Frisch verliebt - Mallery, S: Frisch verliebt
deshalb ist jetzt alles in Ordnung, oder was?“
Jesse sah sie lange an. „Mir ist klar, dass du mir nicht glauben wirst. Nicole hat es auch nicht getan. Ich weiß nicht, warum das geschehen ist. Warum es geschehen musste. Vielleicht, weil ich mein ganzes Leben lang diejenige war, die immer alles vermasselt. Diesmal habe ich die Dinge bloß auf eine andere Art schlimmer gemacht als sonst.“
„Die Antwort ist nicht gut genug.“
Wieder sah Jesse sie lange an, bevor sie die Wagentür öffnete: „Ziemlich witzig. – Das ist das, was Nicole dazu gesagt hat.“
Wyatt knöpfte seiner Tochter die Bluse auf dem Rücken zu und griff nach der Haarbürste. Er sah, dass sie ihm etwas mitteilen wollte, gab aber vor, ihre Gebärden nicht zu bemerken, denn Amy sagte nichts, was er hören wollte.
Als sie sich dann aber umdrehte, die kleinen Hände in die Hüften stemmte und ihn ansah, wusste er, dass er keine Wahl mehr hatte. Er legte die Bürste weg und streckte beide Hände mit den Handflächen nach oben aus, das Zeichen für „Was?“
„Du weißt doch, was“, erwiderte Amy.
Das war richtig. Ihm gefiel sie zwar nicht, aber die Botschaft seiner Tochter war deutlich genug.
„Keine gute Idee“, gebärdete er, womit er sich natürlich nur das unvermeidliche „Warum?“ einhandelte.
Warum? Es gab tausend Gründe, aber nicht einen, den er einer Achtjährigen erklären konnte.
„Ich will Claire“, beharrte sie und ihr Gesicht bekam diesen störrischen Ausdruck, den er fürchtete.
Gewöhnlich kümmerte Nicole sich um Amy, wenn sie mit der Schule fertig war, bis Wyatt sich von der Arbeit frei machen konnte. Wenn er im Büro zu tun hatte, kam sie stattdessen dorthin, aber meistens musste er nachmittags zu irgendeiner Baustelle, kein Ort also, wo er sein achtjähriges Töchterchen spielen sehen wollte.
Da Nicole sich aber nun von ihrer Operation erholen musste, wurde das Babysitting zum Problem, und Amy wollte jetzt ihre eigene Lösung vorschlagen.
Er nahm nicht an, dass es sonderlich hilfreich wäre, ihr zu erklären, dass Claire nicht so ganz der Babysittertyp war. Amy würde nicht verstehen, was das bedeutet. Ebenso wenig konnte er ihr sagen, warum er beschlossen hatte, Claire so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen. Die Funken, die zwischen ihnen flogen, waren einfach viel zu gefährlich, um nicht zu sagen unerwünscht.
„Ich mag sie“, fügte Amy hinzu. „Sie ist nett.“
Wyatt fielen eine Menge Worte ein, um Claire zu beschreiben, aber das Wort nett war nicht darunter.
„Sie würde es nicht wollen“, behauptete er. „Sie ist viel zu beschäftigt.“
Amy grinste. „Sie mag mich.“
Er wusste einfach nicht, wie er damit umgehen sollte. Vielleicht mochte Claire sein Kind ja tatsächlich, vorausgesetzt, sie wäre in der Lage, überhaupt jemand anderen zu mögen als sich selbst.
„Ich bitte doch nicht um ein Pony“, gebärdete Amy und er musste lächeln.
Es war ihr persönlicher Scherz. Nichts war zu groß, solange es kein Pony war.
Er saß in der Falle, weil er seiner Tochter die Wahrheit nicht sagen konnte, denn er konnte ihr ja wohl kaum erklären, dass er Claire nicht traute und sich nicht hundertprozentig sicher war, in ihrer Gegenwart die Kontrolle nicht zu verlieren. Das klang ja wohl nach einer ziemlich erbärmlichen Ausrede.
„Ich werde mit Nicole und Claire sprechen“, versprach er schließlich. „Aber nicht drängen.“
Als Antwort warf sich Amy in seine Arme. Er zog sie an sich, drückte sie fest und war von Liebe erfüllt, wie immer in ihrer Gegenwart.
Mit Frauen mochte er ja wirklich kein Glück haben, aber was Kinder anging, da war er mit dem besten gesegnet. Der Kundenparkplatz der Bäckerei war überfüllt. Claire musste sich durch die Autos schlängeln, um auf den Hinterhof zu gelangen. Dort fand sie vor einer Wand einen Parkplatz und es gelang ihr einzuparken, auch wenn sie keine Ahnung hatte, wie sie rückwärts wieder herauskommen sollte.
Entschlossenen Schrittes ging sie zur Hintertür des Gebäudes und trat ein. „Hallo?“
Als sie keine Antwort erhielt, strebte sie dahin, wo sie den Verkaufstrakt der Bäckerei vermutete. Sie stieß eine Schwingtür auf und befand sich mitten im Chaos.
Der Laden war voller Menschen. Sie standen im Wartebereich herum, verschoben Tische und wirkten alle sehr ungeduldig.
So viele Leute, dachte sie, und ihr wurde ganz flau im Magen. Mussten die denn alle gleichzeitig kommen?
Sid hatte sie entdeckt. „Wieso haben Sie so lange
Weitere Kostenlose Bücher