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Frisch gemacht!

Frisch gemacht!

Titel: Frisch gemacht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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Nimm ein anderes, nicht meins, will ich ihr hinterherschreien, halte dann aber doch die Klappe. In Rekordzeit bin ich wieder angezogen und stürze aus der Kabine. Claudia ist in der Kürze der Zeit zum Star der Abteilung avanciert. Nicht nur die Umkleidenherrscherin, sondern noch zig andere Tussen herzen und tätscheln mein Kind. Und die lässt es sich willig gefallen. Eben noch hat sie gebrüllt, als würde sie in den nächsten Minuten verhungern, und jetzt das. Stolz trete ich zu den Damen und sehe so aus nächster Nähe, wie Claudia ihrer Trägerin herzhaft auf das Transparentteil rülpst. Blöderweise rülpst Claudia nicht nur mit Ton, sondern quasi gefüllt. Gammelige Milch rinnt der Armen über die Schulter. Milchweiß auf schwarzem Oberteil. Spitze hübsch dekoriert. Auffälliger geht’s kaum. Eben noch voller Stolz, schäme ich mich direkt. Als hätte ich gerülpst und gespuckt. Ich weiß leider auch, wie das jetzt riecht. Streng säuerlich. So guckt auch die Verkäuferin. »Also das muss ja echt nicht sein«, keift sie mich an. »Ich werde es ihr ausrichten«, keife ich zurück und zerre mein Kind aus ihren Armen. Zur Strafe tropft ein bisschen von der Schulter bis auf ihre Stiefel. So wadenhohe Dinger. Hähä. Peinlich, aber trotzdem habe ich insgeheim Spaß. Geschieht der Alten recht. Wollte sich als »Geben Sie es mal her, ich kann’s eh besser«-Supermutti aufspielen. Übermut tut selten gut.
     
    »Den hätte ich gerne«, sage ich und knalle ihr den lila Badeanzug hin. »Gerne«, zischt sie, »und wo ist Ihre Nummer?« Hatte ich je gedacht, diese Frau wäre nett? Früher wären mir solche Fehleinschätzungen nicht passiert. Irgendwas mit meinen Hormonen ist noch immer nicht im Lot. Ich wetze zur Kabine zurück, hole die Nummer und die zwei aussortierten Badeanzüge und mache mich so schnell wie möglich vom Acker. Mein Shoppingbedarf ist für die nächsten Wochen mit diesem Ausflug gedeckt. Auf dem Damenklo in der sechsten Etage – wie praktisch für Menschen mit beginnender Inkontinenz, erst mal in den sechsten Stock fahren zu müssen – wickle ich meine Tochter. Und ein Fläschchen kriegt sie auch. Die Warmhalteflasche trägt ihren Namen zu Unrecht. Ein Gutes hat’s: Zu heiß ist die Milch keinesfalls. Claudia trinkt sie auch kalt. Ist halt ein braves Mädchen. Wir machen uns auf den Heimweg.
     
    Ich bin erledigt.
    Drei Stunden hat unser Ausflug in die Stadt gedauert, und ich fühle mich, als wäre ich eben mal auf dem Matterhorn gewesen. Ohne Sicherungsseil – Freeclimbingmäßig. Eigentlich hatte ich vor, heute endlich die Wohnung auf Vordermann zu bringen. Undenkbar, in meinem Zustand. Ich schmeiße mich in meinen Jogginganzug und lege mich eine Runde aufs Sofa. Mein Allgemeinbefinden lässt gerade noch das Halten der Fernbedienung zu. Claudia schläft. Hätte sie ja auch mal in der Stadt machen können. Ich schiebe eine Pizza in den Ofen, und während der Käse schmilzt, ist der Tag so ganz langsam wieder mein Freund. Eine Pizza kann das Leben wirklich immens verschönern.
     
    Als Christoph gegen 19 . 30 nach Hause kommt, bin ich schon fast wieder guter Laune. Trotzdem: Strafe muss sein. Schließlich war das heute am Telefon unmöglich von ihm. Aber anstatt reumütig mit einem gigantischen Blumenstrauß zu Kreuze zu kriechen, ist der auch noch frech: »Mann, Andrea, das war dermaßen peinlich vor den Kollegen. Was die gelacht haben. Tu so was nur ja nicht wieder. Oder nur, wenn Claudia schwer krank ist oder den Nobelpreis gewonnen hat.«
    Ich schnappe nach Luft. Bevor ich zum großen Generalkonter ausholen kann, schlurft Christoph in die Küche. »Was gibt’s zum Abendessen? Haben wir Bier da?«, fragt er schon etwas freundlicher. So sind sie, die Männer. Hauptsache warmes Essen und ein lecker Bierchen dazu. Dann ist ihre kleine Welt in Ordnung. »Bier gibt’s beim Getränkemarkt. Soll ich vielleicht in meinem Zustand mit Kind Bierkästen schleppen?«, empöre ich mich. »In welchem Zustand? Habe ich was verpasst? Bist du noch schwanger, oder wie?«, kriege ich sofort die Retourkutsche und: »Ist es zu viel verlangt, ein Fläschchen Bier vom Einkaufen mitzubringen?« Ich fange an, richtig sauer zu werden: »Sie hatten in der Bademodenabteilung ausnahmsweise kein Bier da – und Essen kannst du dir auch selbst machen, ich muss mich auch mal ausruhen.« Sein Blick, den er durch die Wohnung schweifen lässt, sagt alles. Nach dem Motto: ›Machst du eigentlich noch was anderes außer

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