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Frisch getraut: Roman (German Edition)

Frisch getraut: Roman (German Edition)

Titel: Frisch getraut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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Enttäuschung anstelle der Heldenverehrung getreten.
    Nach seinem Highschool-Abschluss hatte sein Vater ihm ein Flugticket nach Boise geschickt. Er hatte es nicht genutzt. In seinem ersten Studienjahr an der University of Washington hatte er ihn besuchen wollen, doch Sebastian hatte abgelehnt. Er hatte keine Zeit für einen Vater, der keine Zeit für ihn gehabt
hatte. Als er die Uni abschloss, war das Verhältnis seiner Eltern so vergiftet gewesen, dass er Leo gebeten hatte, nicht an der Feier teilzunehmen.
    Nach dem Studium war er mit dem Aufbau seiner Karriere beschäftigt gewesen. Viel zu beschäftigt, um innezuhalten und sich Zeit für seinen Vater zu nehmen. Er hatte ein Praktikum bei der Seattle Times gemacht, mehrere Jahre für die Associated Press gearbeitet und Hunderte Artikel in freier Mitarbeit geschrieben.
    Sebastians Leben als Erwachsener war stets ungebunden gewesen. Frei. Er war ohne jede Bindung durch die Welt gezogen, die ihn hätte einschränken oder behindern können. Er hatte sich den armen Trotteln immer überlegen gefühlt, die gelegentlich eine Pause machen mussten, um über Satellitentelefon zu Hause anzurufen. Ihn hatte nie irgendetwas abgelenkt. Er war beharrlich, entschlossen und hoch konzentriert gewesen.
    Seine Mutter hatte ihn bei allem, was er tat, unterstützt. Sie war sein größter Fan gewesen. Er hatte sie zwar nicht so oft gesehen, wie er gewollt hätte, doch sie hatte das immer verstanden. Wenigstens hatte sie das behauptet.
    Sie war seine Familie gewesen. Sein Leben war ausgefüllt. Sein Vater und er hingegen kannten sich nicht wirklich, und er hatte auch nie den Wunsch verspürt, ihn wiederzusehen. Sollte er irgendwann in der Zukunft das Bedürfnis haben, den Kontakt zu seinem Vater wiederaufzunehmen – vielleicht mit Ende vierzig, wenn es Zeit war, einen Gang zurückzuschalten –, hätte er schließlich noch Zeit genug dafür.
    All das änderte sich an dem Tag, an dem er seine Mutter beerdigte.
    Er war in Alabama gewesen, in Recherchen vertieft, als er
den Anruf erhielt, dass sie tot war. Sie war nachmittags beim Beschneiden ihrer Klematis von einem Tritthocker gestürzt. Keinerlei Fraktur, Schnitt- oder Schürfwunde. Nur ein Bluterguss am Bein. Noch in derselben Nacht war sie allein in ihrem Bett an einer Embolie gestorben. Sie war erst vierundfünfzig gewesen.
    Er war nicht bei ihr gewesen. Hatte nicht mal von dem Sturz gewusst. Zum ersten Mal im Leben fühlte er sich wirklich allein. Jahrelang war er durch die Welt gezogen und hatte sich frei von jeder Bindung gewähnt. Der Tod seiner Mutter hatte seine Leinen wirklich gekappt, und zum ersten Mal im Leben wusste er, wie es war, tatsächlich ungebunden zu sein. Er wusste auch, dass er sich selbst etwas vorgemacht hatte. Er war nicht ohne Bindung durch die Welt gezogen. Sie war da gewesen. Die ganze Zeit. Hatte seinem Leben Stabilität gegeben. Bis jetzt.
    Er hatte noch einen lebenden Verwandten. Nur einen. Einen Vater, den er kaum kannte. Verdammt, sie kannten sich eigentlich gar nicht. Daran war niemand schuld, es war einfach so. Aber vielleicht war es Zeit, das zu ändern. Zeit, ein paar Tage mit seinem alten Herrn zu verbringen und wieder Kontakt zu knüpfen. Es würde bestimmt nicht allzu lange dauern. Er erwartete keine kitschige Versöhnungsszene. Nur ein ungezwungenes Miteinander, frei von den Spannungen, die zwischen ihnen herrschten.
    Er stieg aus dem Landcruiser und lief über den dichten grünen Rasen zum Blumengarten mit seinem Feuerwerk aus Farben. Sebastian dachte an den Diamantohrstecker in seiner Tasche. Er erwog, ihn Mrs. Wingate zu überreichen, damit sie ihn an Clare zurückgab. Dazu müsste er erklären, wo er ihn gefunden hatte, und beim Gedanken daran musste er grinsen.
    »Hallo, Mrs. Wingate«, begrüßte er die ältere Dame, als er näher kam. Als Jugendlicher hatte er Joyce Wingate gehasst. Er hatte ihr die Schuld an seiner sporadischen und unbefriedigenden Beziehung zu seinem Vater gegeben. Diese Phase hatte er etwa zur gleichen Zeit überwunden, als er aufhörte, Clare die Schuld zuzuschieben. Nicht, dass er inzwischen Zuneigung für Joyce empfand. Er empfand überhaupt nichts für sie. Bis zu jenem Morgen hatte er auch nichts für Clare empfunden. Jetzt schon, aber es waren keine positiven Empfindungen.
    »Hallo, Sebastian«, antwortete sie und legte eine rote Rose in einen Korb, der in ihrer Armbeuge hing. Mehrere Rubin- und Smaragdringe schlackerten an ihren knöcherigen Fingern. Sie trug

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