Frisch getraut: Roman (German Edition)
nicht!«
»Du hattest nie einen Verdacht?«, fragte Maddie ungläubig. »Immerhin hat er Tischchen aus Glasscherben gebaut.«
Schockiert legte Clare die Hand vorn auf ihre weiße ärmellose Bluse. »Ich dachte, er wäre kreativ.«
»Du hast uns doch selbst erzählt, dass ihr zwei nicht besonders viel Sex hattet.«
»Manche Männer haben eben einen schwachen Sexualtrieb.«
»Aber nicht so schwach«, sagten alle drei wie aus einem Munde.
»Außerdem treibt er sich im Balcony Club rum.« Maddie runzelte die Stirn. »Das wusstest du doch, oder?«
»Schon, aber nicht alle Männer, die im Balcony Club was trinken, sind schwul.«
»Wer hat das behauptet?«
»Lonny.«
Die drei Freundinnen sagten kein Wort. Das mussten sie auch nicht. Ihre hochgezogenen Augenbrauen sprachen Bände.
»Außerdem hat er Pink getragen«, brachte Lucy vor.
»Männer tragen heutzutage eben Pink.«
Adele machte ein unwirsches Gesicht und schüttelte den
Kopf. »Tja, dann muss ihnen eben jemand sagen, dass sie das nicht sollten.«
»Ich würde nie mit einem Kerl ausgehen, der Pink trägt.« Maddie trank einen Schluck und fügte hinzu: »Ich will keinen Mann, der in so engem Kontakt zu seiner weiblichen Seite steht.«
»Quinn würde nie Pink tragen«, verkündete Lucy, und bevor Clare noch weiter diskutieren konnte, präsentierte sie den unwiderlegbaren Beweis. »Lonny legt viel zu viel Wert auf seine Nagelhaut.«
Das stimmte. Er war regelrecht besessen von gepflegter Nagelhaut und perfekt geschnittenen Nägeln. Clare ließ die Hand in den Schoß ihres erbsengrünen Rocks fallen. »Ich dachte, er sei metrosexuell.«
Maddie schüttelte den Kopf. »Gibt es das überhaupt, ›metrosexuell‹?«
»Oder«, wollte Adele wissen, »ist das nur ein anderer Ausdruck für Männer on the down-low ?«
»Männer on the was?«
»Das hab ich letztes Jahr bei Oprah gesehen. Männer on the down-low sind homosexuelle Männer, die sich als Heteros ausgeben.«
»Warum sollten sie das tun?«
»Wahrscheinlich passt man so besser in die Gesellschaft hinein. Oder vielleicht wollen sie Kinder. Wer weiß?« Adele zuckte mit den Schultern. »Aber Lonny ist mir nicht wichtig. Du bist mir wichtig, und du hättest es uns schon gestern erzählen sollen, statt alles in dich reinzufressen.«
»Ich wollte Lucy nicht den Tag verderben.«
»Du hättest ihn mir nicht verdorben«, versicherte Lucy ihr
kopfschüttelnd, wobei ihr blonder Pferdeschwanz über den Kragen ihrer blauen Bluse strich. »Ich hab mich schon gefragt, ob irgendwas nicht stimmt, als ihr alle verschwunden wart. Und als Adele und Maddie wieder auftauchten, warst du nicht dabei.«
»Ich hab ein bisschen zu viel getrunken«, gestand Clare und war erleichtert, als niemand darauf hinwies, dass sie an der Karaoke-Maschine »Fat Bottomed Girls« geschmettert hatte, oder irgendwelche anderen peinlichen Momente des vergangenen Abends zur Sprache brachte.
Sie überlegte kurz, ob sie ihren Freundinnen von Sebastian erzählen sollte, entschied sich aber schließlich dagegen. Im Leben einer Frau gab es beschämende Momente, die sie lieber für sich behalten sollte. Sich zu betrinken und wie eine Schlampe aufzuführen, gehörte dazu. Du hast gesagt, es wäre der beste Sex deines Lebens gewesen , hatte er gesagt und gelacht, als er das Handtuch fallen ließ. Du konntest nicht genug kriegen. Ja, manche Dinge nahm man am besten mit ins Grab.
»Männer sind so fies«, klagte sie und dachte an Sebastians Gelächter. Wenn es etwas gab, das Clare hasste, dann ausgelacht zu werden; besonders von einem Mann. Genauer gesagt, von Sebastian Vaughan. »Es ist, als könnten sie sehen, wann wir uns am miesesten fühlen, am verwundbarsten sind, und dann umkreisen sie uns und warten den richtigen Moment ab, um uns auszunutzen.«
»Das stimmt. Serienkiller machen in Sekundenschnelle das verwundbarste Opfer aus«, fügte Maddie hinzu, was ihre Freundinnen innerlich aufstöhnen ließ. Da Maddie True-crime-Romane schrieb, interviewte sie von Beruf Soziopathen und
hatte über einige der brutalsten Verbrechen in der Geschichte berichtet. Daher hatte sie eine etwas verzerrte Wahrnehmung der Menschheit und war seit vier Jahren mit keinem Mann mehr ausgegangen. »Es wird ihnen zur zweiten Natur.«
»Hab ich euch von meiner Verabredung letzte Woche erzählt?« , fragte Adele, um das Thema zu wechseln, bevor Maddie so richtig loslegte. Adele schrieb und veröffentlichte Sciencefiction und ging meist mit sehr merkwürdigen Männern
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