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Frisch gepresst: Roman (German Edition)

Frisch gepresst: Roman (German Edition)

Titel: Frisch gepresst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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übernachten. Der Gedanke, daß sie morgens mit verwischten Wimperntuschenresten, schalem Mundgeruch, Schlaf in den Augen und verstrubbeltem Haar neben ihrem Traummann aufwacht, läßt sie erschaudern. »Bei aller angeblichen Liebe zur Natürlichkeit, das geht den meisten Männern doch zu weit« ist ihre Theorie. Und da ist ja auch was dran. Merkwürdig ist das ja auch im umgekehrten Fall. Wenn man nachts dem irre sexy Liebhaber, diesen Traum von einem Mann, zuguckt, wie er sabbernd mit offenem Mund pennt, kann das für die Leidenschaft schon ein echter Tiefschlag sein. Das geschickteste ist es sicher, sich morgens vor dem Erwachen des anderen aufzuschleichen und ein bißchen herzurichten. Nicht mit vollem Make-up, aber so, daß man irgendwie passabel aussieht. Gepflegte, natürliche Schönheit. Mit frisch geputzten Zähnen. Und odolgespültem anziehenden Atem. Nur, wie man das anstellt, ist mir ein Rätsel. Ich wache einfach nicht automatisch um eine bestimmte Uhrzeit auf. Außer, ich stelle mir den Wecker. Nur erwachen dann ja beide, und sich direkt, wie von der Tarantel gestochen, ins Bad zu begeben wirkt nicht gerade lässig. Da vermutet der Bettneuzugang noch, daß man dritte Zähne hat, die man eben mal schnell einsetzen muß. Eigentlich ist dieses geheime Zurechtmachen dem anderen gegenüber auch unfair. Fühlt man sich nicht noch mundgeruchiger und verpennter, wenn das Etwas neben einem aussieht wie die Frühlingsfrische persönlich? Ich denke, solange einem kein Riesenpopel aus der Nase hängt, ist alles okay.
    Ich freue mich, daß Christoph über Nacht bleiben will. Es ist kuschelig, mal wieder im Arm eines Mannes einzuschlafen. Obwohl einem meist erst irgend etwas anderes einschläft. Sein Schnarchen finde ich in dieser ersten gemeinsamen Nacht sogar noch goldig. So verblendet können wir Frauen sein.
    Über den Wecker am nächsten Tag hätte ich mir keine Gedanken machen müssen. Mitten im Tiefschlaf klingelt es. Das Telefon. Hartnäckig. Wir erwachen etwa zeitgleich. Seinen Hormonen scheint der Schlaf gutgetan zu haben. Als hätte man einen Schalter angeknipst, »Action« gerufen. Doch statt mich den morgendlichen Gelüsten meines Bettnachbarn hinzugeben, beschließe ich, ans Telefon zu gehen. Nicht, weil ich wahnsinnig Lust auf einen Plausch mit Sabine oder wem auch immer habe, sondern weil ich auf dem Rückweg doch mal einen kurzen prüfenden Blick in den Spiegel werfen kann. Um mich dann, beruhigt, dem Rausch der Sinne hinzugeben. Es ist meine Mutter. »Danke für deinen prompten Rückruf gestern abend, Andrea, zuverlässig wie immer«, lautet die charmante Begrüßung. Es folgt eine Abhandlung zum Thema »Unzuverlässigkeit und die Folgen«. Daß man Familie und Freunde mit einem solchen Verhalten verlieren kann. Daß man so keine Karriere machen wird. Ich werde für immer einsam und erfolglos sein, weil ich meine Mutter gestern abend nicht sofort ordnungsgemäß zurückgerufen habe. Ich beschließe, mich auf keine größeren Diskussionen einzulassen. Sonst habe ich die nächsten Stunden am Telefon zu tun. Ich zeige mich zerknirscht und einsichtig. Obwohl ich am liebsten sagen würde: Mutter, laß mir die Ruhe, es liegt eine der größten Versuchungen überhaupt in meinem Bett, und ich möchte noch mal so grandiosen Sex wie gestern abend erleben.
    Wäre doch schade, wenn seine Hormone den Rückzug antreten, nur weil meine Mutter zuviel sabbelt. Die Frau hätte echt das Zeug zur Politikerin. Was die reden kann. Am Stück. Ohne wirklich viel zu sagen. Ein Phänomen. Als ich gerade wieder ergeben »Ja, Mama« antworte, spüre ich etwas: Eine Zunge kriecht mein Ohrläppchen entlang. Zwei lange Arme schlingen sich um meinen nackten Körper, und ich fühle etwas im Kreuz. Seine Hormone sind offensichtlich noch in Hochform. Ich lange mit der freien Hand nach hinten und ernte ein ausgiebiges Stöhnen. Meine Mutter scheint auch was gehört zu haben. »Andrea«, kommt es streng aus dem Hörer, »was ist denn bei dir los, und hörst du mir überhaupt zu?« Zeit, das Gespräch zu beenden. »Mama, hallo, es knistert so, ich höre dich nicht, Mama, bist du noch dran … Mama«, rufe ich und lege dann, begeistert über meinen alten Trick, auf. Jetzt ist sie garantiert richtig sauer. Es klingelt auch direkt wieder. Ich gehe nicht dran. Schließlich scheint mein Telefon ja kaputt zu sein, und die Signale in meinem Rücken sind so fordernd, daß ich für ein bimmelndes Telefon jetzt keine Zeit habe. Christoph ist

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