20. Kapitel
»Guten Morgen!« Peer betrat den Besprechungsraum, in dem bereits das gesamte Team versammelt war – inklusive dem Chef der Mordkommission. Er räusperte sich, nahm Platz und startete mit einer Zusammenfassung der neuesten Erkenntnisse.
»So, ich muss dann auch gleich los, denn um neun Uhr ist die Gegenüberstellung.« Er war froh, sich gleich wieder aus dem Staub machen zu können, denn obwohl es jede Menge neuer Hinweise gab, einen wirklichen Fortschritt in den Ermittlungen hatte er nicht zu vermelden. Aber das würde sich hoffentlich in einer Stunde ändern, dachte er, als er in das Gesicht seines Vorgesetzten blickte. Der nickte lediglich, aber an seiner Miene konnte Peer die Unzufriedenheit über die Lage ablesen.
»Und was ist sonst noch geplant?«
Schnell erklärte Peer, dass die Niebüller Kollegen dem Bauunternehmer aus Dagebüll nochmals auf die Pelle rücken wollten und er den Reeder zu seiner Beziehung zu Harry Leibnitz befragen würde. »Ich habe bei der Sekretärin eine Nachricht hinterlassen, dass Herr Schneider sich bei mir melden soll.« Das war zwar nicht besonders viel, aber besser als nichts, und da es ansonsten nichts zu besprechen gab, lösten sie die Versammlung auf.
»Ich möchte, dass du vorm Wochenende zu mir ins Büro kommst«, nahm sein Chef ihn anschließend zur Seite. Peer schluckte. Sein erster Fall und er schien es
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