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Frisch gemacht!

Frisch gemacht!

Titel: Frisch gemacht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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Kindern. »Nervige, teure und undankbare Zeitverschwendung«, so charmant hat sich Will mal in einem Gespräch mit mir über Kinder ausgelassen. In Interviews dagegen beteuert er immer wieder, wie putzig er die lieben Kleinen findet. Kinderhass kommt öffentlich nicht sehr gut an, so viel jedenfalls weiß Will.
     
    Ich bin heute nicht so recht bei der Sache. Mein Gewissen nagt. Im Halb-Stunden-Rhythmus rufe ich daheim an. Bis Sabine so gegen elf Uhr komplett genervt ist. »Sag mal, was denkst du von mir, ich hab alles im Griff, arbeite, und dann sieh zu, dass du heimkommst. Claudia geht es gut. Brauchst du eine eidesstattliche Erklärung, oder was sollen all diese Anrufe? Bisher haben alle Kinder mein Sitten
überlebt, also lass uns endlich in Frieden. Wir spielen Memory. Und wenn du es genau wissen willst, ich verliere. Gegen eine Dreijährige. Da fehlen mir gerade noch deine Anrufe. Jetzt weiß ich nicht mal mehr, wo der Apfelbaum liegt«, schnaubt sie und legt auf. Ich will wenigstens nochmal mit meiner Tochter sprechen. Hören, ob es ihr gut geht. Am Telefon eine schwere Prozedur. Mehr als zwei Ja und ein Nein kriege ich aus dem Kind nicht raus. Kommt wohl, was das Telefonieren angeht, weniger nach mir und mehr nach Christoph.
    Aber, immerhin, sie spricht, und sie spielt Memory, da scheint die Krankheit ja nicht so tragisch zu sein.
    Als Muttianfängerin war ich da noch weniger entspannt:
     
    Claudia ist vier Monate alt, und ich bin in einer Hochphase. Sie lacht, schläft am Stück, und das sogar nachts, und alle finden, dass sie ein wirklich hübsches Kind ist. Ich auch. Genau betrachtet ist sie das schönste Kind, das ich je gesehen habe. Wenn das so weitergeht, hängt die mich optisch locker ab. Macht aber nichts, da bin ich großzügig. Sie ist ja mein eigen Fleisch und Blut und kein Schneewitchen. Und all die Komplimente, die ich für Claudia bekomme, sind ja indirekt auch Komplimente für mich. »Obwohl das in dem Alter noch nichts heißt, hässliche Kinder können sehr niedliche Jugendliche werden und umgekehrt«, hat meine Mutter meine Euphorie gedämpft. Christoph hingegen ist ausnahmsweise mal meiner Meinung. Er sieht seine Tochter schon jetzt als Topmodel mit ellenlangen Beinen durch die Welt der High Society stapfen. »Wenn sie achtzehn ist, dann fahre ich mit meiner Kleinen mal zwei
Wochen durch Amerika, vielleicht auf einer Harley, nur sie und ich«, erzählt er schon jetzt jedem mit wohlig verzücktem Grinsen. »Da wird die mit achtzehn sicher ganz heiß drauf sein«, habe ich mit leichter Ironie entgegnet, aber er strahlt schon vor Vorfreude und merkt nichts. Männer und ihre tollen Ideen. Als wären Teenies verrückt darauf, mit ihren Eltern in den Urlaub zu fahren. Gibt es für 18 -Jährige peinlichere Vorstellungen, als mit Papi auf dem Moped rumzudüsen? Nicht viele. Ich kann Christoph aber doch noch davon abhalten, jetzt schon die Reiseroute auszuarbeiten.
     
    Trotzdem – wir beide sind zurzeit begeisterte Eltern. Alles, genau besehen bis auf meinen Bauch, hat sich bestens entwickelt. Nicht nur das Kind. Auch wir, als Eltern. Ich kann das Babyequipment mittlerweile bedienen, als wäre ich eins a Fachpersonal, und Claudia weiß das zu schätzen. Sie isst, verdaut, und das regelmäßig, und auch mein Kinderarzt ist vollauf zufrieden. »Alles nach Plan, Ihre Tochter entwickelt sich altersgemäß«, hat er bei der U 4 verkündet. Uff. Geschafft. Obwohl ich das Gefühl habe, sie ist durchaus weiter entwickelt als altersgemäß. Nicht, dass ich schon an Hochbegabung glaube, aber von der Richtung her, so wie sie guckt und die Rassel schwingt, das lässt hoffen. Ich will aber keine Angebermutti sein und behalte mein Wissen schön für mich. Die anderen werden es noch früh genug merken.
    Die Vorsorgeuntersuchungen sind Anspannung pur. Für mich. Muttitauglichkeitsprüfung. Wenn was nicht so ist, wie es sein sollte, fühlt man sich als Mutter sofort schlecht. Habe ich was verkehrt gemacht, hätte ich mehr spielen, das
Kind rumtragen oder weniger Gläschen füttern sollen? Für jedes Defizit gibt’s Ursachen. Für fast jedes.
     
    Dann werden beim Kinderarzt die großen Grundsatzfragen gestellt. Impfen – ja oder nein? Und wenn ja – was? Das ganze Standardprogramm oder nur einzelne Komponenten? Da hat man mit Anfang dreißig endlich raus, wen man wählen soll, und schon rollen neue schwierige Gewissensfragen auf einen zu. Natürlich habe ich mir deshalb vorab Gedanken zu dem Thema gemacht.

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