Frisch verliebt - Mallery, S: Frisch verliebt
sie traurig. Das Spielen hatte ihr gefehlt, denn auch wenn sie es mehr als alles andere hasste, war das Klavier doch ein Teil von ihr.
Claire spielte und spielte, und sie verlor sich im Klang. Bei diesem Publikum war sie in Sicherheit – ein Kind, das die Musik fühlte, ohne einen einzigen Ton zu hören.
8. KAPITEL
V or Ungeduld schon ganz zappelig belagerte Claire den Backofen, während der Timer die letzten Sekunden zählte. Als er dann klingelte, öffnete sie die Klappe und zog den Bräter heraus.
Auf den ersten Blick schien alles ganz in Ordnung. Das Hühnchen hatte eine goldbraune Farbe, ohne verbrannt zu sein, und der Rosmarin, mit dem sie es gefüllt hatte, roch fantastisch.
Sie stellte den Bräter auf die Untersetzer, die sie bereitgelegt hatte, steckte das Bratenthermometer in die Brust des Hühnchens und überzeugte sich davon, dass es genau die richtige Temperatur hatte. Als Nächstes nahm sie ein Messer zur Hand, mit dem sie die Haut an einer Keule aufritzte, und beobachtete dann prüfenden Blickes die Säfte, die heraustraten. Sie waren von klarer Substanz. Zumindest schien es ihr so. Da dies aber nun mal ihr erstes Brathuhn war, konnte sie nicht sicher sein.
Also unterzog sie den Braten dann auch noch dem letzten und allerwichtigsten Test, der darin bestand, richtig hineinzuschneiden. Claire machte sich auf eine Enttäuschung gefasst, entfernte dann aber ein Stück der Haut und schnitt in die Brust.
Es war gar, und immer noch saftig. Sie probierte ein Stückchen. Perfekt!
„Ich habe es geschafft“, summte sie vor sich hin. „Ich habe es geschafft. Juhu!“
Dies war das erste Brathähnchen ihres Lebens. Sie hatte es selbst ausgewählt, gesäubert und gegrillt. Und es war gelungen! Erstaunlicherweise.
Aus dem zweiten Ofen zog sie dann eine Kasserolle mit überbackenen Kartoffeln, für die sie sich jedoch weniger Lob anschrieb, da sie aus einer Packung kamen. Aber trotzdem, auch die sahen gut aus. Zuletzt prüfte sie die grünen Bohnen, die auf dem Herd kochten.
Als alles fertig war, nahm sie einen Teller für Nicole, aber noch bevor sie ihn füllen konnte, hörte sie von der Diele her ein Geräusch. Als sie aufblickte, sah sie, wie Nicole langsam in die Küche kam.
„Ich war es leid, die ganze Zeit im selben Zimmer zu leben“, erklärte Nicole, während sie, eine Hand vor den Bauch gepresst, auf den Tisch zuging. „Ich will hier unten essen, wenn das in Ordnung ist.“
„Natürlich ist es das. Wie hast du denn die Treppe geschafft?“
„Das war eine ganz schöne Herausforderung und es wird lange dauern, wenn ich wieder nach oben muss. Das Essen riecht gut.“
Claire war stolz und nervös zugleich. „Ich habe ein Hühnchen gebraten.“
„Ich bin beeindruckt.“
Unsicher, ob dieser Kommentar nun als echtes Kompliment oder doch anders gemeint war, sah Claire sie an. Nicole lächelte ihr kurz zu.
„Es ist so gemeint, wie ich es sage. Du hast doch erzählt, dass du noch nie gekocht hast. Und nun machst du jeden Abend ein Essen. Das müsstest du nicht tun. Ich danke dir also.“
„Gern geschehen.“
Claire beeilte sich, den Tisch zu decken, und stellte das Essen darauf. Nicole saß auf einem Stuhl und hielt weiterhin die Hand vor den Bauch.
„Möchtest du eine Schmerztablette?“, fragte Claire.
„Nein, die will ich jetzt reduzieren. Es wird schon gehen. In einer Minute werde ich mich besser fühlen.“
Claire legte für sie beide das Essen auf die Teller und setzte sich dann.
Sie war daran gewöhnt, Nicole ihre Mahlzeiten oben zu servieren. Manchmal aß sie dann auch mit ihr zusammen, manchmal nicht. Aber so wie jetzt ganz normal in der Küche zu sitzen war etwas anderes. Sie wusste gar nicht, was sie sagen sollte.
„Ich habe ein paar Stücke Schokoladentorte mitgebracht“, begann sie. „So weit, es mit dem Backen zu versuchen, bin ich nun doch noch nicht.“
„Das ist einer der Vorteile, wenn man eine Bäckerei besitzt“, sagte Nicole. „Da braucht man sich über solche Dinge nie Gedanken zu machen.“
Claire nickte dazu und schnitt in ihr Huhn. Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Sie wünschte, sie hätte einen Wein zum Essen, denn etwas angeheitert wäre sie sicher weniger nervös. Nicht, dass sie eine großartige Trinkerin wäre. Ein Glas, und schon war sie glücklich, zwei, und sie war auf dem besten Weg überzuschnappen. Krampfhaft bemühte sie sich, ein Gesprächsthema zu finden.
„Es war schön, einmal so lange an einem Platz zu bleiben“,
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