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Frisch gepresst: Roman (German Edition)

Frisch gepresst: Roman (German Edition)

Titel: Frisch gepresst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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Händen mag ich nicht. Man sollte beim Händeschütteln schon was spüren. Männer, die schon keinen ordentlichen Händedruck hinkriegen, was soll mit denen sonst los sein? Wenn die so auch beim Sex sind, dann lieber gleich Finger weg. Sex mit Christoph stelle ich mir gut vor. Hart, aber herzlich. Heißt so nicht auch eine Fernsehsendung? Seine Handspielchen lassen jedenfalls auf eine gewisse Kreativität hoffen. Wer will schon die Karnickelnummer. Kuß, dann druff und nach ein paar Minütchen und ein bißchen Gestöhne wieder runter. »Noch ist es nicht soweit, Schnidt«, ermahne ich mich selbst. Aber es hat mir schon immer Spaß gemacht zu spekulieren, wie ein Kerl im Bett sein könnte.
    Die Verhärmte kramt ein paar Krücken raus. »Mintgrün oder Standard?« überläßt sie mir die Entscheidung. »Die bunten kosten Aufpreis, sind aber auch was Besonderes«, schiebt sie erläuternd hinterher. Das Krückengrau paßt zu allem. Deshalb und nicht aus Geiz nehme ich das Normalmodell.
    »Vielleicht sieht man sich mal wieder«, startet sie zähnebleckend einen neuerlichen Versuch bei Christoph. Schicke Jacketkronen hat sie, das muß man ihr lassen. Strahlendes Weiß. Wie aus der Fernsehwerbung. Trotzdem und auch bei aller Frauensolidarität, jetzt ist es mal gut. Ich gehe ebenfalls in die Offensive: »Christoph, laß uns fahren«, (das »uns« betone ich überdeutlich), »ich bin schrecklich müde und will nur noch eins: heim ins Bett.« Es funktioniert. Kleiner Sieg für mich. Obwohl es kindisch ist: einen Mann zu erobern, der auch für andere attraktiv ist, ist reizvoll. Einen Kampf zu gewinnen macht nun mal tierische Freude. Bei solchen vielversprechenden Händen allemal. Wir verabschieden uns freundlich, und ich bedanke mich sogar, allerdings mehr aus Höflichkeit. Da der Sieg mir gehört, fällt mir diese souverän wirkende Geste mehr als leicht.
    »Soll ich dich heimfahren«, fragt Christoph am Auto. Bildet der sich etwa ein, ich wollte die Krücken heute nacht noch einlaufen? Ist ihm die Verehrung der Verhärmten zu Kopf gestiegen? Man darf einfach nicht zu charmant zu Männern sein. Bringt nichts. Im Gegenteil. Die halten sich sofort für unwiderstehlich, und dann sind sie unerträglich. Selbstgefälligkeit kommt bei Männern sehr schnell zum Vorschein. Ein kleiner verbaler Schubs, eine Nettigkeit zu viel und schon macht sie sich breit. Jetzt, ohne die direkte Konkurrenz der Verhärmten, kann ich locker eine Liebenswürdigkeitsstufe zurückschalten. »Nee, ich kann auch laufen, wenn es sein muß und du noch was anderes vorhast«, kontere ich eingeschnappt.
    Klar, daß er mich fährt. Ich wohne nicht weit. In Sachsenhausen. Touristen lieben es. Überall Apfelweinkneipen und ein paar idyllische Gassen. Vor meiner Haustür die obligatorische Frage: »Trinken wir noch einen Kaffee zusammen?« Blitzschnell überlege ich, in welchem Zustand ich meine Wohnung hinterlassen habe. Ich muß ihm den Kaffee abschlagen. Nicht, weil ich zu müde wäre, aber wenn der das Chaos in meiner Wohnung sieht, ist er für immer verloren. Gegen eine gewisse Lässigkeit hat ja niemand was, aber was zu weit geht, geht zu weit. Die Dreckwäsche im Bad auf dem Boden könnte ich vielleicht noch unauffällig entsorgen, aber das Bett müßte mal frisch bezogen werden, und an die Küche will ich gar nicht denken. Er macht ein zerknirschtes Gesicht und quengelt: »Also, einen Kaffee habe ich mir doch wirklich verdient!«
    »Sogar ein Dreigangmenü und das morgen um acht«, versuche ich ihn einzulullen, obwohl ich finde, daß das Ganze ein eher selbstverständlicher Akt der Humanität war, und mich ärgert, daß Männer für jede kleine Gefälligkeit Bezahlung erwarten. »Heute bin ich echt zu geschafft, und mein Fuß tut immer noch sauweh.« Glatt gelogen, aber hätte ich die Wahrheit gesagt, hätte er es sowieso für übertrieben gehalten und immer wieder beteuert: »Ein bißchen Unordnung macht mir doch nichts aus.« Weil sie selbst ständig übertreiben, nehmen sie es natürlich auch von anderen an. Lieber eine kleine Notlüge als stundenlanges Diskutieren.
    Mit der Essenseinladung scheint er zufrieden. »Morgen um acht, na gut. Ich freu mich, ja dann, bis dann«, verabschiedet er sich. Ein Mann, der weiß, wann’s Zeit ist. Erfreulich. Bevor ich mich möglichst elegant aus dem Leopardschutzbezug des Sitzes winde, drücke ich ihm einen kleinen Schmatz auf die Wange, einen dieser dezenten Modelle, beteure meine Dankbarkeit, lächele ihn noch

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