Frisch geküsst, ist halb gewonnen
verloren. Unsere Freundschaft ist ein Opfer dieses Krieges. Das gefällt mir zwar nicht, aber ich kann es nicht ändern. Du schon. Kümmere dich um ihn.“
Oh, bitte. War das sein Ernst? Sie wollte ihm gerade sagen, was sie von ihm hielt, als sie sich an Nicks Erzählungen über seinen Freund in Südamerika erinnerte. Der, der ihn am Leben erhalten hatte. Der Mann, der wie ein Bruder für ihn war. Der Nicks Narben teilte.
Sie waren zusammen gefoltert worden und wären beinahe zusammen gestorben. Nick hatte Garth mehr als sein Leben anvertraut und dennoch Garths derzeitiges Handeln nicht gutgeheißen. Das musste doch etwas zu bedeuten haben. Noch verwirrender war, was war mit dem Mann geschehen, der Nick vor so vielen Jahren vor seinen Kommilitonen gerettet hatte? Wo war der junge Mann, der ihm erklärt hatte, wie man ein Mädchen für sich gewinnt und sich in die Gesellschaft einfügt? Wo war dieser Garth Duncan? Wann hatte er sich verändert – und warum?
„Du willst, dass ich mich um Nick kümmere, während du weiterhin versuchst, meine Schwestern und mich zu Fall zu bringen?“, fragte sie.
„Ich will eigentlich nur Jed vom Sockel stürzen, aber sicher, ihr Mädels seid gerne eingeladen, uns auf dieser Fahrt zu begleiten.“
„Das ist krank. Du gibst mir einen Rat und versprichst mir gleichzeitig, meine Familie zu ruinieren.“
„Ich bin eben vielschichtig.“
„Du bist schwer therapiebedürftig.“ Sie schaute ihn an. „Nick ist dein einziger Freund, oder? Du hast sonst niemanden mehr.“
Garth rutschte auf seiner Bank hin und her. „Wir sprechen hier über Nick und dich.“
„Das haben wir, nun sprechen wir über dich. Was passiert, wenn du gewinnst? Mit wem willst du das feiern?“ Nicht mit Kathy, so viel war klar. Seine Mutter würde ihn nie verstehen. Wer blieb also übrig? Angestellte?
„Ich sollte gehen“, sagte er.
„Nein. Warte.“
Was er getan hatte, war unverzeihlich. So viel war klar, und klar war auch, dass ihm Einhalt geboten werden musste. Und doch gab es hinter der dunklen, wütenden Fassade Anzeichen für einen echten Menschen. Jemanden, der Teil ihrer Familie war. Jemanden, der es vielleicht verdient hatte, gerettet zu werden.
„Tu das nicht“, sagte sie und streckte die Hand aus, um seinen Arm zu berühren. „Hör jetzt auf, Garth. Komm, um auch mit Lexi und Skye zu reden. Gemeinsam finden wir eine Lösung. Wir sind eine Familie, ob uns das nun gefällt oder nicht.“
Er zog seinen Arm zurück und stand auf. „Es ist zu spät, Schwesterherz. Jed muss für das bezahlen, was er getan hat.“
„Einverstanden. Aber lass uns dabei sein. Du musst das nicht alleine tun.“
„Danke für dein Angebot, aber es geht schon.“
„Geht es eben nicht. Du hast jeden verloren.“
Er schenkte ihr erneut dieses Lächeln. „Ich mag es, mit leichtem Gepäck zu reisen.“
Er lügt, dachte sie. Er lügt, um zu verbergen, wie verletzt und einsam er ist. Er war so nah dran zu gewinnen, und er wusste, dass es ein schaler Sieg sein würde. Nur war es jetzt zu spät, um mit dem Spiel aufzuhören.
Ohne nachzudenken, stand Izzy auf und umarmte ihn. Er versteifte sich überrascht und erwiderte die Umarmung nicht. Sie schaute in seine dunklen Augen und wusste, dass sie das Richtige tat.
„Ich werde dich retten.“
Er trat einen Schritt zurück. „Was zum Teufel …? Ich muss nicht gerettet werden. Ich gewinne.“
„Ich weiß. Deshalb will ich dich ja retten. Mach dir keine Sorgen, es wird nicht sonderlich wehtun.“
„Ich mache mir keine Sorgen. Ich komme sehr gut alleine klar.“
Sie lächelte. „Gut gebrüllt, Löwe. Dein Leben hat sich gerade für immer verändert. Du wirst gar nicht wissen, wie dir geschieht. Aber das ist okay. Ich werde es mit viel Liebe tun. Bei Lexi und Skye muss ich zwar noch etwas Überzeugungsarbeit leisten, und Dana würde dich nur zu gerne ihrer Lieblingswaffe vorstellen, aber sie wird auch noch umschwenken. Das wird einfach großartig.“
Zum ersten Mal, seitdem er das Restaurant betreten hatte, wirkte Garth besorgt. „Du weißt ja nicht, was du da redest.“
„Damit liegst du falsch, und das nicht zum ersten Mal. Es ist Ende September. Wir müssen das Ganze bis Anfang Dezember geklärt haben, damit wir alle zusammen Weihnachten feiern können. Das ist eine ganze Menge Heilung für so eine kurze Zeit. Ich bin kein großer Organisator, aber meine Schwestern sind es.“ Sie lächelte wieder. „Danke, dass du vorbeigekommen bist. Ich bin froh,
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