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Frisch gemacht!

Frisch gemacht!

Titel: Frisch gemacht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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Vergnügen muss bezahlt werden. So sind nun mal die Regeln. Ein fieses Spiel.
    Ich habe Kopfweh, Restpromille, die Harald Juhnke erschüttert hätten, und Claudia nervt. Noch dazu hat sich Inge angekündigt. Christophs Mutter. Aber Inge ist immer noch erträglicher als meine Besserwissermutter. Man sollte versuchen, die Dinge positiv zu sehen. Ich kaufe beim Bäcker ein paar Stückchen, und kaum bin ich zu Hause, klingelt es auch schon. Es ist nicht Inge, sondern der Paketbote. An der Tür mustert er mich von oben bis unten und fragt dann: »Sind Sie krank, Frau Schnidt?« Ich schnappe das Päckchen, antworte: »Nee, nur Mutter«, und weg ist er. Das Paket ist für Christoph. Ich muss mich beleidigen lassen, die Päckchen kriegt er.
     
    Inge kommt beladen wie ein nepalesischer Sherpa. Vier Tupperschüsseln vorgekochtes Essen, Rouladen, Hühnerfrikassee, Geschnetzeltes und andere Herrlichkeiten. Zwei Stofftiere fürs »Enkelscher« und Rotbäckchensaft für
mich. Wenn das so weitergeht, kann Claudia in zwei bis drei Monaten den ersten weltweiten Stofftierstreichelzoo eröffnen. Es ist eigentlich ein ganz netter Nachmittag. Ich glaube, Inge hat Ratgeber gelesen. »Nur der jungen Mutter niemals reinreden« – oder so was in der Richtung. Sie nickt, egal, was ich sage, und ist teilnahmsvoll. Außerdem nimmt sie mir Claudia ab. Als ich ihr erlaube, sie zu wickeln, nur zu gerne, ist sie nah am Glückstränenausbruch. Auch mit kleinen Sachen kann man Schwiegermuttis Freude machen. Inge ist mit Sicherheit keine Intellektuelle, aber lieb ist sie. Jedenfalls zu mir. Der Nachmittag bringt mir zwar keinen spektakulären Erkenntnisgewinn, aber ihr Zuhören und ihr Kümmern beruhigen, sie ist wie lebendes Valium für mich.
     
    Ich weiß gar nicht, von wem die Mär mit der bösen Schwiegermutter stammt. »Warte ab, bis du richtig verheiratet bist, dann wissen diese Frauen, dass du nicht mehr entkommen kannst, und zeigen ihr wahres Ich«, warnt meine Schwester, aber solange alles so ist, wie es ist, genieße ich. Grämen kann man sich, wenn es an der Zeit ist. Es gibt ja so Leute, die sich jedes winzige bisschen Freude damit versauen, dass sie sich schon überlegen, wie es danach sein wird. »Ja, jetzt habe ich Erfolg, aber dann. Wer oben ist, kann auch besonders tief fallen. Immer wird es so gut nicht laufen … am Anfang einer Ehe ist es immer toll … «
    Ekelhafte Pessimisten. Ich versuche, mich von dieser Art Mensch fern zu halten. Ratz fatz ziehen die einen mit runter. In den Sumpf des Trübsinns und die Welt des Johanniskrauts. Nee, nicht mit mir. Außerdem, wer sagt denn, dass ich überhaupt heirate. Kurz vor der Entbindung war
ich mir noch sicher. Klar, wir zwei, Christoph und ich, werden vor den Altar treten. Ich in Weiß, Walla Walla, oben eng, unten locker, mit Blumenkranz im Haar und herrlichem Tüff-Tüff-Schleier. Mittig am Blütenkranz festgesteckt. Er, klassisch im dunklen Anzug, mit einer Blüte am Revers. Natürlich die gleiche Sorte wie auf meinem Kopf. Wir werden phantastisch aussehen, und meine und seine Mutter werden weinen. Auch ich werde ein Freudentränchen verdrücken, aber nur ein ganz kleines, damit mir mein perfektes Augen-Make-up nicht verschmiert. Meine Nichte Desdemona streut Blumen, und unsere Tochter sitzt bei Opa auf dem Arm und strahlt. Ein schönes Bild.
     
    Aber danach? Wird er, als verheirateter Mann, noch später heimkommen? Sich so sicher fühlen, dass er sich gar nicht mehr bemühen muss? Und welche Drohmöglichkeiten bleiben mir dann? Höchstens »Scheidung«, und das nimmt letztlich kein Kerl wirklich ernst. Nach dem Motto: ›Wie, du willst den Müll nicht runtertragen? – dann lass ich mich sofort scheiden‹. Da lachen die doch, die Typen. Also, momentan steht mir der Sinn eher nach einem Spaghetti-Eis, einer Weltreise nur mit mir oder einer Ganzkörper-Fettabsaugung.
     
    Komischerweise hat Christoph das Thema auch kein Mal mehr angesprochen. Vielleicht ahnt er, dass seine Aussichten, einen Korb zu kriegen, relativ groß sind. Hinzu kommt die Tatsache, dass ich nicht einfach so heirate. Nicht ohne ordentlichen Antrag. Ich finde, ein richtiger Antrag gehört dazu. Meine Schwester und ihr Mann haben die gemeinsame Ehe beim Frühstück beschlossen. So wie man den Kauf
einer Spülmaschine beschließt. »Hältst du es nicht auch für sinnvoll, nicht nur steuerlich, sondern insgesamt, zu heiraten«, hat mein Schwager Kurt zu meiner Schwester Birgit gesagt. Und die hat bei einem

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